Start Chemnitz Sie ließen Schlüpfer ins All schießen: bruno banani-Geschäftsführer Jan Jassner im exklusiven Interview
Artikel von: Redaktion
30.10.2018

Sie ließen Schlüpfer ins All schießen: bruno banani-Geschäftsführer Jan Jassner im exklusiven Interview

So kennt man bruno banani: Witzig, freizüg, gut gelaunt. Zum 25. Geburtstag lässt man die Korken knallen. Fotos: Unternehmen

Chemnitz. Selbst Menschen, die sich nicht besonders stark für Unterwäsche interessieren, kennen diese Marke: bruno banani. Mit einzigartigen Werbekampagnen machte das 1993 in Chemnitz von Wolfgang Jassner gegründete Unternehmen mehr als einmal Schlagzeilen. 1998 machte sich bruno banani mit der letzten bemannten Sojus Rakete und der Wäschekollektion „Your Dynamic Underwear“ auf zur russischen Weltraumstation MIR.

Den Test in der Schwerelosigkeit durch Chef-Flugingenieur Nicolai Budarin beim täglichen Fitnesstraining bestand die Wäsche und galt von da ab als „Spaced Proofed Underwear“ bzw. „First Designer Brand in Space“. Wüstendurchquerungen 1996, 500 Kilometer durch den australischen Dschungel 1997 und eine Reise in 4.800 Meter Meerestiefe im Jahr 2001 waren weitere medienwirksame Aktionen. Trotzdem blieb das Unternehmen auch bodenständig – und vor allem: Chemnitz immer treu.

In dieser Woche wird nun das 25. Firmenjubiläum mit Mitarbeitern, Partnern und Unterstützern gefeiert. WochenENDspiegel-Redakteurin Cindy Haase sprach im Vorfeld mit Jan Jassner (45), der neben seinem Vater Wolfgang und José Borge einer von drei Geschäftsführern ist.

Herr Jassner, Sie haben mit Ihrer Firma den Unterwäschemarkt in Deutschland revolutioniert. Wann wurde ihrem Vater bewusst, dass in dem Bereich dringender Handlungsbedarf besteht?
Mein Vater war Geschäftsführer in vielen Textilfirmen, darunter auch für Unterwäsche. Er kannte den Markt sehr gut. Damals war Unterwäsche aber ein Produkt, für das sich niemand wirklich interessierte. Er sah hier eine Nische für Designerunterwäsche und hat diese besetzt.

Wie muss man sich die Anfänge damals vorstellen? Mit einer Nähmaschine im Hinterhof?
Nein, mein Vater war ja auch als Unternehmenberater tätig und ist dort auf die Trikotex GmbH gestoßen. Er konnte bei der Gründung 1993 auf deren Know How und auch auf viele gut ausgebildete Fachkräfte in der Region zurückgreifen. Anfangen haben wir damals in Mittelbach auf der Hofer Straße in einem Backsteingebäude mit circa 15 Leuten. Wir haben uns auf ein klares Produktsortiment mit klaren Sortimentsstrukturen konzentriert, die für die Kunden durchschaubar waren. Zunächst haben wir uns auf Fachgeschäfte und Warenhäuser im Westen fokussiert, weil es dort schon einen bestehenden Markt gab, aber dann auch schon den Osten ins Visier genommen.

Produzieren Sie immer noch hier in Chemnitz und wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie inzwischen?
Ein Teil wird noch hier produziert, aber nicht mehr alles. Wir haben am Hauptsitz in Chemnitz rund 60 Mitarbeiter, dazu kommen noch welche in Stores im ganzen Bundesgebiet sowie in Holland, Frankreich, Österreich und Italien. Insgesamt sind es 117 Mitarbeiter.

Wie entstand der Name „bruno banani“?
Er entstand in Zusammenarbeit mit einer Werbeagentur in Herrenberg. Wir brauchten einen Namen, der für Designerprodukte passt. bruno banani war merkfähig, klang nach Mode und einem Hauch Italien, war internationalisierbar, er lieferte Raum für Phantasie und durch den Slogan „Not for everybody“ hatte er auch eine gewisse Selbstironie. Egal, ob jemand die Marke gleich gut gefunden hat: Aber gemerkt hat ihn sich jeder.

Für wen genau ist denn bruno banani, wenn nicht für jeden?
Für Menschen, die etwas Besonderes suchen.

Apropos Besonderes. Sprechen wir über Ihre Marketingaktionen. Unterhosen in der Wüste, Schlüpfer im All – wie entstehen solche Ideen? In lustiger Runde bei reichlich Alkohol?
Manche Aktionen sind wirklich so entstanden, aber eher in lustiger Runde ohne Alkohol. Wir konnten uns da frei entfalten, weil wir eine neu gegründete Firma und nur und selbst gegenüber verantwortlich waren. In einer bestehenden Firma mit anderen Firmenkultur wäre das sicher nicht möglich gewesen.

Was kommt als nächstes? „bruno banani“ auf dem Mars oder Mond?
(lacht). Wir haben schon neue Ideen, aber die kann ich Ihnen noch nicht verraten. Darüber machen wir uns 2019 genauere Gedanken.

Wie hat sich das Unternehmen und die Marke im Laufe der 25 Jahre entwickelt und wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren?
Wir haben zunächst eher auf Baumwolle und Feinripp, schwarz-weiß, blau und rot gesetzt. Darauf aufbauend entstanden zwei Mal pro Jahr modische Kollektionen, die wir immer erst nach Auftragseingang produzieren. Dort sind wir sehr bunt und vielfältig. Für uns ist es wichtig, zukünftig im stationären Bereich weiter eigene Geschäfte aufzubauen, aber auch den Online-Handel, der aktuell 10 bis 15 Prozent des Umsatzes ausmacht, auszubauen.

Wie schätzen Sie den typischen Chemnitzer ein? Welchen Wert legen er und sie auf die Unterwäsche?
(lacht). Darüber führen wir jetzt keine Statistik, aber ich denke, die Chemnitzer sind schon sehr modeinteressiert, das zeigt sich auch jedes Jahr bei den Modenächten, wo wir ebenfalls vertreten sind.

Was trägt Mann denn am liebsten untendrunter?
Am beliebtesten sind zu 70 Prozent bei den Männern immer noch Shorts vor Slips mit 20 Prozent.

Und Sie selbst?
Ich bevorzuge auch Shorts. Die sind einfach am bequemsten.

Sie stammen ursprünglich aus Baden-Württemberg, leben aber schon seit 2000 in Chemnitz. Ist die Stadt besser als ihr Ruf oder was sagen Sie Skeptikern, denen Sie sicher auch häufig begegnen?
Ich lade sie ein, hierher zu kommen und danach ändern sie ihr Bild. Die neue Kampagne „Chemnitz ist weder grau noch braun“ bringt es sehr gut auf den Punkt. Und wenn die Leute einmal hier waren, gefällt es ihnen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Unternehmer Jan Jassner mit dem Stoff, aus dem die Unterwäscheträume sind. Fotos: Unternehmen