Start Chemnitz Sachsometer 2016: Industrieunternehmen und Dienstleister in der Region Chemnitz müssen für gemeinsames Wachstum enger zueinander finden
Artikel von: Redaktion
06.10.2016

Sachsometer 2016: Industrieunternehmen und Dienstleister in der Region Chemnitz müssen für gemeinsames Wachstum enger zueinander finden

 

Bettina Schmidt, Serviceberaterin im Innendienst und Stephan Gottschalk, Projektmanager Lager- und Fabrikplanung/Intralogistik der Firma Sander Fördertechnik GmbH sowie Tino Fuchs, Anwendungsbetreuer Konstruktion, Werkzeugund Formenbau bei CADsys Vertriebs- und Entwicklungs GmbH beim Sachsometer 2016 Foto: Kristin Schmidt
Bettina Schmidt, Serviceberaterin im Innendienst und Stephan Gottschalk, Projektmanager Lager- und Fabrikplanung/Intralogistik der Firma Sander Fördertechnik GmbH sowie Tino Fuchs, Anwendungsbetreuer Konstruktion, Werkzeugund Formenbau bei CADsys Vertriebs- und Entwicklungs GmbH beim Sachsometer 2016. Foto: Kristin Schmidt

Industriebetriebe brauchen Dienstleister und Dienstleister brauchen die Industrie. Dieser Zusammenhang ist unstrittig und wurde erst jüngst wieder durch das “SachsoMeter 2016” bestätigt. Die vom Studiengang Mittelständische Wirtschaft der Berufsakademie Glauchau zusammen mit der IHK Chemnitz durchgeführte Studie befasst sich mit dem Netzwerk aus Industrie und Dienstleistern in der Wirtschaftsregion Chemnitz, in diesem Fall identisch mit dem Kammerbezirk. Vorgestellt wurden die Ergebnisse bei “Chemnitz 2020 – Dienstleistungsmarkt für die Wirtschaft“.

Die eintägige Veranstaltung in der Messe Chemnitz vereinte etwa 70  industrienahe Dienstleister, die ihre Angebote präsentierten und mit potenziellen Kunden ins Gespräch kommen wollten. Mehr noch, sollte der Dienstleistungsmarkt eine weitere Plattform zur Vernetzung beider in Südwestsachsen so wichtigen Wirtschaftsbereiche bieten. Gegenüber der Premiere im vergangenen Jahr, da waren sich Veranstalter und Aussteller einig, ist ein Qualitätssprung gelungen: weg vom Foyer in die Halle 2 mit mehr Platz und deutlicherem Messe-Flair. Auch dass nicht nur Firmen aus Chemnitz und Umgebung vertreten waren, fand Zuspruch. Insgesamt jedoch krankte die Veranstaltung offensichtlich an zu wenig Besuchern.

Wie Prof. Frauke Deckow von der BA Glauchau belegen konnte, ist in den vergangenen 15 Jahren in der Region die Bruttowertschöpfung ebenso wie die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie und im industrienahen Sektor gestiegen. Neugründungen von Dienstleistern erfolgten marktorientiert, die Mehrzahl der unternehmensnotwendigen Dienstleistungen wird nach Angaben der Umfrageteilnehmer im Umkreis von 50 Kilometern eingekauft.

„Die Chancen für Dienstleister, am Wachstum der Industrie zu partizipieren, sind als hervorragend zu bewerten“, sagte Deckow. „Der Schlüssel für eine wettbewerbsfähige Entwicklung“, so eine ihrer Thesen „liegt in der qualitativen Verflechtung.“

Eine Idee, wie dies noch besser gelingen kann, hat der Chef der Chemnitzer Wirtschaftsförderung Sören Uhle. Dem Zeitgeist und einer neuen Generation von Unternehmen entgegenkommend, möchte er eine „Dating-App“ für den Mittelstand installieren, als „gut gepflegtes Angebot-Nachfrage-Spiel“ und Alternative zum zeitraubenden und oft nicht zielführenden Googeln, um das Defizit an Vernetzung in der Region zu überwinden.

