Start Chemnitz Sachsens größter Harley-Store zieht hier ein
Artikel von: Judith Hauße
27.04.2022

Sachsens größter Harley-Store zieht hier ein

V.l.n.r.: Sibylle Thomas-Göbelbecker, Harley-Davidson-Vertriebsleiter Mathias Lindner und Gerd Göbelbecker vor dem künftigen Harley-Davidson Store im denkmalgeschützten Bahnhof Mitte.Foto: Judith Hauße
Harley-Davidson-Store zieht in den alten Bahnhof-Mitte in Chemnitz ein

Von Judith Hauße

Vorbei die Zeit des Verfalls: Lange genug war der alte Bahnhof Mitte in Chemnitz dem Zustand der Verwahrlosung ausgesetzt. Bis vor zwei Jahren, als Investoren ihre Chance nutzten. Sibylle Thomas-Göbelbecker und Thomas Göbelbecker liebäugelten schon immer mit dem Traum, den Harley-Davidson Laden an der Zwickauer Straße zu vergrößern. Als ihr Architekt fragte, welches Gebäude ihnen dafür am liebsten wäre, kam prompt die Antwort: „Ein alter Bahnhof“, erinnern sich die beiden Investoren. „Wir haben so etwas schon in Amerika gesehen und entschieden, sowas wollen wir auch“, erzählt Chefin Sibylle Thomas-Göbelbecker. Für die beiden, die auch schon in Leipzig und Dresden weitere Harley-Davidson-Stores besitzen, ist der Bahnhof Mitte dementsprechend ein langgehegter Wunsch, zumal es deutschlandweit kein vergleichbares Geschäft dieser Art gibt, wie sie sagen. „Meist sind das bloß Lagerhallen oder Neubauten“, sagt Investor Gerd Göbelbecker.

„Das Ding wiegt 400 Kilo“, sagt Vertriebsleiter Mathias Lindner als er gemeinsam mit Gerd Göbelbecker die 2021er Harley-Davidson Street-Glide für die Fotografen vor den Bahnhof schiebt. Es wird aber nicht das einizige schmucke Zweirad sein, das künftig auf das Areal des Bahnhofsgebäudes rollt. Denn am 21. Mai eröffnet in dem denkmalgeschützen Bahnhof-Mitte – einst im ruinösen Zustand und als „Schandfleck“ der Stadt Chemnitz betitelt – Sachsens größter Harley-Davidson-Laden auf 2.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Dieser ist gut dreimal so groß wie der seit knapp zehn Jahren an der Zwickauer Straße gelegene Laden, wie Mathias Lindner erklärt.

Einblicke in das Innere.

Rund 2,5 Millionen Euro investierte die Familie Sibylle Thomas-Göbelbecker und Gerd Göbelbecker in ihren Traum, dem brachliegenden Bahnhof neues Leben einzuhauchen. Jahrzehnte befand sich der am 15. November 1858 eröffnete Nikolaibahnhof in einem heruntergekommenen und verdreckten Zustand, die letzten Nutzer gab es mit den Chemnitzer Modeleisenbahnern und Billiardspielern.

Das ist nun aber schon fast 20 Jahre her. Seither stapelte sich der Müll in dem historischen Gebäude. In einem Bieterprozess konnte sich die Investoren-Familie vor knapp zwei Jahren durchsetzen. Zudem sei auch das Timeing perfekt gewesen, wie sie erzählen. „Hätte die Deutsche Bahn nicht die Bahnbögen erneuert, hätte alles länger gedauert.“
Bei der Sanierung war wichtig, dass der Bahnhof so originalgetreu wie möglich wieder errichtet wird. So sollten vor allem die Gewölbebögen, alten Treppen oder auch die Holzvertäfelung erhalten bleiben. „Wir wollen den alten Charme des Bahnhofsgebäudes nicht zerstören, er soll sich insbesondere auch in der Inneneinrichtung widerspiegeln, etwa durch Regale in Bahnschienen-Optik“, erklärt Gerd Göbelbecker.

Neben den Verkaufsräumen wird es auch Werkstattplätze, eine Bar und Umkleiden geben. „Es zieht schließlich ein ganzer Lifestyle ein“, sagt Mathias Lindner, der sich schon auf das Endergebnis in knapp drei Wochen freut. Den Männertraum perfekt macht eine Chemnitzer Braumanufaktur im Kellergeschoss. Braumeister Nino Munzer wird auch zur Eröffnung für Frischgezapftes sorgen. Der große Bahnhofsvorplatz gehört ebenso zum Harley-Geschäft. Dieser dient künftig als Park- und Eventfläche.

Und auch die beiden Turmuhren erstrahlen in neuem Glanz. Der Chemnitzer Uhrenmeister Dirk Röder, der ein Uhrenmuseum an der Zwickauer Straße betreibt, ersetzte die nach dem Krieg zerstörten Zifferblätter und Zeiger durch neue, den original römisch bezifferten Blättern entsprechend.