Start Erzgebirge Staatliche Studienakademie muss Hochschule werden
Artikel von: Redaktion
08.02.2017

Staatliche Studienakademie muss Hochschule werden

Lokalpolitiker und Professoren der Staatlichen Studienakademie sprachen über die Entwicklungsperspektive der Bildungseinrichtung. Foto: Staatliche Studienakademie Breitenbrunn

“Freistaat Sachsen könnte Entwicklung verpassen – Staatliche Studienakademie Sachsen muss Hochschule werden” – Deutliche Worte in Richtung des Landtages und der Staatsregierung fielen bei einer kürzlich stattgefundenen Gesprächsrunde zwischen lokalen Politikern und Professoren der Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn. Thema war die Entwicklungsperspektive der Bildungseinrichtung angesichts der anstehenden Gesetzesnovelle. Auf harsche Kritik stieß, dass die Sächsischen Studienakademien nicht zu Hochschulen gemacht werden. In Baden-Württemberg und Thüringen wurden die Studienakademien insgesamt zu Dualen Hochschulen umgewandelt. Dies bringt nachhaltige Entwicklungsimpulse und stärkt auch die ländliche Region. Im Freistaat Sachsen dagegen belässt man es dabei, dass die Studienakademien zwar einen Bachelorabschluss vergeben, jedoch keinen Hochschulabschluss. Dies schafft die im Grunde unmögliche Situation, dass der inhaltlich absolut hochwertige und akkreditierte Abschluss nicht angemessen eingestuft wird.

Bürgermeister Fischer unterstützt Anliegen der Studienakademie

Bürgermeister Ralf Fischer sieht hierin eine massive Benachteiligung der Bildungslandschaft im ländlichen Raum. Der Breitenbrunner Bürgermeiser kritisierte ebenfalls, dass der zentrale Sitz der sieben Studienakademien, die insgesamt die Berufsakademie Sachsen bilden, in Glauchau sein soll. Fischer hob hervor, dass der Sitz in den 1990er Jahren, aufgrund der vom Freistaat geschaffenen hervorragenden baulichen Gegebenheiten und des engagierten pädagogischen Personals, in Breitenbrunn war. Durch die Ansiedlung der Zentralstelle in Glauchau werde der ländliche Raum perspektivisch gravierend benachteiligt.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte der Direktor Prof. Dr. Anton Schlittmaier die Erfolge, aber auch einige Probleme der Studienakademie Breitenbrunn dar. Zudem skizzierte er die geplanten Entwicklungslinien der Einrichtung, an der derzeit etwa 650 junge Menschen studieren. Insbesondere soll neben der Sozialen Arbeit, die jährlich etwas 150 bis 200 Studienanfänger immatrikuliert, die Betriebswirtschaftslehre gestärkt werden. Zwei große Probleme dieser Zielstellung skizzierte der stellvertretende Direktor der Einrichtung, Prof. Dr. Erhard Jähn. Der fehlende Hochschulstatus schreckt Studienbewerber aus der Wirtschaft ab. Man sollte die ausgearbeitete Novelle unter der Überschrift Duale Hochschule als gesonderten Abschnitt in das sächsische Hochschulgesetz aufnehmen. Eine Angleichung an alle anderen Hochschulen in Sachsen könnte dann Schritt für Schritt entsprechend erfolgen. Weiter hob Jähn hervor, dass zwar genügend Studienplätze, gekoppelt mit gut vergüteten Praxisstellen in der Wirtschaft bereitstehen, jedoch es im Erzgebirgskreis an jungen Leuten fehlt, die sich für ein entsprechendes Studium in der Region entscheiden.

Politiker suchen Lösungsansätze

MdL Alexander Krauß schlug vor, noch marktorientierter vorzugehen und den Bedarf der Wirtschaft in der Region noch weitergehend auszuloten. Die Schwarzenberger Bürgermeisterin Heidrun Hiemer empfahl das Innenmarketing zu verbessern. Zwar werde bei großen Messen enorme Präsenz gezeigt, die regionalen Schulen müssten jedoch noch mehr einbezogen werden. Ihnen müsste verdeutlicht werden, dass es ein exzellentes Studienangebot in der Region gibt. Ein Bekenntnis nach Innen ist erforderlich. Angesichts der Masse an Bildungsangeboten ist es wichtig, die Einrichtungen der Region besonders hervorzuheben.

MdL Simone Lang hob hervor, dass vor Ort mehr gemacht werden müsse. Geeignete, gut sichtbare Beschilderungen bereits in Schwarzenberg, an der Staatsstraße und innerhalb von Breitenbrunn könnten jungen Leuten und deren Eltern verdeutlichen, dass im Ort eine Einrichtung existiert, die zum Hochschulbereich gehört. Der Lauterer Bürgermeister Thomas Kunzmann wies darauf hin, dass insgesamt das Netzwerk in der Region verbessert werden müsse. Zu einem attraktiven Studienort gehört neben der Arbeit in der Einrichtung auch ein entsprechendes Umfeld. Insbesondere dem Nahverkehr sprach Kunzmann hier große Bedeutung zu.

Dr. Sabine Riegel, stellvertretende Leiterin des Studienganges Soziale Arbeit, erläuterte, dass die Praxisstellen im Studiengang Soziale Arbeit staatliche Unterstützung benötigen, um die Vergütung der Studierenden zu leisten. Da eine Mindestvergütung von 440,– € im Monat bezahlt werden muss, stehen soziale Einrichtungen teilweise vor dem Problem, diese Summe nicht aufbringen zu können. Um den Fachkräftebedarf und das Studienangebot in der Erzgebirgsregion zu sichern, müssen hier sachsenweit Lösungen gefunden werden.

Kritik an der geplanten Gesetzgebung

Roland May vom Landratsamt Annaberg äußerte sich kritisch zur geplanten Gesetzgebung. Die fehlende Anerkennung der Studienakademien als Hochschule sowie den Zentralsitz in Glauchau sieht er als sehr problematisch an. Zudem machte er deutlich, dass für den Erzgebirgskreis bzw. die Gemeinde Breitenbrunn nicht ansatzweise nachvollziehbar ist, warum der Region der Standortvorteil des Zentralsitzes der Staatlichen Studienakademien weggenommen wird, aber die mit entsprechendem Verwaltungs- und Finanzaufwand verbundene Zuständigkeit für die BAföG-Bearbeitung gemäß dem Gesetzentwurf weiter beim Landratsamt Erzgebirgskreis bleiben soll. Dies sei völlig inakzeptabel.

Das Treffen klang mit der Absichtserklärung aus, sich künftig noch stärker zur Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn als Einrichtung des Hochschulbereichs in der Region zu bekennen. Dies beinhaltet auch eine verstärkte Abstimmung sowie regelmäßige Treffen zwischen den Politikern und der Professorenschaft.

Weitere Informationen zur Staatlichen Studienakademie Breitenbrunn finden Sie unter http://ba-breitenbrunn.de/