Start Erzgebirge Seiffen: Menschenleer am 2. Advent
Artikel von: Constanze Lenk
06.12.2020

Seiffen: Menschenleer am 2. Advent

Der Blick auf das Seiffner Zentrum verstört: Die berühmte „Goldmeile“, die Bummelstraße zwischen Hauptkreuzung und Spielzeugmuseum, war am 6. Dezember 2020, um 12.21 Uhr völlig menschenleer. An Adventssonntagen laufen hier sonst tausende Gäste. Fotso: Steffen Ulbricht

Bekanntlich ist der Ort der Inbegriff des Weihnachtslandes Erzgebirge. Jedes Jahr gibt es hier in der Adventszeit einen wahren Touristenansturm. Am ersten Adventssamstag des Jahres 2000 waren z.B. noch rund 200 Reisebusse gezählt worden. Nun, zwanzig Jahre später, Ende November 2020, war der Kurort Seiffen wieder in den Schlagzeilen. Wieder wegen “zu vieler” Touristen – aber diesmal arg kritisiert.
Zwar gab es nicht einen Reisebus, sondern nur Autotouristen, und die verschärfte Corona-Verordnung per 1. Dezember war auch noch nicht in Kraft getreten. Da aber die 7-d-Inzidenzwerte im ERZ wie in Sachsen sehr hoch lagen, hagelte es öffentliche Kritik, sowohl an den Seiffnern als auch an den Gästen.
Augenzeugen meinten allerdings, dass sich so gut wie alle Gäste, sowohl im Freien als auch in den Läden, an die Regeln gehalten hätten.
Natürlich mussten auf Grund des Medienhypes Staatsregierung bzw. Polizeidirektion Chemnitz reagieren. Und letztere riegelte Seiffen ab Freitag, dem 4. Dezember, mehr oder minder ab. Die “Einreise” erhielten nur Gäste aus angrenzenden Landkreisen. Für andere wurde der Ausflug teuer: 60 Euro pro Person. Die Chemnitzer Morgenpost schrieb am Folgetag: “Seiffen wird zur Festung!”. So oder so zeigte das Wirkung. Am zweiten Adventssonntag war in der ersten Nachmittagsstunde kein Mensch mehr auf der “Goldmeile” zu sehen.
Am eigentlichen Problem – Existenzangst von Seiffner Bürgern und kleinen Unternehmen – gingen Medienhype und Polizei-Einsatz weit vorbei.