Start Erzgebirge Schon kleine Fehler werden sofort bestraft!
Artikel von: Sven Günther
20.01.2021

Schon kleine Fehler werden sofort bestraft!

WochenENDspiegel-Gespräch mit FCE-Cheftrainer Dirk Schuster. Foto: Archiv

Dirk Schuster im WochenENDspiegel-Gespräch

Von Sven Günther
Aue. Mit dem Spiel am Freitag gegen Osnabrück endet die Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga, mit der Partie am Dienstag gegen Würzburg startet die Rückrunde. Zeit für ein Fazit. Mit 22 Punkten steht der FC Erzgebirge Aue auf Platz neun, hat acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone, acht Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Der WochenENDspiegel sprach mit Cheftrainer Dirk Schuster.

WOCHENENDSPIEGEL:
Eine außergewöhnlich Hinrunde – größtenteils ohne Fans aber mit Corona – geht zu Ende. Wie ist Ihre Zwischenbilanz?
DIRK SCHUSTER:
Sportlich durchaus positiv. Mit 22 Punkten stehen wir vor dem letzten Spiel der Hinrunde absolut ordentlich da, betrachten das aber nur als Fundament. In den letzten beiden Partien haben wir nicht so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Auch wenn man in Betracht zieht, dass wir gegen zwei Bundesligaabsteiger antreten mussten, sind diese null Punkte, die draus hervorgegangen sind, für uns ärgerlich. Es war mehr drin, aber wir haben es aufgrund eigener Fehler dem Gegner zu leicht gemacht, zu drei Zählern zu kommen.
Da werden wir uns am Freitag gegen Osnabrück verbessern müssen, sowohl offensiv als auch defensiv. In der Verteidigung benötigen wir wieder mehr Stabilität, dürfen es dem Gegner nicht so leicht machen, zu Chancen und damit zu Toren zu kommen. Im Angriff müssen wir mit mehr Wucht, mehr Zielstrebigkeit und mehr Passgenauigkeit agieren, des Gegners Tor belagern und selbst Chancen kreieren.

WOCHENENDSPIEGEL:
In den letzten Spiele hatten die Gegner viele Torchancen. Wie kann das abgestellt werden?
DIRK SCHUSTER:
Grundsätzlich war das Defensiv-Verhalten in den letzten Spielen nicht gänzlich schlecht. Aber wir haben es dem Gegner dennoch teilweise zu einfach gemacht, Chancen herauszuspielen. Bei diesen hochkarätig besetzten Mannschaften führen schon kleine Fehler von uns sofort zu Chancen und zu Gegentoren. Wir hätten die eine oder andere Situation verhindern können. Das haben wir nicht gemacht und ein stark haltender Martin Männel hat uns in Paderborn in verschiedenen Szenen vor Gegentoren bewahrt. Gegen Düsseldorf haben wir nach dem 0:1 das zweite und dritte Tor selbst ein wenig auf dem Silbertablett serviert. Das ist speziell bei Mannschaften, die den Anspruch haben, in der 1. Bundesliga spielen zu wollen und auch über entsprechendes Personal verfügen, dann brutal, wie diese kleinen Fehler bestraft wurden. Aber die 2. Liga ist brutal eng und verzeiht keine Fehler. Das mussten wir in den letzten beiden Spielen am eigenen Leib spüren.

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WOCHENENDSPIEGEL:
Gab oder gibt es Entwicklungen in der Mannschaft und/oder im Verein, die sie besonders freuen?
DIRK SCHUSTER:
Ja, natürlich. Mit dem siebten Platz in der letzten Saison haben wir die Messlatte hoch gelegt, konnten eine relativ sorgenfreie Saison spielen. Auch in diesem Jahr sind wir bisher auf dem Weg, mit der Abstiegszone hoffentlich nichts zu tun zu bekommen. Klar ist auch, dass wir weiter hart arbeiten müssen, dass wir in jedem Spiel an die Leistungsgrenze gehen müssen, um möglichst schnell die 40-Punkte-Marke zu erreichen.

WOCHENENDSPIEGEL:
Auch wenn Sie es nicht hören werden wollen: Die Fans fragen, was dem FCE zum Sprung ganz nach oben fehlt. Was antworten Sie?
DIRK SCHUSTER:
Natürlich verstehe ich, dass die Fans nach guten Resultaten und Leistungen von noch mehr träumen. Aber wir sind gut beraten, realistisch zu bleiben, keine Luftschlösser zu bauen. Schauen Sie auf die Kaderlisten von vielen Mannschaften, die sich mit uns im Haifischbecken 2. Liga tummeln. Wir sind von den Voraussetzungen, vom Etat und von der wirtschaftlichen Stärke her, nun mal nicht so aufgestellt wie gewisse andere Vereine. Das hat sich speziell in der Sommerpause bemerkbar gemacht, in der wir mit einem Minikader in die Vorbereitung gestartet sind. Noch im Juli hatten wir keine einzige Neuverpflichtung und keine Vertragsverlängerungen zu Buche stehen. Teilweise kamen Spieler erst kurz vor dem Ligastart, was die Integration, aber auch gewisse Automatismen im Spiel erschwert hat. So war etwas Sand im Getriebe, es lief teils holprig. Ich glaube auch, dass wir als Mannschaft noch nicht gefestigt genug sind, um ganz oben ein Wörtchen mitreden zu können, sondern dass wir uns in dieser Richtung peu à peu verbessern müssen. Von der Art und Weise unseres Spiels, von der taktischen Flexibilität als auch von der individuellen Entwicklung einzelner Spieler, sind wir jedoch auf dem richtigen Weg, haben uns Stück für Stück weiterentwickelt. Und ich kann jedem Fan versprechen: Wir werden weiter hart an uns arbeiten!

WOCHENENDSPIEGEL:
Sind während der Transfer-Periode Änderungen im Kader geplant?
DIRK SCHUSTER:
Nein. Momentan sind in Abstimmung mit der Vereinsführung keine Transfers bei uns auf der Agenda. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die wir intern besprochen haben. Vor diesem Hintergrund hoffen wir, dass wir mit unserem Kader sehr gut durch die Saison kommen, unsere Ziele erreichen und nur dann tätig werden müssen, wenn noch etwas Außergewöhnliches in der Zeit bis zum 31. Januar passieren sollte.