Start Erzgebirge Privatissime
Artikel von: Sven Günther
29.12.2015

Privatissime

Foto: Agentur

Von Eric Frenzel
Laura sitzt draußen auf dem Balkon und sonnt sich, Philipp spielt daneben, unser jüngster Sohn schläft in seinem Bettchen. Was sich nach einem idyllischen Familienurlaub anhört, ist eine Episode aus dem gegenwärtigen Weltcupwinter – nach der Absage des Weltcups in Klingenthal wegen Schneemangels, bin ich mit meiner Familie und meinem Heimtrainer in ein privates Trainingslager gefahren, nämlich nach Val di Fiemme. Der Bundestrainer hat uns Heimtraining verordnet und wir haben uns dann gefragt, wo die besten Trainingsbedingungen in den Alpen sind und haben Val di Fiemme identifiziert. Zwar hat es auch dort kein Schnee gegeben, aber die Nächte sind kalt, so dass ausreichend Kunstschnee für Loipen und Schanzen produziert werden kann. Seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag sind wir hier.
Dieser Weltcupwinter ist für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung. Keiner hat mehr einen normalen Wettkampfrhythmus, das Gefühl für das Laufen und das Springen automatisiert sich nicht so, wie sonst. Von der Einstellung her hat man viele Saisoneröffnungswettkämpfe, an die man sich immer etwas herantastet.
Deshalb sind wir nun in Val di Fiemme und trainieren täglich sehr gut. In der Loipe geht es darum, Kilometer abzuspulen, um die Laufform zu halten, auf der Schanze dagegen wird weiter an Details gearbeitet, insbesondere in Auswertung der letzten Wettkampfsprünge. Die Anfahrtshocke wird durch Videoanalysearbeit optimiert; wir achten auf eine gerade Anfahrt und auf eine aerodynamische Anfahrtshocke, um die Anfahrtsgeschwindigkeit zu verbessern. Auch die Steuerung im Flug mit Armen und Beinen wird in der Auswertung in viele Einzelabschnitte zerlegt und diskutiert, um dann beim nächsten Sprung die diversen Ableitungen umzusetzen – beim Schanzentraining schaut dann spontan meine Familie zu, im Winter hat dies für alle Seltenheitswert und trotz aller Trainingsanspannung genießen wir als Familie diese Art von Zusammensein.
Nach dem Training laufen wir alle zusammen und Kinderwagen schiebend zu unserem kleinen Hotel in der Nähe der Anlagen. Am Abend sollen noch weitere Teammitglieder vom Kader in Oberwiesethal anreisen, nachdem ich den Stützpunkt informiert hatte, dass die Trainingsbedingungen hier sehr gut seien.

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In der Wirtsstube sitzen wir gemütlich zusammen und spielen mit Philipp, während wir auf das Essen warten: Pasta nach hauseigenem Rezept zuvor, danach Wild mit Salat. Auf den Nachtisch verzichte ich zugunsten meines Sohnes, der die zweite Eiskugel mit Wonne verspeist. Wir liegen alle früh im Bett und freuen uns auf den nächsten „kombinierten“ Trainings-und Familientag.

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