Start Mittelsachsen RATGEBER: Wohnen in Mittelsachsen: Zwischen Landflucht und Aufrüstung
Artikel von: Redaktion
14.07.2017

RATGEBER: Wohnen in Mittelsachsen: Zwischen Landflucht und Aufrüstung

In Mittelsachsen wird vielerorts neuer Wohnraum geschaffen. Foto: fotolia.com © schulzfoto

Die Wohnsituation in Deutschland ist zwiegespalten: Während der Immobilienmarkt aufgrund der niedrigen Zinshöhen für Kreditnehmer in bestimmten Gebieten weiterhin boomt, besteht andernorts vielmehr die Gefahr des Leerstandes. Städte werden immer beliebter, ländliche Gebiete scheinen dagegen immer mehr an Reiz zu verlieren.

Die Folge: Die Wohnungen auf dem Land und in strukturschwachen Regionen bleiben leer. Vor allem die jungen Leute und Familien mit Kindern zieht es eher in die Städte, während die ältere Generation in den Ortschaften auf dem Land zurückbleibt.

Die aktuelle Situation in Mittelsachsen

Dieses Problem hat auch der strukturschwache Landkreis Mittelsachsen, der 2008 gegründet wurde: Zwischen den Jahren 2010 und 2015 haben dem Landesamt für Statistik zufolge rund 16.000 Einwohner den Landkreis verlassen. Und noch immer hat Mittelsachsen mit dem stetigen Bevölkerungsrückgang zu kämpfen.

Obwohl die ländlichen Gebiete gut mit Kindertagesstätten, Grundschulen und vergleichsweise günstigen Grundstückspreisen ideal für Familien mit Kindern sind, zieht es kaum noch jemanden in eine der 53 Städte und Gemeinden. Im Gegenteil: Die meisten der Kommunen drohen immer weiter an Einwohnern zu verlieren.

Am schlimmsten trifft es im Landkreis die Gemeinde Neuhausen, die an der tschechischen Grenze liegt. Einzig in Freiberg ist ein Wachstum bei den Einwohnerzahlen zu beobachten. Doch die anderen Städte und Gemeinden geben so schnell nicht auf.

Frankenberg lockt mit neuen Wohnungen

Die Stadt Frankenberg hat in diesem Jahr ein großes Projekt begonnen, um für neuen attraktiven Wohnraum zu sorgen: Das denkmalgeschützte Gebäude, das in der Freiberger Straße 57 steht, wird derzeit für rund 850.000 Euro komplett saniert und umgebaut. Die Abbrucharbeiten sind bereits so gut wie fertig. Im Dezember dieses Jahres sollen die Bauarbeiten beendet sein.

Geplant ist, dass im Erdgeschoss einmal ein Gewerbe einzieht, aber bisher hat sich dafür noch kein geeigneter Bewerber gefunden. Für die Gestaltung können in der aktuellen Bauphase noch Vorschläge gemacht werden. Die vier Wohnungen, die auch in dem Gebäude entstehen, sind dagegen bis auf eine bereits vergeben. Die Mieter hatten sich zeitnah gemeldet, zwei davon sogar schon während der Planphase.

Ausschlaggebend für die schnelle Entscheidung waren die guten Bedingungen, die die neuen Wohnungen bieten werden: Sie weisen einen attraktiven Zuschnitt auf und sind in Stadtnähe gelegen, außerdem haben die Anwohner später die Möglichkeit, im Hinterhof in zwei Garagen und auf zwei Stellplätzen zu parken.

Zwei der Wohnungen werden vier Räume haben und 100 bis 105 Quadratmeter groß sein, die anderen beiden werden mit drei Räumen und jeweils 72,5 Quadratmetern kleiner ausfallen. Drei der vier Wohnungen bekommen eine Terrasse, die vierte – eine der Drei-Raum-Wohnungen – dafür einen kleinen Garten, der nicht von den anderen Parteien mitgenutzt werden kann.

Drei weitere Häuser in der Freiberger Straße wurden bereits saniert und mit neuem Wohnraum ausgestattet. Mit der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wird in diesem Jahr ein weiteres Stück der Frankenberger Altstadt aufgewertet.

