Start Vogtland Schüler nerven Mathias Weiser (AfD)
Artikel von: Sven Günther
24.09.2021

Schüler nerven Mathias Weiser (AfD)

Mathias Weiser, Direktkandidat der AfD im Wahlkreis 166 (Vogtland). Foto: AfD

Klartext, Herr Weiser

Region. Der Bundestagswahlkampf tobt. Auf allen Kanälen vertreten die Kandidaten ihre Positionen. Auch der WochenENDspiegel will wissen, wie die Politiker aus Südwestsachsen ticken. Allerdings haben wir uns kompetente Hilfe geholt! Redakteur*Innen von Schülerzeitungen aus Südwestsachsen sind DIE NERVENSÄGEN – und gehen den Kandidaten auf den Geist!
Zehn Fragen wurden mit der Redaktion des WochenENDspiegel ausgearbeitet, an die Parteien geschickt. Fragen die teilweise unbequem, provozierend, frech – ja, vielleicht sogar dreist sind. Wir sind der Meinung: Jugendliche dürfen das, müssen sich nicht an „Political Correctness“ halten. Die Reaktion? Einige Politiker fanden die Fragen wenig sachlich, unterstellend, inkorrekt. Unsere Antwort: Gut so! Ziel erreicht!
Allerdings haben wir uns entschlossen, die Namen der Redakteur*Innen vorerst nicht zu veröffentlichen, um die Jugendlichen nicht einem Shitstorm auszusetzen, der möglicherweise von einigen Anhängern losgetreten wird. Für alle, die sich beklagen möchten, hier meine E-Mail:

Hier antwortet Mathias Weiser, Direktkandidat der AfD im Wahlkreis 166 (Vogtland).

Welche Projekte möchten Sie in Ihrem Wahlkreis unbedingt umsetzen, was tun Sie konkret für unsere Zukunft oder halten Sie nur wohlklingende Reden?

Mir ist es wichtig, den Mittelstand durch Entlastungen zu stärken. Sowohl die Unternehmen als auch die Bürger. Dafür möchte ich mich für niedrigere Steuern und Abgaben einsetzen. Außerdem müssen die hohen Lebenshaltungskosten gesenkt werden. Autofahren, Heizen und Strom müssen so günstig so günstig wie möglich sein. Angesichts der niedrigen Löhne und Renten ist das dringen notwendig.

Weshalb ist die Politik für viele Schüler völlig uninteressant?

Ich vermute, weil sich die Politik der etablierten Parteien vom normalen Leben der Menschen sehr weit entfernt hat. Dazu sind die abgehobenen Inhalte der etablierten Parteien untereinander austauschbar und wirken beliebig. Ohne die AfD gäbe es keine inhaltlichen Reibungspunkte in den Entscheidungen, die den Kurs unseres Landes tatsächlich ändern. Ich denke, dass deshalb auch viele Jugendliche in Sachsen mit der AfD sympathisieren.

Unsere Rüstungsindustrie spielt in der Champions League, die Bildung in der Kreisklasse. Warum haben Sie das zugelassen?

Da müssen Sie meine Mitbewerberin Frau Magwas fragen. Sie sitzt seit acht Jahren im Bundestag. Ihre Partei, die CDU, regiert seit 16 Jahren.

Bekommen Politiker zu wenig Geld? In der Wirtschaft kann das ein Vielfaches verdient werden, was auch den Schluss zulässt, dass die wirklich schlauen Köpfe des Landes dort zu finden sind…

Da ich aus der freien Wirtschaft komme, nehme ich diese Frage als Kompliment auf. Politiker auf Bundes- und Landesebene sind für ihre Tätigkeit sehr gut bezahlt. Ihrer Frage liegt zugrunde, dass man sich zwischen Politik oder Wirtschaft entscheiden muss. Das sehe ich nicht so. Die Aufgabe eines Bundestagsabgeordneten ist es, die Regierung zu kontrollieren. Die richtige Arbeit wird in der Regierung und den Ministerien erledigt. Leider haben wir in unserem Land diesen Grundsatz der Gewaltenteilung vergessen. Parteien bestimmen in Hinterzimmern und nicht Mandatsträger frei nach ihrem Gewissen. Gerade für “Macher-Typen” aus der Wirtschaft ist das sehr abschreckend. Hier brauchen wir einen Wandel der politischen Kultur.

Als Abgeordneter sind Sie nur Ihrem Gewissen verpflichtet. Folgen Sie Ihrer Partei auch dann, wenn Sie anderer Meinung sind?

Nein, weil die AfD eine Partei ist, die sich dem Motto “Mut zur Wahrheit” verschrieben hat. Andere Meinungen werden akzeptiert. Außerdem habe ich mir mit unserem Familienunternehmen eine eigene Existenz aufgebaut und bin nicht auf eine Partei als Arbeitgeber angewiesen.

Unter Punkt 1 Ihres Wahlprogramms geht es um Wirtschaft&Arbeit. Wie schon oft wird die ausufernde Bürokratie angeprangert. Jetzt mal ehrlich: Den Beamten-Apparat, die tausenden Verordnungen und Gesetze, wird auch die AfD nicht abschaffen können oder wie wollen Sie das angehen?

Natürlich kann man das ändern. Ein Großteil unserer Gesetze wird durch die EU vorgegeben. Deswegen wollen wir die EU in der jetzigen Form nicht mehr und fordern den Austritt. Auf nationaler Ebene kann eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen zurückgenommen werden.

Sie fordern Grund- und Gewerbesteuern abzuschaffen, den Rundfunkbeitrag zu streichen und Internetkonzerne mit einer Digitalsteuer zu belegen. Wie soll das denn funktionieren?

Indem man es einfach macht.

Bei Thema Asyl & Einwanderung rufen Sie nach nationalen Regeln. Führt ein deutscher Alleingang nicht zum Ende der EU?

Ja, aber es ist genau andersherum. Das beste Beispiel ist der Austritt Großbritanniens. Die Volksabstimmung über den Brexit in Großbritannien 2016 war sehr knapp. Ich bin davon überzeugt, dass der nationale Alleingang Deutschlands, die Grenzen zu öffnen und damit die Flüchtlingskrise auszulösen, viele Briten zum Austrittsvotum bewegte. Auch in Osteuropa sehe ich diese ablehnende Haltung gegenüber dem deutschen Weg, ungehinderte Einwanderung aus Drittstaaten nicht zu unterbinden.

Sie fordern allen Ernstes das Bargeld zu erhalten? In aller Welt und wir Jugendlichen zahlen längst mit dem Smartphone. Kennen Sie sich mit den Geräten denn nicht aus?

Ja, allen Ernstes, weil wir freie und unabhängige Bürger wollen. Mit dem Smartphone zahlen ist sehr bequem, aber jeder Ihrer Einkäufe ist dem Zahlungsdienstleister bekannt. Sie werden nichts mehr kaufen können, ohne dass ein Dritter darüber Bescheid weiß. Digitales Geld kann auch jederzeit gesperrt oder entwertet werden – auf Knopfdruck und innerhalb von Millisekunden kommen Sie nicht mehr an Ihr Geld oder haben davon nur noch die Hälfte. Für mich ist das mehr Dystopie als Zukunft.

Sie fordern “Mehr Netto vom Brutto”. Fällt Ihnen nichts Eigenes ein? Den Slogan benutzten doch schon viele Politiker (z.B. Seehofer 2009 oder die FDP 2011) vor Ihnen…

Den Slogan würde ich auch noch in 100 Jahren unterstützen. Wer zu viel Netto hat, kann sich gerne bei mir melden. Ich teile mein Spendenkonto gerne mit.