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Artikel von: Sven Günther
24.09.2021

Schüler nerven André Ludwig (FDP)

André Ludwig, Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 166 (Vogtland) und Landesliste Platz 7. Foto: FDP

Klartext, Herr Ludwig

Region. Der Bundestagswahlkampf tobt. Auf allen Kanälen vertreten die Kandidaten ihre Positionen. Auch der WochenENDspiegel will wissen, wie die Politiker aus Südwestsachsen ticken. Allerdings haben wir uns kompetente Hilfe geholt! Redakteur*Innen von Schülerzeitungen aus Südwestsachsen sind DIE NERVENSÄGEN – und gehen den Kandidaten auf den Geist!
Zehn Fragen wurden mit der Redaktion des WochenENDspiegel ausgearbeitet, an die Parteien geschickt. Fragen die teilweise unbequem, provozierend, frech – ja, vielleicht sogar dreist sind. Wir sind der Meinung: Jugendliche dürfen das, müssen sich nicht an „Political Correctness“ halten. Die Reaktion? Einige Politiker fanden die Fragen wenig sachlich, unterstellend, inkorrekt. Unsere Antwort: Gut so! Ziel erreicht!
Allerdings haben wir uns entschlossen, die Namen der Redakteur*Innen vorerst nicht zu veröffentlichen, um die Jugendlichen nicht einem Shitstorm auszusetzen, der möglicherweise von einigen Anhängern losgetreten wird. Für alle, die sich beklagen möchten, hier meine E-Mail:

Hier antwortet André Ludwig, Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 166 (Vogtland) und Landesliste Platz 7.

Welche Projekte möchten Sie in Ihrem Wahlkreis unbedingt umsetzen, was tun Sie konkret für unsere Zukunft oder halten Sie nur wohlklingende Reden?

Ich bin ein Mann der Daten. Wichtig ist mir, Menschen zu zuhören und mich für sie einzusetzen. Die Politik hat in der Vergangenheit verpasst, die Menschen mitzunehmen. Konkret will ich mich für die vogtländische Wirtschaft einsetzen, sie sind der Motor für unsere Region.
Eine Anbindung des Vogtlandes an den Eisenbahnfernverkehr ist die wichtigste Aufgabe im Bereich Mobilität, aktuell ein großer Standortnachteil der Region. Eine Senkung der Bürokratie für die Bürger und Unternehmen und Umsetzung der Digitalisierung der Verwaltung und auch an den Schulen. Bildung ist unsere Zukunft, eine Herzensaufgabe als 3-facher Vater.

Weshalb ist die Politik für viele Schüler völlig uninteressant?

Ich sehe das anders, viele Schüler interessieren sich für Politik. Vielleicht eine Definitionsfrage von Politik. Sie engaieren sich für Projekte oder auch ihre eigenen Schulen. Ich denke Themen die vor der eigenen Haustüre liegen oder sie selbst betreffen, sind für Schüler besser greifbar. Politik sollte sich der Jugend erklären und immer ein offenes Ohr haben, durch Besuche von Parlamenten oder auch beim eigenen Bürgermeister. Gerade weil Politik uns alle betrifft, ist es wichtig, sich einzubringen oder jedenfalls informiert zu sein.

Unsere Rüstungsindustrie spielt in der Champions League, die Bildung in der Kreisklasse. Warum haben Sie das zugelassen?

Ich habe das nicht zugelassen, wir als FDP kämpfen für die weltbeste Bildung. Bildung ist unsere Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung des Landes. Wir brauchen viele gute Lehrer, sondern auch eine saubere, moderne Schule; zeitgemäße Unterrichtsinhalte und interaktives Material. Wir brauchen eine Bildungsoffensive: mit hohen einheitlichen bundesweiten Standards und einer gemeinsamen Weiterentwicklung des Bildungswesens durch Bund und Bundesländer. 1% der Mehrwertsteuereinnahmen will die FDP dafür zusätzlich aufwenden werden – das muss uns die Zukunft unseres Landes wert sein.

Bekommen Politiker zu wenig Geld? In der Wirtschaft kann das ein Vielfaches verdient werden, was auch den Schluss zulässt, das die wirklich schlauen Köpfe des Landes dort zu finden sind…

Ich bin gegen eine Diätenerhöhung der Abgeordneten, sie bekommen eine ausreichende Vergütung. Ihr hohes Arbeitspensum allein können keine Erhöhung rechtfertigen. Die Diäten sollen sicherstellen, dass sie die besten Entscheidungen für das Volk und nicht für den eigenen Geldbeutel treffen. Jeder Mensch kann mit seinen Kompetenzen eine Bereicherung der Politik darstellen.