Aus alt wird neu in Freiberg

In Freiberg wird aktuell ein denkmalgeschütztes Gebäude zum Wohnhaus umgebaut. Foto: fotolia.com © Elke Hötzel

Die Kreisstadt Freiberg hat zwar bislang noch keinen Rückgang der Einwohnerzahlen zu befürchten, dennoch werden auch hier Maßnahmen ergriffen, um dem vorzubeugen. Wie in Frankenberg, wird auch hier ein vorhandenes Gebäude zu neuem Wohnraum umfunktioniert.

An der Annabergstraße 11 ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex gelegen, dessen sich nun ein privater Bauherr angenommen hat. Bis zum Jahr 2019 soll aus dem ehemaligen Ratshof ein Wohnhaus werden.

In dem Wohnhaus werden drei Wohnungen und eine Gewerbeeinheit entstehen. Nach der Sanierung des Wohnhauses geht es mit dem Seitenflügel und der ehemaligen Scheune des Ratshofes weiter. Diese sollen zu Wohn- und Lagerflächen umgebaut werden.

Die Kosten für die Sanierungs- und Umbauarbeiten belaufen sich auf etwa 950.000 Euro, wobei die Stadt zur finanziellen Unterstützung des Vorhabens 285.000 Euro beisteuert. Dieser Zuschuss wurde in der letzten Sitzung des Stadtrates bewilligt.

Döbeln macht Platz für Eigenheime

Döbeln hat im Wohngebiet Sonnenterrassen einen zweiten Bauabschnitt erschlossen. Foto: fotolia.com © pure-life-pictures

Auch die Stadt Döbeln hat sich das Ziel gesetzt, mit der Schaffung von neuen Wohnflächen die Anwohnerzahl zu erhöhen oder zumindest zu erhalten. Zu diesem Zweck wurde in diesem Jahr in dem neuen Wohngebiet Sonnenterrassen in Döbeln Nord der zweite Bauabschnitt erschlossen.

Dort sollen elf Grundstücke mit einer Größe zwischen 650 und 850 Quadratmetern entstehen. Die zukünftigen Bauherren können die Art und Gestaltung ihres Eigenheims frei wählen, lediglich bei der Höhe ist eine Grenze von 11,80 Metern gesetzt.

Auf dem ersten Bauabschnitt wurden bislang drei neue Eigenheime gebaut und weitere acht Grundstücke von den insgesamt 18 sind bereits an Bauherren vergeben. Für die verbleibenden Grundstücke sind schon ernste Anfragen eingetroffen.

Die Fläche, wo nun Platz für neue Eigenheime gemacht wurde und wird, war einst der Standort für Mehrfamilienhäuser, die für das Bauprojekt zugunsten des Eigenheimbaus abgerissen wurden. Eigentümer der Fläche ist die Döbelner Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft, kurz DWVG.

Hartmannsdorf rüstet nach

Die Gemeinde Hartmannsdorf ist bemüht, für ihre Anwohner und potenzielle Neuzugänge attraktiver zu werden und will dementsprechend nachrüsten. In diesem Jahr stehen rund 9,2 Millionen Euro zur Verfügung, die in die positive Entwicklung der Ortschaft investiert werden sollen.

Es sind auch schon einige Bauvorhaben geplant. Mit einem Budget von rund 200.000 Euro soll ein weiteres Teilstück der Oberen Hauptstraße ausgebaut werden. Die Fördermittel sind laut Bürgermeister bereits beantragt. Doch auch ohne die finanzielle Stütze wird das Projekt durchgeführt.

Das Gebäude Leipziger Straße 1/Obere Hauptstraße 2 soll im Auftrag der Kommune abgebrochen werden, die Fördermittel sind bereits gesichert. An Stelle des alten Gebäudes soll dort ein Parkplatz angelegt werden.

Am Hartmannsdorfer Kreuz ist ein Kreisverkehr geplant. Begleitet wird das Vorhaben von weiteren Projekten: Für rund 200.000 Euro wird unter anderem ein Teilstück der Leipziger Straße ausgebaut sowie ein Fußweg angelegt.

