Start Erzgebirge Rote Karte gegen die Gewalt
Artikel von: Sven Günther
24.02.2020

Rote Karte gegen die Gewalt

Jörg Prager, der Chef des Kreisfußball-Verbands im Erzgebirgskreis zieht Bilanz. Foto: Robert Hesse

Wie der Herr, so das Gescherr

Lößnitz. Zehn Jahre sind ins Land gezogen, seitdem die Kreisverbände Fußball Annaberg, Mittleres Erzgebirge, Stollberg und Westerzgebirge/Aue-Schwarzenberg am 1. Juli 2010 fusionierten und zum Kreisverband Fußball Erzgebirge (KVR Erz) wurden. Was kann der Vorstandsvorsitzende Jörg Prager rückblickend zum Volkssport Nummer eins im Amateurbereich sagen?

Klima im Amateurfußball
„Die Mehrzahl der Spiele laufen ordnungsgemäß und nach wie vor meist friedlich ab. Trotzdem ist eine Steigerung der Gewalt von Spielern untereinander und gegen Schiedsrichter festzustellen“, bemängelt Jörg Prager. Die Formen der Gewalt sind dabei meist verbal, aber auch immer häufiger körperlicher Art, sei es durch grobe Fouls oder sogar Tätlichkeiten. Dies sei ein Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Verhältnisse, die vor den Sportplätzen nicht Halt macht. „Hier müssten die Trainer und Vereinsverantwortlichen noch positiver auf Spieler einwirken“, so Prager. Dies gelte besonders im Nachwuchsbereich und hier insbesondere bei den Eltern. „Oft ist es so, wie der Herr, so das Gescherr!“

Die Fakten: Wegen Schiedrichterbeleidung gab es in der Saison 2018/19 acht rote Karten. In der ersten Halbserie 19/20 waren es schon elf. In den letzten zehn Jahren gab es alle zweier Spieljahre einen Abbruch wegen Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter. In dieser Halbserie hatten wir schon zwei.

Auswirkungen der schnelleren Bestrafung der Profis auf den Amateurfußball
„Strafen spielen wenigere eine Rolle“, so der Vorstandsvorsitzende. Allerdings würden oftmals nur die nicht so positiven Dinge der Profis von den Amateuren nachgemacht.

Nachwuchssituation
Im Kreis Erzgebirge sind 379 Mannschaften am Start, davon 262 Nachwuchsmannschaften mit steigender Tendenz. Der KVF Erz hat seine Mitgliederzahl im Kreis von 2010 mit etwa 14 000 Mitgliedern jetzt auf fast 19 000 Mitglieder steigern können und ist somit nach Leipzig und Dresden der drittstärkste Mitgliederkreis. „Damit haben wir als Kreis die meisten Mannschaften in Sachsen, die am Spielbetrieb teilnehmen“, freut sich Prager. Der Vorstand unterstützt die Vereine massiv finanziell im Nachwuchs, dieses Jahr mit fast 10 000 Euro. Die Anzahl der Schiedsrichter geht auch wieder leicht nach oben und ist zur Zeit bei 267 aktiven Schiedsrichtern angelangt. „Langfristig wollen wir allerdings die Zahl 300 anpeilen“, sagt Prager optimistisch.

Gewünschte Unterstützung
„Ich würde mir noch mehr Unterstützung bei Problemen, wie zum Beispiel in punkto Gewalt, von Politik und vor allem vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Sächsischen Fußball-Verband (SFV) wünschen“, äußert Prager. Er bemängelt ganz klar, dass man dort wohl der Meinung sei, dass die Gewalt auf den Sportplätzen in den letzten Jahren nicht gestiegen sei. „Dies ist einfach nicht wahr und soll nur beruhigen“, so der Vorstandsvorsitzende vom KVF Erz. „Die Fakten im Kreis und den Nachbarkreisen sprechen eine andere Sprache.“

Höhepunkte
„Ein ganz klarer, fröhlicher Höhepunkt ist der Klassenerhalt für die 2. Bundesliga des FC Erzgebirge Aue sowie die positive Finanzsituation des KVF Erz“, freut sich Jörg Prager. „Allerdings sind leider auch die traurigen Höhepunkte nicht von der Hand zu weisen“, fügt der Vorstandsvorsitzende hinzu. „Neben dem Ableben vertrauter Sportkameraden kommen auch Spielabbrüche durch Gewalt an Schiedsrichtern hinzu.“