Start Erzgebirge „KUMPELVEREIN“ wieder mit Leben füllen"
Artikel von: Judith Hauße
20.01.2023

„KUMPELVEREIN“ wieder mit Leben füllen”

Roland Frötschner. Foto: Foto Atelier Lorenz Zschorlau

Interview mit FCE-Präsident Roland Frötschner

Roland Frötschner wurde vom Aufsichtsrat des FC Erzgebirge auf der Mitgliederversammlung am 12. November vorigen Jahres zum neuen Präsidenten bestellt. Der Unternehmer aus Schneeberg-Lindenau führt den Kumpelverein im Team des Vorstands, dem auchThomas Schlesinger, Robert Scholz, Jörg Püschmann und Volker Schmidt angehören. Vorm ersten Heimspiel im neuen Jahr sprach Olaf Seifert mit dem 69-Jährigen.

OLAF SEIFERT: Mit großer Mehrheit entschieden die Mitglieder für einen grundlegenden Neuanfang beim FC Erzgebirge. Im Vorstand finden sich durchweg neue Köpfe. Was motivierte Sie, den Auftrag an der Spitze  des Vereins anzunehmen?

ROLAND FRÖTSCHNER: Die Kandidaten zur Wahl der Gremien zur Mitgliederversammlung am 12.11.22 standen alle für einen Neuanfang unter den Kriterien Transparenz, Offenheit, Kompetenz und Verbundenheit mit unserem FCE. Die Mischung aus politischen und wirtschaftlichen Persönlichkeiten und die Einbindung der Fangruppierungen haben mich überzeugt.

OLAF SEIFERT: In welcher Verfassung fanden Sie den Verein vor? Wo sehen Sie Stärken, wo die größten Defizite?

ROLAND FRÖTSCHNER: Der Abstieg aus Liga 2, die sportliche Situation mit der Gefahr des Absturzes in den Amateurfussball war und ist noch sehr dramatisch.Die Rücktritte von Joachim Engelmann und danach Helge Leonhardt sowie die Krankheit von Michael Voigt haben den Verein vorübergehend führungslos gemacht. Der eingesetzte Interimsvorstand unter Interimspräsident Torsten Enders hat die Führung des FCE übernommen und mit der Vorbereitung und Durchführung der Mitgliederversammlung eine sehr gute Arbeit gemacht. Die Stärken unseres FCE sehe ich darin, das wir nach Niederlagen und Enttäuschungen nicht resignierten und wieder aufstehen. Unsere Mitglieder sind stolz auf unseren Verein und stehen auch in schweren Zeiten hinter ihm.

OLAF SEIFERT: Die Defizite sehe ich vorrangig in der finanziellen Situation. Der Abstieg aus der 2.Bundesliga ist mit der Kürzung der Fernsehgelder um ca.9 Millionen Euro verbunden. Wir sind jetzt in erster Linie von Sponsorengeldern, Mitgliederbeiträgen, Eintrittsgeldern und Erlösen aus Fanartikelverkauf und Catering abhängig. Die wichtigste Aufgabe heißt Klassenerhalt. Da kam die lange WM- und Winterpause sicher gelegen zur Vorbereitung. Wie wurde die Zeit genutzt?

ROLAND FRÖTSCHNER: Für uns war die lange Pause sehr hilfreich. Ohne die Belastung durch Punktspiele konnten wir uns den vielfältigen Aufgaben in der Organisation des Heute und im Blick nach vorn widmen. Unter Regie von Mathias Heidrich wurde das Trainerteam neu zusammengestellt. Es wurde eine sportliche Analyse des Kaders der Profimannschaft durchgeführt. Nach erfolgreichem Trainingslager und den Vorbereitungsspielen werden wir die Ergebnisse in den nächsten Punktspielen sehen.

OLAF SEIFERT: Welche weiteren Hauptaufgaben sind aktuell zu lösen und was wurde vom Vorstand in den nur zwei Monaten Amtszeit bereits erreicht?

ROLAND FRÖTSCHNER: Aktuell befassen wir uns mit der Zulassung für die Spielzeit 2023/24 und den damit verbundenen Aufgaben. Sehr wichtig war in Vorbereitung dessen die Geschäftsstelle kaufmännisch und organisatorisch hierfür auszurichten. Ich bin mir sicher, das mit der Schaffung der zwei getrennten Geschäftsbereiche Sport und Finanzen, geführt von kompetenten Geschäftsführern, wir den richtigen Weg gegangen sind. Die vergangenen Wochen waren für alle Gremien sehr zeitintensiv und anstrengend. Leider ist diese ehrenamtliche Arbeit nicht in Zahlen oder messbaren Ergebnissen darstellbar. Die Wirksamkeit und Richtigkeit unserer Arbeit wird die nahe Zukunft bewerten.

OLAF SEIFERT: Wie ist die wirtschaftliche Situation unseres Vereins? Welche Voraussetzungen bestehen oder sind zu schaffen, um den Klassenerhalt zu ermöglichen?   

