Start Erzgebirge Rückkehrer sucht und findet das Glück
Artikel von: Andre Kaiser
14.07.2021

Rückkehrer sucht und findet das Glück

Daniel Drechsel ist jetzt sein eigener Chef. Foto: Regionalmanagement Erzgebireg

Erzgebirge. Als Daniel und seine Frau Kirsten vor der Familiengründung standen, entschieden sie sich bewusst, nach über zehn Jahren zurück ins Erzgebirge zu ziehen – ein Glücksmoment für die junge Familie. Zurück in der Region, arbeitete Daniel als Angestellter in seinem Beruf als Kfz-Meister. Zwei Kinder kamen in der neuen, alten Heimat zur Welt. Aber nicht nur die Familie wuchs, sondern auch der Wunsch zur Selbstständigkeit: „Der Plan, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, reifte in mir schon lange“, so der Familienvater. Nach der Freude, im Erzgebirge wieder eine Heimat gefunden zu haben, fand er hier schließlich auch die Chance, seine berufliche Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Als Fachkraft zurück, als Unternehmer angekommen

Alles wollte für den Schritt ins Unternehmertum durchdacht sein: die familiäre Situation, das finanzielle Risiko, persönliche Abwägungen, aber auch ein Businessplan musste her. Vor drei Jahren wurde es dann für den Kfz-Meister konkret: „Die Kinder waren alt und ich noch jung genug, um die Ideen in die Tat umzusetzen“, erzählt Daniel mit einem Schmunzeln. Er inserierte bei der Handwerkskammer, um einen bestehenden Betrieb in der Region zu übernehmen. Daraus ergab sich der Kauf eines insolventen Autohauses mit Werkstatt und Gashandel: „Letztendlich habe ich einen Asset Deal gemacht und die für mich interessanten Unternehmensgüter erworben.“ Aber nicht nur das, auch alle Mitarbeiter, die bleiben wollten, übernahm der Gründer.

Selbst und ständig? Zufrieden und frei!

Aus dem bisherigen Angestellten wurde nun der Chef des Kfz-Service Drechsel. Die bisherige Alltagsstruktur wurde über den Haufen geworfen. „Angestellt sein hat viele Vorteile: geregelte Arbeitszeiten, finanzielle Sicherheiten, fixe Rahmenbedingungen“, weiß Daniel Drechsel. Und dennoch: „Ich gehe zufrieden auf Arbeit, auch wenn es viel mehr zu tun gibt als vorher.“ Wichtig ist ihm aber eins: „Samstag und Sonntag sollen arbeitsfrei sein – für meine Kollegen, für mich und insbesondere für meine Familie.“ Selbst in Hochphasen ist es sein Ziel, spätestens die Zeit der Gute-Nacht-Geschichten mit den Kindern zu verbringen.

Beruf und Familie zusammenzubringen ist für Daniel Drechsel eine nicht immer ganz einfache Herausforderung, der er sich aber stellt: „Ich habe Ehrgeiz. Ich möchte Dinge schaffen, im Unternehmen und Zuhause. Die vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden und etwas zu bewegen, das stellt mich zufrieden.“

Und hier in seiner Heimat fällt es ihm zusammen mit seiner Familie leicht, den richtigen Ausgleich zu finden: „Wir sind in wenigen Minuten im Wald. Dort kann ich auch gern mal eine Stunde auf einer Bank Pause machen, den Ausblick genießen, ein Bier trinken. Aber auch unser Garten und das Haus bieten mir Freiraum, da komme ich zur Ruhe.“ Kraftquelle ist für den 36-jährigen auch das Umfeld: „Das ist einfach ein unbezahlbares, soziales Kapital“.

„Als Unternehmer schaffst du Werte, nicht Geld“

Mit der Kfz-Service Drechsel GmbH hat sich Daniel seinen Traum erfüllt – und ist gleichzeitig zum Allrounder geworden: Einkauf, Rechnung, Personal, Kundenarbeit und ab und zu selbst schrauben. „Wenn man sich selbstständig macht, muss man auch ein kleines bisschen verrückt sein“, meint Daniel lächelnd. Aber genau darin kann er sich entfalten: „Man muss immer wieder Dinge neu denken, ausprobieren und lernen. Man bleibt nicht stehen. Der Weg, der vor zwei Jahren funktioniert hat, muss in zwei Jahren nicht mehr der Beste sein.“

Flexibel und damit frei zu sein, sind für Daniel Drechsel wesentliche Zufriedenheitsfaktoren: „Als Unternehmer schaffst du Werte, nicht Geld. Für dich selbst, aber auch im Umgang miteinander. Wir sind ein kleines Team von acht Leuten. Wir können individuell agieren und aufeinander eingehen.“

So ist das Entfalten dieser Freiheit – sowohl beruflich, als auch privat – ein Teil seiner Zufriedenheit. Dafür soll die Firma „klein und fein“ bleiben. Zwar sucht er Mitarbeiter und Auszubildende, möchte aber – schon aus der eigenen Erfahrung heraus – kein Großbetrieb werden. Wichtig sind ihm Überschaubarkeit, Flexibilität, Individualität und das Familiäre. „Weniger ist manchmal mehr“, sagt er. Und vielleicht ist es genau diese Erkenntnis, die Daniel Drechsel so zufrieden macht.

Autorin: Sabine Schulze-Schwarz