Start Sind auch zuckerfreie Energydrinks ungesund, Dr. Ketteler?
Artikel von: Sven Günther
22.03.2024

Sind auch zuckerfreie Energydrinks ungesund, Dr. Ketteler?

Immer mehr Hersteller von Energydrinks entkräften die Vorwürfe der Kritiker, in dem sie zuckerfreie Sorten anbieten. Gesunde Alternative oder gefährlicher Wachmacher?
Immer mehr Hersteller von Energydrinks entkräften die Vorwürfe der Kritiker, in dem sie zuckerfreie Sorten anbieten. Gesunde Alternative oder gefährlicher Wachmacher? Foto: Katharina Kurzweg

Chefarzt Ketteler: Tee statt Energydrinks

Aue-Bad Schlema. In Ordnung, dann lassen wir eben den Zucker weg. Immer mehr Hersteller von Energydrinks entkräften die Vorwürfe der Kritiker, in dem sie zuckerfreie Sorten anbieten. Gesunde Alternative oder gefährlicher Wachmacher? Dr. Thomas Ketteler, Chefarzt der Kardiologie am Helios Klinikum Aue, warnt vor den angesagten “Aufputschmitteln”.

Auch Kinder greifen zu Energydrinks

Energydrinks sind vor allem bei Jugendlichen beliebt. Die bunten und hippen Produktdesigns, die anfangs noch hohe Sensitivität gegenüber Koffein und der süße Geschmack sorgen für eine große Attraktivität der Produkte in dieser Zielgruppe und so greifen immer mehr junge Menschen tagsüber zu einer Dose Energy, um der Müdigkeit vorzubeugen oder die Leistungsfähigkeit zu steigern
Bereits jeder Fünfte im Alter von 10 bis 16 Jahren konsumiert so regelmäßig Energydrinks. Und wenn man die zuckerfreie Variante wählt, hat man dabei sogar noch das gute Gefühl, zumindest keine Unmengen an Zucker zu sich zu nehmen. War dies doch lange Zeit der Hauptkritikpunkt beim Konsum von Energydrinks. Doch ist die zuckerfreie Alternative wirklich ungefährlich für den Körper?

Zu viel Koffein in Energydrinks

Ein wesentlicher Kritikpunkt bleibt: Der süße Geschmack überdeckt den bitteren Geschmack des Koffeins. Dadurch greift man schnell zu einer zweiten oder dritten Dose des Aufputschmittels in nur kurzer Zeit und übersteigt somit schnell die empfohlene Maximaldosis Koffein. Dr. Thomas Ketteler, Chefarzt der Kardiologie, weiß: „Für gesunde Erwachsene gilt, dass bis zu 400 Milligramm Koffein am Tag in Ordnung sind. Das bedeutet, dass vier Kaffeetassen pro Tag von einem erwachsenen Körper gut kompensiert werden können. Für Kinder und Jugendliche gilt jedoch bereits ein gesundheitliches Risiko, wenn sie mehr als 3mg Koffein pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen.“
Diese Grenze wird beim Konsum von Energydrinks schnell überschritten, denn bereits eine kleine 250ml-Dose enthält 80mg Koffein. Nimmt man zu viel Koffein zu sich, kann das, vor allem auch in Kombination mit Taurin, zu Herz-Kreislauf-Problemen und Schweißausbrüchen führen.

Dr. Thomas Ketteler, Chefarzt der Kardiologie am Helios Klinikum Aue. Foto: Dorothee Sykora-Roscher

Auch zuckerfreie Energydrinks kritisch

Ein weiterer Kritikpunkt, der übermäßige Zuckerkonsum, wird bei der zuckerfreien Alternative außer Kraft gesetzt, denn diesen Energydrinks sind die Süßstoffe Sucralose und Acesulfam K zugesetzt. Doch auch diesen sagt man immer wieder gesundheitliche Risiken nach. So wird beispielsweise seit Jahren beobachtet, dass Konsumentinnen und Konsumenten nach dem Verzehr von Süßstoffen Durchfälle beklagen. Man geht davon aus, dass sie die Bakterienzusammensetzung im Darm verändern. Bei regelmäßigem Konsum von Sucralose kann der Körper zudem normalen Zucker nicht mehr gut verarbeiten.

Auch der Darm leidet

Weiterhin geht man davon aus, dass sich bei einer geschädigten Darmflora die Immunabwehr verschlechtert. Immer wieder werden Zuckerersatzstoffe auch mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht. Wissenschaftlich belegt ist dies jedoch nicht, da die bisherigen Tests an Labortieren oder isolierten Zellen durchgeführt wurden und diese Ergebnisse nicht einfach auf den menschlichen Körper übertragbar sind.

Norwegische Studie zu Energydrinks

Über den Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und dem Konsum von Energydrinks berichtet eine aktuelle Studie aus Norwegen. An ihr nahmen 50.000 Probanden teil. So zeigte sich im Rahmen der Untersuchung beispielsweise, dass Menschen schon beim Konsum von nur einer Dose am Tag, durchschnittlich eine halbe Stunde weniger schlafen und Probleme beim Ein- und Durchschlafen haben.
„Besonders gefährlich sind die kleinen Wachmacher-Dosen auch in Kombination mit Alkohol, da das Koffein die Wirkung des Alkohols veschleiert“, sagt Dr. Ketteler. „Man nimmt erst viel später Müdigkeit und Trunkenheit war und ist risikobereiter. Auch die Herzfrequenz wird erhöht.“

Welche gesunden Alternativen zu Energydrinks gibt es?

Der Experte sagt: „Ich empfehle eher schwarzen, grünen oder auch weißen Tee über den Tag verteilt zu trinken. Das in diesen Sorten enthaltene Koffein hat eine kontinuierliche Wirkung und wirkt nicht nur punktuell wie bei Kaffee oder Energy Drinks.“