Start Zwickau Schätze auf dem Boden
Artikel von: Uwe Wolf
03.02.2016

Schätze auf dem Boden

Reinhard Schraps betreibt einen Anbtiqitätenhandel im Denkmalhof Franken. Er zeigt zwei Fundstücke, die bei ihm im Geschäft auf neue Besitzer warten. Foto. uwe Wolf
Hat viele Schätze bei sich: Reinhard Schraps betreibt einen Antiquitätenhandel im Denkmalhof Franken. Er zeigt zwei Fundstücke, die bei ihm im Geschäft auf neue Besitzer warten. Foto. Uwe Wolf

Region. Schätze finden. Dazu muss man nicht ala Edgar Wallace in alten Abtein, Schlössern oder Ruinen herum suchen, möglichst noch im Nebel, von allerlei dunklen Gestalten umgeben und um das Leben fürchtend. Nein, Schätze gibt es schon auf dem Dachboden oder in der Wohnung zu entdecken. Was da schon lange als Gemälde oder Uhr an der Wand hängt, auf Böden unter Staub und Spinnweben oder im Nachlass der Vorfahren gefunden wurde, ist manchmal ungeahnt wertvoll, aber auch oft enttäuschend banal. Das mindert nichts am ideellen Wert der Stücke, die immer wieder private Geschichten erzählen aus längst vergangenen Zeiten und oft auch von fernen Ländern.

“Es wird immer noch viel Gefunden, gerade bei Entrümplungen oder bei Wohnungsaufgaben”, so Reinhard Schraps, der im Denkmalhof Franken einen Antiquitätenladen betreibt. Schon seit Jahrzehnten ist er in diesem Bereich bestens bekannt. “Ich bin viel im ländlichen Raum unterwegs. Da gibt es oft noch Funde weil man den Oberboden saniert, Häuser abgerissen werden oder Haushalte aufgelöst werden.”

Ganz häufig werden Möbel und Möbelteile gefunden. Aber auch Truhen, alte Küchengeräte, Landwirtschaftsgeräte alte Türen und Teile davon gehören zu den Dingen, die am meisten gefunden werden. Münzen und Briefmarker zählen zu den sehr seltenen Funden. Was derzeit begehrt ist bei Sammlern ist altes und uraltes Spielzeug. Auch schöne alte buntbemalte Bauernmöbel finden guten Absatz.

Thomas Heinicke ist Restaurator und auf Holz spezialisiert. Wie er sagte, werden allgemein viele Gegenstände aus Holz oder Metall gefunden. “Gemälde, Grafiken, Uhren oder Holzmöbel gibt es oft”, erkläret der Wickersdorfer Restaurator. “Manchmal sind es schon wertvolle Dinge, die da gefunden werden. Da kann es schon vor kommen, dass eine alte Taschenuhr von Lange & Söhne aus Glashütte dabei ist.”

Oft aber ist es mehr der ideelle Wert, der den Fundsachen anhaftet. Gerade Meißner und Chinesisches Porzellan, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurden, haben kaum einen hohen Wert. Nur wenn es besondere Figuren oder eine ganz geringe Auflage gab, dann hat es Wert. Thomas Heinicke, der solche Fundsachen auch schätzt, hat ein Auge dafür, ob es Kunst oder Krempel ist. “Ich habe über die Jahrzehnte viel Gesehen, war oft in privaten und öffentlichen Sammlungen, habe Auktionskataloge studiert und mich auch über Tendenzen informiert. Daher kann ich schon etwas über den Wert der jeweiligen Fundstücke sagen”, so Thomas Heinicke.

Anne Sophie-Berner ist Leiterin des Lichtensteiner Museums. Dem Museum werden oft Fundgegenstände angeboten. “Wir bekommen viele Schenkungen. Das geschieht oft wenn ein Haushalt verkleinert oder ganz aufgelöst wird. Wir freuen uns, wenn uns alte, historische Dinge angeboten werden.

