Start Zwickau Erhöhung der Parkgebühren: Zwickau nimmt Kundenrückgang in Kauf
Artikel von: Redaktion
17.02.2016

Erhöhung der Parkgebühren: Zwickau nimmt Kundenrückgang in Kauf

Gähnende Leere: Wahrscheinlich nicht nur auf den Zwickauer Parkplätzen, sondern auch in den Geldbeuteln von Einheimischen und Besuchern. Die Parkgebühren sollen um bis zu 100 Prozent steigen und die Stadtkasse zum klingeln bringen. Foto: Alice Jagals

Zwickau. Die Nachricht ging rum wie ein Lauffeuer:  Die Stadt Zwickau will die Parkgebühren erhöhen und das um bis zu 100 Prozent. Die (einzig) gute Nachricht zuerst: Die Brötchentaste bleibt bestehen. Wer aber beispielsweise künftig am Dr.-Friedrichs-Ring oder am Alten Steinweg parken möchte, muss für eineinhalb Stunden schlappe acht Euro zahlen. Dafür darf man dann aber auch den ganzen Tag dort stehen bleiben. Das ist doch was, oder?

Seit 2006 wurde nicht wirklich viel an den Gebühren gerüttelt.  „Ziel ist es, den im innerstädtischen Raum begrenzten Parkraum eine möglichst große Zahl an Nutzern zur Verfügung zu stellen … [und] durch die Erhebung von Parkgebühren einen möglichst hohen  Parkplatzumschlag zu erreichen“, heißt es in der Beschlussvorlage, die in der Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag beschlossen werden soll. Mit der Maßnahme erhofft sich die Verwaltung Mehreinnahmen von einer halben Million Euro auf insgesamt knapp 1,2 Millionen Euro.

Zwickau muss zwar sparen, doch deren Gäste müssen es nun auch. Die Frage ist allerdings: Wo? Denn Parkgebühren stoßen in der Wirtschaft immer wieder auf Kritik. Die Leid tragenden sind nämlich nicht nur die Kunden selbst, sondern auch die Händler. Schließlich wird sich der Kunde genauestens überlegen, ob er mal spontan in die Stadt shoppen gehen oder sich mit Freunden auf ein Eis treffen möchte.

Kathrin Stiller, IHK Zwickau Bereich Handel und Dienstleistungen, gibt zu bedenken, dass diese Situation die Einkaufszentren auf der grünen Wiese noch gestärkt werden. Sie sind gut zu erreichen, man hat alles auf einem Fleck und das Parken ist kostenlos. „Generell verzeichnen Händler auf solchen Flächen mehr Einnahmen. Die Einzelhändler in der Innenstadt müssen neben den hohen Mieten gleichzeitig mit weniger Kunden ihr Geschäft am Leben halten. Die Quintessenz – gerade bei familiengeführten kleinen Geschäften – ist, dass es an der Geschäftsnachfolge scheitert.“
Torsten Spranger, Geschäftsführer der IHK Zwickau fügt hinzu: „Der verkehrlichen Erreichbarkeit mit attraktiven Parkmöglichkeiten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.  Dabei sollte sich das Angebot der Verkehrsinfrastruktur am tatsächlichen Bedarf ausrichten. Der mobile Individualverkehr (MIV) spielt in der Region eine große Rolle und ist für viele Kunden der Stadt und aus dem Umfeld nicht durch ÖPNV oder Fahrrad ersetzbar.“

Stadt nimmt Kundenrückgang  bewusst in Kauf
Dass die Erhöhung der Parkgebühren auch zum Kundenrückgang führen, ist der Verwaltung durchaus bewusst. Zwar können Mehreinnahmen von einer halben Millionen Euro erzielt werden, doch in allen Zonen kommt es zu einer geringeren Auslastung von sieben (Zone I) bis 30 Prozent (Großflächen)

