Sternstunden für die Kleinen

Annaberg-Buchholz. Wenn man sich genau umschaut, sieht man ein kleines Paradies. Ein Fluchtpunkt in hektischen Zeiten, in denen schon Kleinstkinder von ihren Eltern smartphone-, tablet- und pc-süchtig gemacht werden. Im “Kindertreff Stadtmitte” vibriert kein Handy, flimmert kein Computer, klackern keine Spielkonsolen. Ronny Hunger, einer von drei Angestellten: “Wir haben Handyzeiten, in denen die Kinder spielen dürfen. Aber es ist uns wichtig, dass wir gemeinsam etwas machen.” Mensch-ärgere-dich-nicht. Basteln. Billard. Darts. Kicker. Die Kinder und Betreuer begrüßen sich hier noch per Handschlag.
Seit 1993 kümmern sich im “Kindertreff Stadtmitte” Helfer um die Kids, die meist aus sozialschwachen Familien kommen. “Die Jungen und Mädchen kommen oft allein nach der Schule zu uns”, erklärt Ronny Hunger. “Wir helfen bei den Hausaufgaben, essen und beten gemeinsam.” Das änderte sich auch nichts, seit auch Kinder von Asylbewerbern in die Räume im Haus an der Museumsgasse kommen. “Kinder kennen keinen Rassismus…”, sagt Hunger und erklärt: “Da sind die Eltern manchmal eher das Problem. Wenn syrische Christen auf syrische Muslime treffen, ist es schwierig. Ansonsten haben wir uns gut auf die neue Situation eingestellt, bieten für unsere muslimischen Kinder spezielles Essen an.” Kostenlos, wie für alle Jungen und Mädchen auch.
Ein Grund, warum man auf Spenden angewiesen ist. Ein Grund, den Walter Walliser, der Chef des Mercedes Autohauses Schloz Wöllenstein Annaberg-Buchholz kennt. Ein Grund, warum er und seine Mitarbeiter und die Mitglieder des Lions-Clubs helfen.
Walliser: “Wir unterstützen den Kindertreff Stadtmitte schon seit Jahren, haben auch geholfen, als vor drei Jahren die Räume saniert wurden. Jetzt ist es hier richtig gemütlich.”
Als am 26. September im Autohaus im Gewerbegebiet neue Mercedes-Modelle vorgestellt wurden, dachten Walliser und sein Team auch an die Kinder. “Unsere Kolleginnen und die Frauen der Mitarbeiter hatten Kuchen für unsere Gäste gebacken. Bei den ‘Sternstunden’ kamen so 1000 Euro zusammen, die wir dem Kindertreff gern spenden.”
Am 28. Oktober überreichte er den Scheck, wurde von Oberbürgermeister Rolf Schmidt begleitet. Das Stadtoberhaupt: “Es ist für mich immer eine besondere Freude, wenn ich sehe, dass es private Initiativen gibt, die soziale Anliegen unterstützen. Man kann sich nicht immer nur auf den Staat oder die Stadt verlassen, muss selbst mit anpacken und sich engagieren. Ich werde als Oberbürgermeister immer ein offenes Ohr für solche Initiativen haben und sie meinerseits bestmöglich unterstützen. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Firmenchefs dem Beispiel von Walter Walliser folgen würden. Solche Einrichtungen wie der Kindertreff Stadtmitte, aber auch andere soziale Projekte, können alle nur denkbare Hilfe gebrauchen.”
Das weiß auch Ronny Hunger und verrät: “Von den 1000 Euro werden wir Weihnachtsgeschenke und einen neuen Drucker kaufen.” Dann verrät er: “In einem der oberen Räume haben wir schon auch ein paar alte PCs stehen, würden schon auch noch neuere Modelle haben wollen.” Ein Wunsch, der dem kleinen Paradies keinen Abbruch tut…

Autor: Sven Günther