Nicht anders ist es im Heimatmuseum Gerth-Turm in St. Egidien. Auch dort gibt es oft Schenkungen. “Es ist gang und gebe, dass uns Sachen angeboten werden”, sagte Peter Reinhold, Leiter des Museums. “Wir machen alles ehrenamtlich, sind also auf Schenkungen angewiesen.” Oftmals muss das Museum auch ablehnen. Das geschieht immer dann, wenn die angebotenen Sachen schon mehrfach vorhanden sind. Aus Platzgründen muss dann abgesagt werden. So wurde dem Museum vor einiger Zeit eine Hobelsammlung angeboten. “Wir haben uns vier Stück rausgesucht. Alle anderen hatten wir schon mehrfach. Damit konnten wir unsere Sammlung an Hobeln komplettieren”, erklärte Peter Reinhold.

Auch per Testament wurde das Museum schon bedacht. Vor zwei Jahren vermachte eine Chemnitzerin, die früher in St. Egidien wohnte, dem Museum per Testament Jugendstilmöbel. Es handelt sich um das sehr alte Arbeitszimmer eines Fabrikbesitzers. Aber so etwas ist die Ausnahme.
“Vielen geht es auch darum, mal zu erfahren, was der Fund für einen Wert hat. Längst wollen nicht alle verkaufen, sondern nur wissen, woran sie sind”, so Reinhard Schraps. Für viele sei der ideelle Wert viel wichtiger als der finanzielle. uw

Restaurator Thomas Heinicke aus Wickersdorf mit einem historischen Reisekoffer des Lichtensteiner Museums. Er hat auch schon wertvolle Taschenuhren zum Schätzen vorgelegt bekommen. Foto: Uwe Wolf
Restaurator Thomas Heinicke aus Wickersdorf mit einem historischen Reisekoffer des Lichtensteiner Museums. Er hat auch schon wertvolle Taschenuhren zum Schätzen vorgelegt bekommen. Foto: Uwe Wolf
Jörg Gerlach aus Niederlungwitz besitzt das aus Wien stammende Gemälde. Es wurde in der Nachkriegszeit gemalt. Das Original entstand im Jahre 1707 und ist in Graz ausgestellt. Das Gemälde stammt von Görlachs Tanze, die nach dem Krieg nach Wien zog. Das Bild will der Niederlungwitzer verkaufen, denn es passt nicht zur Wohnungseinrichtung. Foto: Uwe Wolf
Jörg Gerlach aus Niederlungwitz besitzt das aus Wien stammende Gemälde. Es wurde in der Nachkriegszeit gemalt. Das Original entstand im Jahre 1707 und ist in Graz ausgestellt. Das Gemälde stammt von Görlachs Tanze, die nach dem Krieg nach Wien zog. Das Bild will der Niederlungwitzer verkaufen, denn es passt nicht zur Wohnungseinrichtung. Foto: Uwe Wolf
Ute Reinhold aus Lichtenstein besitzt diese alte Schwarzwälder Uhr. Es ist eine sogenannte Lackschilduhr. Die Uhr gehörte der Großmutter. Bei Ute Reinholds Mutter hing die Uhr noch im Wohnzimmer. Inzwischen ist die Uhr aber weggepackt, weil sie nicht mehr in die Wohnung passt. Verkaufen wird Ute Reinhold die Uhr aber nicht. Sie ließ ihren Wert nur schätzen, um zu sehen, was die alte Uhr eigentlich Wert ist. Foto: Uwe Wolf
Ute Reinhold aus Lichtenstein besitzt diese alte Schwarzwälder Uhr. Es ist eine sogenannte Lackschilduhr. Die Uhr gehörte der Großmutter. Bei Ute Reinholds Mutter hing die Uhr noch im Wohnzimmer. Inzwischen ist die Uhr aber weggepackt, weil sie nicht mehr in die Wohnung passt. Verkaufen wird Ute Reinhold die Uhr aber nicht. Sie ließ ihren Wert nur schätzen, um zu sehen, was die alte Uhr eigentlich Wert ist. Foto: Uwe Wolf