Start Erzgebirge Preisgekrönte Schnittchen!
Artikel von: Sven Günther
03.12.2015

Preisgekrönte Schnittchen!

Foto: Stadt Annaberg-Buchholz/Matthias Förster

Über Geschmack lässt sich köstlich streiten

Annaberg-Buchholz. Über Jean Anthelme Brillat-Savarin weiß man nichts! Nur eine Prise elitärer Feinschmecker kennt seinen Namen – und doch führen alle einem ihm zugeschriebenen Satz im Munde: De gustibus non est disputandum – Über Geschmack kann man nicht streiten. Der Franzose, der bis 1826 lebte und das Buch “Die Physiologie des Geschmacks” schrieb, kannte die sächsischen Stollenbäcker nicht. Denn zwischen ihnen tobt schon eine Ewigkeit ein Streit um die Frage, ob der Dresdner oder der Erzgebirgische Stollen besser schmeckt.

Für den Obermeister der erzgebirgischen Bäcker, Michael Weisbach aus Königswalde, steht fest: “Den Vergleich mit dem Dresdner Strietzel gewinnt der erzgebirgische Weihnachtsstollen.”
Die Ergebnisse des 15. Erzgebirgischen Stollentages geben ihm recht. Acht Firmen errangen das begeehrte DLG-Gold:
Annaberger Backwaren GmbH
Konditorei Fiedler, Einsiedel
Cafe Schreiber, Schlettau
Bäckereien Nönnig, Ehrenfriedersdorf,
Bäckerei Kreißl, Scheibenberg,
Bäckerei Göpfert, Krumhermersdorf
Bäckerei Wolter, Mildenau
Bäckerei Matschke, Falkenbach.

 

Im Bild am Tisch sind die Prüfer der anonymen Stollenprüfung wie folgt zu sehen (v.l.n.r.): Bäckermeister Andreas Schulz, Andre Bernatzky, Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Sachsen e.V. (Dresden), Uto Stieberger, Berufliches Schulzentrum Technik, Ernährung. Wirtschaft Annaberg-Buchholz
Im Bild am Tisch sind die Prüfer der anonymen Stollenprüfung wie folgt zu
sehen (v.l.n.r.): Bäckermeister Andreas Schulz, Andre Bernatzky, Akademie
Deutsches Bäckerhandwerk Sachsen e.V. (Dresden), Uto Stieberger,
Berufliches Schulzentrum Technik, Ernährung. Wirtschaft Annaberg-Buchholz

Die Prüfer Andre Bernatzky von der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Sachsen e.V., Uto Stieberger vom Beruflichen Schulzentrum TEW in Annaberg-Buchholz sowie Bäckermeister Richard Schulz führten die Stollenprüfung im Erzhammer nach strengsten DLG-Kriterien durch. Fünf Kategorien entschieden über den Sieg. Das waren Form und Aussehen, Oberflächen- und Krustenbild, Lockerheit und Krumenbild, Struktur und Elastizität sowie Geruch und Geschmack. „Geruch und Geschmack haben die höchste Bedeutung“, sagt Innungsobermeister Michael Weisbach. Diesmal wurden 50 Weihnachtsstollen anonym bewertet. Auch diesmal wurde zum Stollentag deutlich: Durch handwerkliche Herstellung, jahrzehntelange Erfahrungen und feinste Rohstoffe wird seit Jahrzehnten höchste Qualität erreicht. Diese Qualität wird weltweit nachgefragt. In Argentinien und Brasilien, Südafrika und Australien, Japan und Hongkong, in den USA, in Kanada, in arabischen und zahlreichen europäischen Ländern wird das traditionelle Weihnachtsgebäck immer beliebter.
Ein Garant für Qualität und Herkunft ist neben den Bäckerinnungen seit 2010 auch der Stollenverband Erzgebirge. Mit Wettbewerben wie dem Erzgebirgischen Stollentag, gemeinsamer Vermarktung und gegenseitigem Erfahrungsaustausch trägt er zum Erfolg des erzgebirgischen Weihnachtsstollens bei. Seit 2012 tritt der Verband mit einer eigenen Stollenverpackung auf.

Auch in Dresden gab es eine Stollenprüfung. Am 6. November stellten Bäcker in der Altmarkt Galerie ihre Produkte vor. „Bei der Stollenprüfung wird nicht der beste Stollen gekürt. Unser Ziel ist es, die Qualität und Exklusivität unseres Traditionsproduktes zu bewahren. Dafür müssen die Stollen den Anforderungen an die Zutaten und Güte entsprechen, die in unserer Verbandssatzung festlegt sind“, erklärt der Geschäftsführer des Schutzverbandes Dresdner Stollen e. V., René Groh. „Nur dann dürfen sie in der aktuellen Saison als Dresdner Christstollen verkauft werden.“ Zudem muss ein echter Dresdner Stollen in Handarbeit in einer Backstube in einem eng um die sächsische Landeshauptstadt definierten Umkreis hergestellt werden.
Etwas verbindet die Dresdner Bäcker zusätzlich: Sie sind sich sicher, dass ihr Striezel besser als der erzgebirgische Stollen schmeckt – und sie pfeifen auf die Weisheiten eines Jean Anthelme Brillat-Savarin, den ohnehin keiner kennt…sg/pm