Start Erzgebirge Sensation verpasst - sensationell gekämpft
Artikel von: Sven Günther
29.10.2015

Sensation verpasst – sensationell gekämpft

Arni Thor Sigtrygsson warf vier Tore Foto: Birgit Hiemer

20 Zentimeter und 20 Kilo

Lößnitz. Bei den Fußball-Torhütern gibt es einen Satz, der Jens Lehmann zugeschrieben wird: “1,90 m kann man eben nicht trainieren…” Nichtsportler sagen: “Wenn man am Grashalm zieht, wächst er trotzdem nicht schneller.” Beide beschreiben die Situation, dass es Dinge gibt, die man trotz besten Willens und größtmöglicher Leidenschaft nicht erzwingen kann. Der Handball-Trainer Runar Sigtryggsson fügte am Mittwoch nach der 22:28-Pokalniederlage gegen Minden eine Weisheit hinzu: “Uns fehlten einfach 20 Zentimeter und 20 Kilo!”
Vor allem aber fehlten dem Übungsleiter die Alternativen: Adam Mazur, Bengt Bornhorn und Ladislav Brykner verletzt, Sigtryggur Dadi Runarsson und Janar Mägi angeschlagen – da wurde die Übermacht der Mindener noch übermächtiger.
Trotzdem lieferten die Auer dem ungeschlagenen Tabellenführer der 2. Liga einen großen Kampf. Zwar ging Minden mit 4:1 in Führung wurde aber von den Erzgebirgern bis zur Pause ein- und überholt. 13:12 stand es nach 30 Minuten und die 1350 Fans hofften weiter auf eine Sensation. Klappte nicht. Zwar warf Arni Sigtrygsson in der 39. Minute zum 17:15. Dann aber folgten fünf Treffer in Folge für die Gäste, bei denen sich dann auch noch Kim Sonne im Mindener Tor steigerte.
Nach 60 Minuten konnten die Fans die EHV Spieler nur für ihren sensationellen Kampf bejubeln. Manager Rüdiger Jurke: “Man hat schon gemerkt, dass unsere Jungs auf dem Zahnfleisch gehen. Wir hoffen, dass Arni sich nicht zu schwer verletzt hat und beim wichtigen Spiel am Samstag gegen HF Springe dabei sein kann. Aber das wird richtig schwierig und wir brauchen unbedingt die Fans in der Halle, die uns dabei unterstützen.”

Torschützen EHV: Kevin Roch (6), Jan Faith (4), Arni Thor Sigtrygsson (4), Eric Meinhardt (3), Sigtryggur Runarsson (3/2), Marcel Schäfer (2).

Das sagten die Trainer

Frank Carstens: “Wir haben nach dem Sieg wirklich einmal durchgepustet, hatten großen Respekt vor der Halle, vor der Mannschaft, vor der Heimstärke von Aue und auch vor der Spielweise. Wir hatten, und Aue geht es ähnlich, das siebente Spiel im Oktober gehabt. Wenn dann eine Mannschaft mit viel Laufarbeit und viel Bewegung spielt, wie es der EHV tut, dann ist das für meine zum Teil schon etwas älteren Herrschaften nicht immer ganz einfach.
Bei insgesamt 22 Toren und sechs Kontern in der ersten Halbzeit muss man sagen, dass wir in der Positionsarbeit überragend waren. Das war die Basis, dass wir das Spiel gewonnen haben. In der ersten Halbzeit sind die Tore für uns zunächst einfach gefallen, dann sind wir geschwommen, haben Bälle über Bälle weggeschmissen. Erst in der zweiten Halbzeit, als wir einen anderen Plan verfolgten, ging es vorn dann leichter. Ich denke wir haben etwas zu hoch gewonnen. Die sechs Tore Unterschied habe ich während des Spiels nicht gesehen. Wir freuen uns super, dass wir weiter sind.”

Runar Sigtryggsson: “Es stimmt, was mein Kollege sagt. Vor allem in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit hat Minden die Tore aus dem Positionsangriff gemacht. Da fehlte uns vielleicht ein wenig die Torhüterleistung. Dann fangen wir an, vorn Fehler zu machen und Minden kann Konter laufen und zieht weg. Wir haben keinen Zugriff mehr bekommen. Die Qualität ist bei Minden so hoch, dass sie sich dann so eine Chance nicht mehr nehmen lassen. Uns fehlen einfach 20 Zentimeter und 20 Kilo.”