Als Abgeordneter sind Sie nur Ihrem Gewissen verpflichtet. Folgen Sie Ihrer Partei auch dann, wenn Sie anderer Meinung sind?

Das ist im Grundgesetz verankert, was auch sehr gut ist. Ich bilde mir meine eigene Meinung und stehe dazu. In Parteien erfolgt ein sachlicher Diskurs zu poltitischen Fragen, der auch sehr heftig geführt wird. Es erfolgt immer eine Abwägung der Argumente, ich lasse mich auch überzeugen oder suche Verbündete. Freiheit ist ein Schlagwort der FDP, das gilt auch für die Abgeordneten.

Sie fordern eine Rückkehr zur Marktwirtschaft, eine Entflechtung von Markt- und Staatswirtschaft. Wie wollen Sie das schaffen? Heute wird doch nur noch investiert, wenn Fördermittel fließen. Tesla baut in Deutschland, weil das US-Unternehmen einem Milliardenbetrag an Steuermitteln bekommt…

Ich und auch die FDP fordern die Rückkehr zu marktwirtschaftlichen Prinzipien. Der Weg hin zu immer mehr Staatsbeteiligungen ist ineffizient, verzerrt den Wettbewerb und reduziert die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Statt unnötiger Verflechtungen von Markt- und Staatswirtschaft braucht es daher einen stärkeren nationalen und internationalen Wettbewerb. Wir Freie Demokraten setzen dabei auf die Innovationskraft der Sozialen Marktwirtschaft und eine Agenda für mehr Wachstum: Entlasten, Entfesseln, Investieren.

Die FDP könnte das Zünglein an der Waage werden. Springen Sie mit jedem ins Bett, wenn es darum geht, in die Regierung zu kommen?

Das hat die FDP schon 2017 bewiesen nicht in jedes Bett zuspringen, im Gegensatz zu anderen Parteien. Für uns ist wichtig, in eine Koalition einzutreten, in der wir unsere liberalen Themen bestmöglich umsetzen können. Dafür reden wir mit allen demokratischen Partnern. Die politischen Ränder schließen wir aber klar aus.

Sie fordern zentrale Abschlussprüfungen und digitale Schulen? Möchten Sie den Bildungs-Föderalismus abschaffen?

Wir wollen eine Weiterentwicklung und Verbesserung der Bildung, keine Abschaffung. Es braucht gesetzliche Leitplanken, damit Bund und Länder zusammen für die Sicherstellung der Qualität, die Leistungsfähigkeit und die Weiterentwicklung des Bildungswesens wirken können. Dazu gehört auch eine weitere Angleichung der Lehrplaninhalte sowie vergleichbare Abschlussprüfungen. Der Weg kann über Bildungsstaatsverträge erfolgen. Wir stehen im europäischen Wettbewerb – hier haben wir noch einen Weg.

Wie alle anderen Parteien auch fordert die FDP den Abbau der Bürokratie. Eine Forderung, die es seit Jahren und Jahrzehnten gibt. Bislang ist noch jeder an den Mühlen der Bürokratie gescheitert, jeder Reformversuch verursachte noch mehr Bürokratie. Warum sollte es Ihnen dieses Unterfangen jetzt plötzlich gelingen?

Die FDP kämpft seit Langem dafür, dass Bürokratie endlich rigoros abgebaut wird. Regelungen, die niemand mehr versteht und eine aus der Zeit gefallene Zettelwirtschaft machen den Alltag von Bürgerinnen und Bürgern, Selbstständigen, Gründern und Betrieben unnötig schwer. Spätestens durch die Corona-Pandemie ist offensichtlich geworden, dass die Digitalisierung kein Luxusprojekt ist. Sie muss konsequent vorangetrieben und genutzt werden, um Bürokratie abzubauen und uns allen das Leben leichter zu machen.

Noch so ein Punkt: Wie alle Parteien rufen Sie nach einem hochleistungsfähigem Digitalnetz. Wie alle anderen auch, verraten Sie aber nicht, WIE Sie das schaffen wollen. Oder haben wir etwas überlesen?

Bundesregierung und die Verwaltung müssen Vorreiter werden. Ein Digitalminister als zentraler Koordinator sorgt dafür, dass Verwaltungsvorgänge schnell ins 21. Jahrhundert geholt und umfassend digitalisiert werden. Die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden, das bedeutet, dass eine flächendeckende, hochleistungsfähige Mobilfunk- und Netzabdeckung nach dem neuesten Standard gewährleistet werden muss. Zusätzlich brauchen wir einen Mentalitätswandel. Digitalisierung muss auf allen Ebenen von Anfang an mitgedacht werden.