Start Chemnitz Schwimm-Ass Stev Theloke wird Weltmeister in Doha
Artikel von: Judith Hauße
06.03.2024

Schwimm-Ass Stev Theloke wird Weltmeister in Doha

Er sicherte sich am Wochenende bei den World Aquatics Masters Championships 2024 in Doha/Katar den Weltmeistertitel. Foto: Privat

Glücklich. Überglücklich.

Chemnitz/Doha. „Glücklich. Überglücklich. Ich freue mich mega“, schrieb Stev Theloke, mehrfacher Olympiamedaillengewinner im Rückenschwimmen (zweimal Bronze, 2000 in Sydney), nach den World Aquatics Masters Championships 2024 in Doha/Katar. Dazu hatte er auch allen Grund. Denn der Chemnitzer Schwimmathlet sicherte sich den Weltmeistertitel. Angesichts der letzten Jahre ein mehr als großer Hoffnungsschimmer. Denn erst vor wenigen Monaten ging Stev Theloke mit einer Bekanntgabe an die Öffentlichkeit, die ihm nicht leicht fiel: Offen sprach er über den Umgang mit einer schweren Krebserkrankung. Im Jahr 2020 hatten Ärzte ein seinem rechten Oberschenkel ein sogenanntes Weichgewebesarkom entdeckt. Nach erfolgreicher Behandlung hat er nun viel schönere Nachrichten zu erzählen. Nach jahrelanger Pause steigt der Athlet wieder ins Wettkampfgeschehen ein. Dafür hatte er sich keinen geringeren Wettbewerb als die Schwimmweltmeisterschaften in Doha aufgesucht. Noch bis 18. Februar 2024 kämpften Athletinnen und Athleten in Katar um Medaillen.

Mit dabei in Doha hatte er seine Lebensgefährtin Anja Morawietz. Foto: Privat

Der Wettbewerb war auch mit Blick auf die Olympischen Spiele im Sommer in Paris ein besonderer. Waren die Wettbewerbe der jungen Spitzensportler entschieden, schloss sich eine weitere WM im Wüstenstaat an. Nämlich die Schwimmweltmeisterschaften der Masters. Bei denen messen sich all diejenigen Sportler, die in ihrer Freizeit trainieren, die längst im Berufsleben stehen oder dieses sogar schon hinter sich gelassen haben. Fast alle der dort Antretenden sind ehemalige Leistungsathleten. In der Altersklasse 45 bis 50 dieser Meisterschaften ist auch der Chemnitzer Stev Theloke an den Start gegangen. Theloke ist im Januar 46 Jahre alt geworden. Und er trainiert nach seiner Krebsdiagnose wie in besten Olympiazeiten. Jeden Tag stehen Einheiten auf dem Programm, vor allem um Kraft und Athletik zu stärken.

Das Schwimmbecken ist sein Bereich

Vier bis fünf Mal pro Woche steigt er ins Schwimmbecken. Der für das Schwimm Team Chemnitz e.V. startende Sportler kann dabei auch auf eine der erfolgreichsten sächsischen Trainingsgemeinschaften setzen: den Schwimm Club Chemnitz von 1892 e.V., kombinierter Verein für Schwimmsport, Wasserball und Triathlon und weithin bekanntes Aushängeschild der Sportstadt Chemnitz. In Doha trat Theloke in gleich fünf Disziplinen an: Im Becken wird er die Rückendistanzen über 200, 100 und seine Paradedisziplin 50 Meter absolvieren. Dazu 50 Meter Schmetterling. Zusätzlich wollte er Neues wagen: Erstmals kraulte er in einem so großen Wettbewerb drei Kilometer durch das Freiwasser im Persischen Golf. „Geübt habe ich dafür auch im Urlaub. Für mich war es wichtig, Parameter wie Wassertemperatur, Wellen, Strömungen und Salzgehalt einzuschätzen“, so Stev Theloke. Viele Erfahrungen konnte er in den vergangenen Jahren bei mehreren Teilnahmen am Triathlon Projekt „Inselman“ sammeln. Gemeinsam mit weiteren Sportlerinnen und Sportlern hatten sie dabei kilometerweise viele Inseln der kalten und schwer berechenbaren Ost- und Nordsee abgeschwommen.

Etwa 6.000 Sportlerinnen und Sportler wurden zu den Schwimmweltmeisterschaften in Doha erwartet. Stev Theloke freute sich auf ein besonderes „Klassentreffen“, auf die Begegnung mit alten Freunden, aber auch mit einstigen Konkurrenten aus der Welt des Beckenschwimmens. „Dass ich diesen Wettbewerb nach der Krebserkrankung überhaupt so durchziehen konnte, ist für mich ein absolutes Wunder“, so der Chemnitzer Sportler. „Ich rechne mir gute Chancen aus“, sagte er vor dem Start und sollte schließlich ja auch mit Blick auf die Medaillenausbeute Recht behalten. Doch egal, wie es ausgegangen wäre, mit seinem Vorhaben wollte er eines erreichen: Mut machen, nämlich all den Menschen, die ebenfalls mit erschütternden Diagnosen konfrontiert waren und sind. „Auch ich hatte viele Monate kaum Perspektive erkannt. Der Sport hat mir neuen Mut und neues Selbstvertrauen gegeben.“