ROLAND FRÖTSCHNER: Zur Mitgliederversammlung wurden die Zahlen genannt aber teilweise leider falsch ausgelegt.Die Abstiegssaison 21/22 wies  einen Überschuss von ca. eine Million Euro aus, der Preis des Abstieges durch nicht fällige Prämien. Mit der Finanzplanung der aktuellen Saison sind die damals Verantwortlichen ein sehr hohes Risiko gegangen und haben diesen Überschuss sowie Übergangsgelder der DFL verplant, zusätzlich wurden Darlehen und weitere Verbindlichkeiten bis zu zwei Millionen Euro aufgenommen, die unseren Verein noch länger belasten wenn es uns nicht gelingt, zusätzliche Einnahmepotentiale zu erwirtschaften. Ein zu großer Spielerkader und leider auch zu viele Trainer auf der Gehaltsliste zeugen davon. Die daraus resultierenden Probleme werden uns erst in der nächsten Saison einholen. Die Vorraussetzungen für die Mission Klassenerhalt sind aber gegeben.

OLAF SEIFERT: Was zeichnet Olaf Albrecht, den neuen Interimsgeschäftsführer, aus?

ROLAND FRÖTSCHNER: Herr Albrecht hat seine persönliche und fachliche Kompetenz vor den Gremien dargestellt, seine Berufung war folgerichtig und mehrheitlich getragen. Lassen sie uns seine Arbeit in einigen Wochen bewerten. Anfang dieses Jahres begeht der FCE-Förderkreis 30. Geburtstag,mit Ihrem Unternehmen Strüder GmbH sind Sie seit den Neunzigerjahren dort Mitglied. Wie ist die Stimmung bei den Aue-Sponsoren? 

Die Stimmung ist gut, die Sponsoren erwarten natürlich Ergebnisse und Erfolge. Über die Vorbereitung auf die Rückrunde fand am 13.1. mit den Haupt- und Premiumsponsoren eine Informationsveranstalzung statt. Wir suchen mit allen Sponsoren das Gespräch und wollen sehr offen und informativ mit ihnen umgehen. Ich bitte auch hier alle Geldgeber und Förderer unseres FCE um ihre weitere Unterstützung, jeder noch so kleiner Betrag hilft uns bei den kommenden Aufgaben.

OLAF SEIFERT: Mit Jörg Püschmann gehört erstmals ein Fan-Vertreter zum Vorstand, das findet man nicht so oft im Profifußball. Welche Impulse wollt Ihr damit setzen? Woran sehen Sie das Besondere an der Auer Fankultur?

ROLAND FRÖTSCHNER: Herr Püschmann genießt eine hohe Reputation in unserer Fanszene auf die wir zu recht stolz sind. Mit ihm haben wir in beide Richtungen einen ich hoffe gewinnbringenden Austausch. Unsere Fans bestimmen maßgeblich unsere Vereinskultur und Aussendarstellung, wir tragen dem Rechnung.

OLAF SEIFERT: Stichwort Tradition, mit Volker Schmidt bringt sich ein populärer Wismut- und FCE-Spieler beim Neuanfang im Verein ein. Warum er?

ROLAND FRÖTSCHNER: Volker Schmidt hat aufgrund seiner beruflichen Tätigkeiten ein hohes organisatorisches und kaufmännisches Wissen, als Mensch ist er offen, ehrlich, hilfsbereit und zielstrebig. Obwohl er schon längere Zeit nicht mehr aktiv ist kennt er den Profifußball wie kein anderer im Vorstand.

OLAF SEIFERT: Neues Jahr, frischer Internetauftritt des FCE. Wie wünschen Sie sich die künftige Außendarstellung unseres Vereins, deren Gestaltung Robert Scholz im Vorstand verantwortet?

ROLAND FRÖTSCHNER: Wir wollen aktuell und informativ sein. Der Internetauftritt ist unsere direkte Verbindung zu unseren Mitgliedern.Robert Scholz ist erfahren auf diesem Gebiet und ist sehr bestrebt unseren Slogan „KUMPELVEREIN“ wieder mit Leben zu erfüllen.

OLAF SEIFERT: Was stimmt Sie optimistisch, dass unsere Mannschaft am Ende der Saison überm Strich steht? Welche Rolle kommt dabei dem Geschäftsführer Sport Matthias Heidrich und Cheftrainer Pavel Dotchev zu?

ROLAND FRÖTSCHNER: Wir ordnen alles unserem sportlichem Ziel Klassenerhalt unter und haben getan was uns möglich war und ist. Die Verantwortung liegt jetzt bei der sportlichen Führung. Sie müssen und werden liefern. Ich bin mir sicher das wir am Saisonende übern Strich stehen.

OLAF SEIFERT: Am Montag wurde es für unser Team bereits beim FC Ingolstadt ernst, wie bewerten Sie den Aufritt der Veilchen bei den „Schanzern”?

ROLAND FRÖTSCHNER: Wie sicher alle, waren wir im neuen Vorstand positiv angespannt ob die guten Ergebnisse der Vorbereitung auch im ernsten Ligaalltag Bestand haben werden. Wie es die Mannschaft dann aber geschafft hat gegen einen der Aufstiegsanwärter auch den frühen Rückschlag wegzustecken, das war schon klasse. Es waren wieder die Auer Tugenden zu sehen wie Leidenschaft und Kampf um jeden Meter auf dem Rasen. Aber auch die spielerische Komponente kam nicht zu kurz und zeigte deutlich, das in der Rückrunde eine andere Auer Mannschaft auf dem Platz steht. Mein Dank gilt neben Matthias Heidrich auch Pavel Dotchev und seinem Team für diese Wandlung, die nun in den kommenden Spielen bestätigt werden muss. Trotzdem möchte ich nochmal Carsten Müller danken, der mit seiner Tätigkeit als Trainer im Herbst auch den Grundstock dafür gelegt hat, das wir wieder im Rennen um den Klassenerhalt sind.