In Hainichen geht es voran

Die Stadt Hainichen hat in diesem Jahr ebenfalls eine Reihe an Bauvorhaben und Projekten auf der Agenda stehen, um für eine weiterhin positive Entwicklung und mehr Attraktivität für die Bevölkerung zu sorgen, auch in den einzelnen Ortsteilen.

In dem Wohngebiet Ottendorfer Hang will man dem Rückgang der Einwohnerzahlen vorbeugen. Zwar ist der Leerstand, der schon vor beinahe 20 Jahren prognostiziert wurde, derzeit noch überschaubar. Damit das aber auch so bleibt, soll in diesem Jahr für rund 430.000 Euro die Ringstraße erneuert werden.

Zudem steht der Ausbau und die Sanierung der August-Bebel-Straße inklusive der Georgenstraße und Ziegelstraße an, was bereits für das vergangene Jahr angedacht war. Die Baumaßnahmen werden in zwei Abschnitten durchgeführt, einer in diesem und einer im nächsten Jahr.

Der Ortsteil Gersdorf/Falkenau wird mit einem modernen dörflichen Zentrum in der Dorfmitte von Gersdorf aufgewertet, zu dem auch ein Spielplatz und einige Aufstellflächen für Verkaufsfahrzeuge gehören werden. Großzügige Grünflächen runden das Bauprojekt ab, das mit rund 310.000 Euro veranschlagt wird.

Mittweida denkt heute schon an morgen

In der mittelsächsischen Hochschulstadt Mittweida bleibt man kontinuierlich dabei, sie so zu gestalten, dass bestehende und neue Generationen hier eine Zukunft haben.

Dieses Engagement erstreckt sich auf vielen Ebenen: Es gibt Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur, zur Gestaltung von städtischen Plätzen sowie zur Planung des Straßenbaus. Bei all diesen baulichen und strukturellen Maßnahmen Wert auf eine attraktive Gestaltung und eine nachhaltige Entwicklung der Stadt.

So sollen auf dem Gelände der ehemaligen Rundstrickmaschinenfabrik neue Eigenheime gebaut werden. Zur zukünftigen Gestaltung des Gebietes und zur Einteilung der Parzellen haben sich Architekturstudenten der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Gedanken gemacht und Vorschläge entwickelt.

Ziel der Bauaktion ist es, Mittweida innerstädtisch zu verdichten und Baulücken zu schließen, die durch Abrissmaßnahmen entstanden sind. Das wertet zum einen die Optik der Stadt auf und kann zum anderen zu kürzeren oder praktischeren Wegen im Nahverkehr sorgen. Diese Faktoren sind wiederum für die Einwohner attraktiv.

Die Initiative Nestbau-Zentrale

Um wieder mehr Einwohner für den Landkreis Mittelsachsen zu gewinnen, wurde im Dezember 2015 die Initiative Nestbau-Zentrale ins Leben gerufen, die vom Bund sowie vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird.

Das Projekt unterstützt den zweitgrößten Landkreis im Bundesland Sachsen bei seinen Bemühungen, dass die Menschen dort bleiben oder ihren Wohnsitz dorthin verlagern wollen.

Bei der Nestbau-Zentrale handelt es sich also um einen Service, der allen, die in Mittelsachsen eine Immobilie bauen, kaufen oder mieten möchten, zur Seite steht, ihnen bei wichtigen Fragen rund um das Wohnen, Leben und Arbeiten in dem Landkreis weiterhilft und sie an die richten Ansprechpartner weitervermittelt.

Dieses Angebot richtet sich an diejenigen, die entweder schon in Mittelsachsen leben und bleiben möchten, an diejenigen, die wieder dorthin zurückkehren möchten und an diejenigen, die dorthin ziehen möchten.

Der Service der Nestbau-Zentrale zeigte bereits Wirkung. So gab es zahlreiche Anfragen von Unternehmen, die sich in Mittelsachsen etablieren wollen und nach Fachkräften suchen sowie von Privatleuten, die sich nach den Arbeits- und Wohnbedingungen erkundigten und nach Arbeitsstellen gesucht haben.