Start Richard Ringeis (SPD): Förderalismus ist in der Bildungspolitik nicht hilfreich!
Artikel von: Judith Hauße
02.08.2019

Richard Ringeis (SPD): Förderalismus ist in der Bildungspolitik nicht hilfreich!

Richard Ringeis (SPD, re.) im Gespräch mit WochenENDspiegel-Chefredakteur Sven Günther. Fotos: Frank Langer

Annaberg-Buchholz. Wer sich traut, darf für sich trommeln! Dieses Angebot macht der WocheENDspiegel sächsischen Landtagskandidaten.
Sie beantworten kritische Fragen unserer Journalisten.

Heute: Richard Ringeis (SPD), der im Wahlkreis Erzgebirge 5 (MEK) antritt.

Hier geht es zum Trommel-Wirbel von Richard Ringeis:

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Fühlen Sie sich einsam?

Warum sollte ich einsam sein?

Die SPD schwächelt in Deutschland, kränkelt in Sachsen und ist im Erzgebirge tot, oder?

Klar ist die SPD im Erzgebirge nie eine Volkspartei gewesen. Doch sie als tot zu beschreiben, finde ich etwas übertrieben. Es gibt zahlreiche
Menschen mit SPD-Parteibuch, die sich aufopferungsvoll für ihre Gemeinde, ihre Stadt und das ganze Erzgebirge engagieren…

Sie plädieren für ein dezentrales Lehrerstudium, glauben dadurch, Lehrer in die ländlichen Regionen zu bekommen. Wie wollen Sie die Pädagogen zwingen, nach dem Studium (falls sie es in der Provinz antreten) dort auch zu bleiben?

Wenn Sie von „Zwang“ reden, haben Sie meinen Ansatz nicht verstanden. Ein Lehramtsstudium dauert mindestens 5 Jahre. Viele
brauchen etwas länger. Dazu kommt das Referendariat. In dieser Zeit passiert bei einem jungen Menschen viel. Während des Studiums bauen sich
Student/innen ein soziales Umfeld auf, heiraten vielleicht schon oder bekommen bereits Kinder. Dieses Umfeld – die neue Heimat – will man danach nicht so gern verlassen…

Mit einer Dezentralisierung der Ausbildung, bleiben ländliche Regionen wie z.B. das Erzgebirge nicht auf der Strecke… Wäre eine Zentralisierung der Bildung und eine Bündelung von Geld und Kompetenzen nicht wichtiger?

Der Föderalismus ist in vielen Bereichen eine gute Sache. Ich finde aber, in der Bildungspolitik ist er nicht hilfreich. Deshalb würde ich
es begrüßen, wenn es zum Beispiel ein einheitliches Zentralabitur geben würde. Es ist doch ein Unding, dass die Schwierigkeit der Reifeprüfung so
unterschiedlich ist, der Numerus Clausus (z.B. im Fach Medizin) aber deutschlandweit einheitlich. Abiturienten aus Ländern mit höheren Ansprüchen werden so benachteiligt. Wahrscheinlich würde jedes Bundesland auf dem eigenen System beharren. Im 21. Jahrhundert sollte es aber möglich sein, sich in der Mitte zu treffen. Am Ende sprechen auch ökonomische Gründe dafür, weil man im Bereich der Länder-eigenen Verwaltungen sparen könnte.

Würden Sie die Moritzburger Thesen Ihres sächsischen Partei-Chefs Martin Dulig unterschreiben?
Als ich die Thesen gelesen habe, hat mir Martin Dulig fast schon aus dem Herzen gesprochen. Wie Dulig sehe ich es auch, dass die SPD offener, zukunftsgewandter und vor allem jünger werden muss. Dazu will ich meinen Teil beitragen. UND: Ich denke, er wäre genau der richtige Mann, den Bundes-Parteivorsitz der SPD zu übernehmen.

Weil er seit Jahren weiß, wie man mit schlechten Wahlergebnissen, schwachen Strukturen und sinkenden Mitgliederzahlen umgehen muss?

Nein. Weil er ein Politiker mit Visionen ist, der in der bundesdeutschen Politik-Landschaft nicht verbraucht ist. Martin Dulig hat als Vorsitzender der SPD in Sachsen und als Wirtschaftsminister gezeigt, dass er Führungsqualitäten hat, Dinge durchsetzen kann. Schauen Sie sich doch die GRÜNEN an. Die haben die Inhalte der Politik in den letzten Jahren nicht geändert. Dass sie jetzt so viel Zuspruch bekommen, liegt auch daran, dass mit Robert Habeck und Annalena Baerbock zwei junge Politiker im Mittelpunkt stehen, die Sympathieträger sind. Das wäre Martin Dulig mit seiner klaren Art und klaren Sprache auch.