Landwirtschaft erholt

Landwirtschaft erholt

Sachsens Ernährungswirtschaft hat die Folgen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs nach Einschätzung von Landwirtschaftsminister Wolfram Günther bislang gut gemeistert. Ihr Umsatz betrug im Jahr 2023 rund 7,7 Milliarden Euro und lag damit in etwa auf dem Niveau von 2022 (ca. 7,6 Milliarden Euro). In der Landwirtschaft sei die wirtschaftliche Entwicklung jüngst insgesamt gut verlaufen – trotz stark gestiegener Erzeuger- und Betriebsmittelpreise. Allerdings habe der Sektor laut Günther zuvor aus vielfältigen Gründen schwierige Jahre erlebt.

Landwirtschaftsminister Günther: »Die Land- und Ernährungswirtschaft in Sachsen ist stabil aufgestellt. Aber sie hat turbulente Jahre hinter sich. Extremwetter, gestiegene Betriebsmittelpreise und der Fachkräftemangel fordern die Branche heraus. Hinzu kommt eine ungesunde Abhängigkeit von schwankenden Weltmarktpreisen, eine immer komplizierter werdende Agrarförderung, unklare Rahmenbedingungen nach Jahrzehnten fehlgesteuerter Agrarpolitik. Die Branche steht infolge gestiegener Erzeugerpreise robust da, aber die Landwirtinnen und Landwirte stehen unter großem Druck. Gleichzeitig ist in den letzten Jahren in Sachsen der Absatz von regionalen und Bio-Lebensmitteln deutlich gestiegen. Das ist eine positive Entwicklung, denn mehr regionale Wertschöpfung heißt: Mehr Geld bleibt in den Betrieben und in der Region. Und bei Bio-Lebensmitteln sind die inflationsgetriebenen Preisanstiege geringer ausgefallen als bei konventionellen Lebensmitteln. Ein gutes Angebot bio-regionaler und regionaler Lebensmittel stärkt natürlich auch den Tourismusstandort Sachsen und umgekehrt. Hier hat Sachsen viel zu bieten. Das zeigen wir auf der Grünen Woche.«

Die Entwicklungen in der Land- und Ernährungswirtschaft sowie die Unterstützungsleistungen des Freistaats stellen sich wie folgt dar

Landwirtschaft insgesamt: Gute wirtschaftliche Entwicklung in letzten beiden Jahren
Im Wirtschaftsjahr 2022/23 (01.07.2022 bis 30.06.2023) verbesserte sich das Ergebnis der landwirtschaftlichen Betriebe gegenüber dem Vorjahr trotz stark gestiegener Erzeuger- und Betriebsmittelpreise nochmals deutlich.

Vor allem 2022 waren gegenüber dem Vorjahr die Preise für Getreide (+42%), Raps (+38%) und Milch (+42%) deutlich gestiegen. Bei Schweinen und Rindern hat der seit Jahren anhaltende Bestandsabbau zu relativ stabilen Preisen geführt.

Allerdings war die wirtschaftliche Lage der Betriebe in den Jahren zuvor im Schnitt schwierig. Gründe hierfür waren Dürren, Starkregen zur Erntezeit, zunehmend schwankende Erzeugerpreise, anhaltend stark steigende Bodenpreise oder der Fachkräftemangel.

Nach dem sehr guten Ergebnis im letzten Jahr dürften die Einkommen wieder auf das langjährige Niveau der Vergangenheit zurückgehen.

Bio ist und bleibt langfristiger Trend
Nach Einbruch des Bio-Marktes 2022 erholten sich die Umsätze 2023 und übertreffen seit Mai 2023 regelmäßig die Vorjahreswerte. Marktbeobachter erwarten für 2023 einen ähnlichen Bio-Umsatz wie 2021. Damit läge er um rund 30 Prozent über dem Umsatz von 2019.

Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Sachsen stieg laut Agrarstrukturstatistik zwischen 2020 und 2023 von 70.587 auf 85.400 Hektar

Ernährungsgewerbe stabil

Der Branchenumsatz betrug 2023 rund 7,7 Milliarden Euro und lag damit in etwa auf dem Niveau von 2022. Erfasst sind hierbei 355 Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten. Der Umsatzanteil am verarbeitenden Gewerbe lag im Jahr 2022 bei 9,3 Prozent, der Beschäftigtenanteil bei 7,6 Prozent.

Die Branche hatte im vergangenen Jahr rund 21.500 Beschäftigte. Die meisten arbeiteten in der Back- und Teigwarenherstellung (rund 7.000 Beschäftigte), gefolgt von Schlachtung/Fleischverarbeitung (rund 4.200 Beschäftigte) und der Milchverarbeitung mit 3.200 Beschäftigten.

Unterstützung der Land- und Ernährungswirtschaft
Über die Förderung und Instrumente der EU-Agrarförderung hinaus sei auf die Förderrichtlinie Marktstrukturverbesserung des sächsischen Landwirtschaftsministeriums verwiesen. Gefördert werden können die Gründung und das Tätigwerden von Erzeugerorganisationen oder auch Investitionen von Erzeugerorganisationen und bestimmten Unternehmen der Ernährungswirtschaft Im Jahr 2023 wurden über dieses Programm 28 Vorhaben mit 3,8 Mio. Euro gefördert.

Zudem wird der Auftritt auf Messen wie auf der Grünen Woche oder auf regionalen Ausstellungen unterstützt.

Das Landwirtschaftsministerium unterstützt zudem die sächsische Bio-Land- und Ernährungswirtschaft im Sinne eines marktgerechten Wachstums. Neben der flächenbezogenen Förderung im Bereich Öko-Landbau erfolgt dies unter anderem mit dem 2022 am LfULG eröffneten Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau. Dessen zentrale Aufgabe ist der praxisbezogene Wissenstransfer mit Bio-Partnerbetrieben. Zudem werden die Förderinstrumente verstärkt auch auf Bio ausgerichtet.

Um die regionale Wertschöpfung und Krisenfestigkeit zu stärken, wurde Anfang 2022 die Sächsische Agentur für regionale Lebensmittel AgiL gegründet. 2023 gehörten unter anderem 14 Wissenstransfer- und Vernetzungsveranstaltungen und 180 Beratungen zu den Aktivitäten.

Unterstützung leistet der Freistaat nach wie vor über das inzwischen gut etablierte und angenommene Regionalportal www.regionales.sachsen.de. Hier finden sich 437 Anbieter, davon 93 mit Bio-Angeboten und 113 Anbieter mit Angeboten für Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie. Im vergangenen Jahr hatte das Portal 96.000 Besucherinnen und Besucher, was der Resonanz im Vorjahr entspricht.