IHK Händler-Umfrage: Parksituation als größtes Manko
Die IHK Zwickau führte im Jahr 2014 eine Befragung unter den Zwickauer Einzelhändlern in der Innenstadt durch. 25 Geschäftsinhaber nahmen daran teil. Die Parkgebühren waren dabei das größte Manko. Das Parkplatzangebot an sich wurde von 52 Prozent als mangelhaft eingestuft. Die Gesamtnote betrug 3,7. Die Erreichbarkeit der Innenstadt hingegen wurde von 56 Prozent der Befragten als gut und von 16 Prozent sogar als sehr gut eingeschätzt.
Kritisiert wurden in Sachen Parkmöglichkeiten, dass es generell zu wenig Parkplätze gibt, was letzten Endes auch für Geschäftskunden ein Problem darstellt. Diese müssen allerdings erst einmal einen Parkplatz finden, denn das Parkleitsystem lasse sehr zu wünschen übrig. Als sehr fleißig hingegen wurden die Mitarbeiter des Ordnungsamtes dargestellt.
Auf die Frage, was sie sich diesbezüglich von der Stadtverwaltung wünschen, nannten sie mehr kostenfreie Parkplätze oder zumindest Kurzzeitparkplätze, den Erhalt der Brötchentaste, eine Senkung der Parkgebühren in der Tiefgarage und am Theater sowie eine Gebührenbefreiung für Ausnahmegenehmigungen für das Be- und Entladen.

Media Markt: Parksituation lässt Unternehmen passen
Ebenfalls zur Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag steht ein Antrag der SPD auf der Tagesordnung. Darin wird die Verwaltung aufgefordert, eine Möglichkeit zu finden, den Media Markt von der Schubertstraße in Pölbitz in die Innenstadt zu integrieren. Richtig ist, dass das Unternehmen einen neuen Standort bevorzugt, vor allem, nachdem das Areal des ehemaligen Praktiker-Baumarktes kein Gewerbegebiet mehr ist. Eine weitere Handelsfläche und somit Kundenmagnet ist dadurch ausgeschlossen. Favorit ist die Erweiterung des Gewerbegebietes an der Reichenbacher Straße auf Höhe des Kress-Marktes.
Doch die Innenstadt sei keineswegs die erste Wahl. „Das Problem sind definitiv die fehlenden Parkplätze“, erklärt Media Markt-Verkaufsleiter Andreas Vogt. „Nicht nur, dass der Kunde sein Elektrogerät auf schnellstem Wege ins Auto bekommen möchte, sondern auch meine Mitarbeiter Parkplätze benötigen“, so Vogt weiter. Insgesamt gibt er an, an die 300 Parkplätze zu brauchen.

Die geplanten Gebühren im Überblick

Die Zone I
beinhaltet folgende Straßen, Wege und Plätze innerhalb des Dr.-Friedrichs-Ringes und unmittelbar angrenzend: Schumannplatz, Münzstraße/ Hauptmarkt, Hauptmarkt/Alter Steinweg, Katharinenstraße, Parkplatz Malsaal, Klosterstraße, Parkplatz TIM, Amtsgerichtsstraße und Dr.-Friedrichs-Ring
Tarif: 0,80 Euro/ angefangene 1/2 Stunde ab 120 Minuten Tagesgebühr von 8,00 Euro

Die Zone II
beinhaltet folgende Straßen, Wege und Plätze: Kreisigstraße, Römerstraße, Reinholdsgarten, Parkplatz an der Mauritiusbrücke, Parkplatz B93, Parkplatz unter Glück-Auf-Brücke, Neumarkt, Carolastraße/Stiftstraße
0,60 Euro/ angefangene 1/2 Stunde ab 240 Minuten Tagesgebühr von 6,00 Euro)

Die Zone III
beinhaltet alle übrigen Straßen, Wege und Plätze sowie die Großflächen Platz der Völkerfreundschaft und Parkplatz Brückenberg.
Tarif: 0,40 Euro/ angefangene 1/2 Stunde ab 180 Minuten Tagesgebühr von 4,00 Euro