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Artikel von: Sven Günther
04.09.2015

Schmerzpatienten unter Strom

Alexander Gütter (Mitte) freut sich: seit einer Woche ist er seine quälenden Schmerzen los. Dr. Gerrit Bernhardt (li.) und Dr. Dirk Tenckhoff (re.) haben den 46-jährigen vor einer Woche mit den neuen Stimulationssonden ausgestattet. Foto: HELIOS

Chronische Schmerzen: Im HELIOS Klinikum Aue werden Patienten unter Strom gesetzt

Aue. Ein in Deutschland bisher nur in großen Zentren genutztes Verfahren wendet seit neuestem Oberarzt Dr. Dirk Tenckhoff gemeinsam mit Wirbelsäulenchirurg Oberarzt Dr. med. Gerrit Bernhardt am HELIOS Klinikum Aue an. Damit sind sie die ersten in der Region: „Schon seit längerem gibt es Geräte in Größe einer Streichholzschachtel, die durch eine geringe elektrische Reizung im Rückenmarkbereich „Kribbelempfindungen“ im betroffenen Körperabschnitt erzeugen. Dadurch werden die Schmerzen gewissermaßen unterdrückt. Von den Patienten wird dieses Kribbeln jedoch oftmals als störend empfunden“, erläutert Neurochirurg Tenckhoff und sagt weiter. „Im Juni haben wir einem Patienten erstmals ein System eingesetzt, dass ausschließlich die Schmerzen unterdrückt. Und das Ergebnis ist hervorragend, der Patient ist schmerzfrei.“
Doch was genau wird gemacht? Die kleinen Sonden werden im Rückenmarkbereich eingesetzt und geben eine geringe elektrische Reizung ab. Nach einer Testphase, in der ein kleines Steuergerät noch außerhalb des Körpers verbleibt, wird es bei positiver Rückmeldung von dem Patienten durch ein Implantat in der Flanke ersetzt. Die Implantate sind individuell programmierbar und beeinflussen Schmerzen sowohl im Rücken als auch in den Beinen. Sie können außerdem durch die Haut aufgeladen und vom Patienten ferngesteuert werden. Ausgestattet sind diese Implantate mit einem langlebigen Akku, so dass die Haltbarkeit mit 10 bis 25 Jahren beziffert wird. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, so dass durchaus weitere Anwendungsgebiete im Bereich der Schmerztherapie möglich sind.
Auch Alexander Gütter ist Patient bei Oberarzt Dr. Tenckhoff. Vor einer Woche wurden ihm die Sonden eingesetzt. Mit sofortiger Wirkung. „Von den Wundschmerzen einmal abgesehen fühle ich mich wie ein komplett anderer Mensch“, sagt der 46-jährige. „Diese ständigen starken Schmerzen sind weg. Bereits am Tag nach der Operation konnte ich mich endlich wieder einmal problemlos anziehen. Wie sehr ich mich darüber freue versteht man wahrscheinlich nur, wenn man selbst einmal so eingeschränkt war.“ Aktuell ist Alexander Gütter in der Testphase. Er trägt noch das Steuergerät an der Seite. „Doch es steht für mich fest: das System funktioniert. Nächste Woche soll dann das endgültige Implantates eingesetzt werden.“
Quelle: HELIOS KLINIKUM AUE