Bernd Reinshagen, Regionalleiter des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, spricht vom notwendigen „Vernetzen der Netzwerke“ und nennt die Kooperationsbörse Zulieferindustrie Erzgebirge – die übrigens am 12. Oktober in Zschopau mit mehr als 100 Ausstellern zum elften Mal stattfindet – ein nachahmenswertes Beispiel der Kontaktanbahnung von Industrie und Dienstleistern.

IHK-Geschäftsführer Christoph Neuberg fordert darüber hinaus insgesamt ein klares Standort-Bild und dessen stärkere Kommunikation nach außen. Laut Ina Meinelt vom „Chemnitz 2020“-Mitveranstalter P3N Marketing GmbH soll an der Idee des Dienstleistungsmarktes festgehalten, in Auswertung der Glauchauer Studie und der diesjährigen Veranstaltung aber das Profil geschärft werden. Eine engere Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Erzgebirge sei dabei denkbar.

Teilnehmer des 1. DienstleistungsTalk zum „SachsoMeter 2016 – Netzwerk Industrie und Dienstleister“. Im Podium diskutierten v. l. n. r.: Sören Uhle, Prof. Frauke Deckow, Dr. Ina Meinelt, Marcus Nürnberger, Mark Fröhlich, Christoph Neuberg, Prof. Angelika Bullinger-Hoffmann, Pierre Beer. Foto: Kristin Schmidt
Teilnehmer des 1. DienstleistungsTalk zum „SachsoMeter 2016 – Netzwerk Industrie und Dienstleister“. Im Podium diskutierten v. l. n. r.: Sören Uhle, Prof. Frauke Deckow, Dr. Ina Meinelt, Marcus Nürnberger, Mark Fröhlich, Christoph Neuberg, Prof. Angelika Bullinger-Hoffmann, Pierre Beer. Foto: Kristin Schmidt

WochenENDspiegel befragte einige Teilnehmer von „Chemnitz 2020“, wo sie Defizite und Chancen im Zusammenspiel von Industrie und Dienstleistern in der Region sehen.
Marco Meyer, Marketingleiter des Schilderherstellers coreku GmbH & Co. KG: Wenn man mit einer Messe die Region stärken will, muss man die großen Firmen von hier mit ins Boot holen, das betrifft die SIT ebenso wie den Dienstleistungsmarkt. Hier waren kaum Maschinenbauer da. Solche Präsenzveranstaltungen haben auf alle Fälle Potenzial, über eine App kommt man mit Geschäftspartnern nie so in Kontakt wie im persönlichen Gespräch.

Janine Hamann, Projektmanagerin, Sprachunion: Der Dienstleistungsmarkt lief dieses Jahr sehr viel besser als der erste. Die Atmosphäre in der Halle war angenehmer als im Foyer und vom Gefühl her waren es mehr Besucher. Da wir branchenübergreifend arbeiten, waren für uns die richtigen Leute dabei. Trotzdem hatten wir die meisten Kontakte mit Ausstellern, gut sind da die kurzen Wege. Gegenüber einer App ziehe ich den persönlichen Kontakt vor.

Peter Kaiser, Geschäftsführer CEWUS Chemnitzer Werkstoff- und Oberflächentechnik GmbH: In erster Linie nutze ich den Dienstleistungsmarkt oder die Kooperationsbörse Erzgebirge fürs Marketing, Geschäfte gelingen da eher selten. Für Kleine wie unsere 13-Mann-Firma sind Eintagesveranstaltungen vom Aufwand her günstig, die sollte es weiter geben. Im digitalen Zeitalter muss man Messekonzepte überdenken, aber Aufträge per App finden funktioniert bei uns nicht.

Ray Schleicher, stellvertretender Verkaufsleiter CADsys Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH: In unserem Bereich ist die Kooperationsbörse Erzgebirge in Bezug auf Aussteller und Besucher interessanter. Fürs Netzwerken und die Kundengewinnung sollte es auch etwas wie „Chemnitz 2020“ weiter geben, man sollte den Einzugsbereich vergrößern. Darüber hinaus ist digitale Kommunikation wichtig, wir bleiben über soziale Netzwerke und mit eigenen Veranstaltungen mit unseren Kunden im Gespräch.

Von Giesela Bauer