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Artikel von: Uwe Wolf
29.06.2018

Straßen und ihre Namen

Paul Greifzu gab dem Badberg in Hohenstein-Ernstthal seinen Namen. Der Rennfahrer siegte 1951 auf dem Sachsenring und ließ namhafte Konkurrenz hinter sich. Rund 300.000 Zuschauer waren damals an der Strecke. Repro: Uwe Wolf

Region. Straßennamen – die sind wichtig wenn es um die eigene Adresse geht, wenn man das Ziel ins Navi eingeben will oder auch aus postialischer Sicht. Die Namen sind oft einfach. Ahornstraße, Finkenweg oder Namen, die auf andere Städte hinweisen wie Dresdner Straße, Meeraner Straße oder Crimmitschauer Straße sind einfach zu deuten. Aber was ist, wenn die Straßen nach Personen genannt wurden? Zum Beispiel wer ist Paul Greifzu, nach dem in Hohenstein-Ernstthal eine Straße benannt wurde. Die einen halten Paul Greifzu für einen Parteigenossen, die anderen für irgendeinen Funktionär. Das der Badberg nach ihm benannt wurde hat jedoch rein motorsportliche Gründe. Paul Greifzu, 1907 geboren, war ein deutscher Automobil- und Motorrad-Rennfahrer. 1938 entschied Greifzu den Großen Preis von Deutschland für Sportwagen für sich. 1950 siegte er beim Sternbergrennen von Zella-Mehlis nach Oberhof. 1951 war das Jahr der großen Erfolge: 4. Platz beim Internationalen Rennen auf dem Nürburgring, Sieger beim Rennen auf der Autobahnspinne Dresden,  Sieger beim Internationalen AVUS-Rennen in Berlin, Sieger beim Rennen auf der Halle-Saale-Schleife, Sieger auf dem Sachsenring vor Weltmeister Hans Stuck . Das folgende Jahr beendete die Karriere von Paul Greifzu auf tragische Weise: Am 10. Mai 1952 kam Greifzu bei einem Trainingsunfall auf der Dessauer Rennstrecke für das 3. Dessauer Wagen- und Motorradrennen ums Leben.

In Lichtenstein gibt es die Otto Nuschke Straße. Nuschke ( geboren 23. Februar 1883 in Frohburg; verstorben am 27. Dezember 1957 in Hennigsdorf) war ein deutscher Politiker und CDU-Vorsitzender in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR sowie stellvertretender Ministerpräsident der DDR. Im März 1948 wurde er gemeinsam mit Wilhelm Pieck (SED) und Wilhelm Külz (LDPD) Vorsitzender des Deutschen Volksrates, der die Verfassung der DDR ausarbeitete. Im Jahre 1949 wurde er zunächst Mitglied der Provisorischen Volkskammer der DDR. Er gehörte anschließend bis zu seinem Tode der Volkskammer an.

In Waldenburg gibt es den Carl-Wilhelm-Richter-Platz. Carl Wilhelm Adolph Richter (* 27. Juli 1808 in Neustrelitz; † 25. Mai 1877 in Chemnitz) war ein deutscher Arzt und in den Jahren 1848/50 Mitglied der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung. Er praktizierte zunächst von 1833 bis 1839 in Neubrandenburg und dann in Woldegk. 1848 gehörte er neben Daniel Runge in Woldegk zu den Führern der Demokratiebewegung. 1848 wurde er im Wahlbezirk Mecklenburg-Strelitz/Stargardischer Kreis 9: Liepen zum Mitglied der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung gewählt. Hier schloss er sich der Fraktion der Reformpartei, der Linken, an.

Nach Carl Theodor Körner (* 23. September 1791 in Dresden; † 26. August 1813 im Forst Rosenow bei Lützow ) wurde in Hohenstein-Ernstthal eine Straße benannt. Er war ein deutscher Dichter und Dramatiker. Berühmt wurde er durch seine Dramen für das Wiener Burgtheater und besonders durch seine Lieder in den antinapoleonischen Befreiungskriegen. Nachdem er als „Sänger und Held“ im Lützowschen Freikorps gefallen war, wurde er zur patriotischen Identifikationsfigur.

Die Stadt Glauchau ehrte Prof. Dr. sc. phil. Walter Hüttel, in dem eine Straße nach ihm benannt wurde. Der gebürtige Glauchauer (1920 – 2006) war Musikwissenschaftler ; Komponist und Organist Durch einen Beschluss des Stadtrates sollte Herr Prof. Dr. sc. phil. Walter Hüttel für sein künstlerisches Schaffen sowie für seine Lebensleistung mit der Ehrenmedaille der Großen Kreisstadt Glauchau ausgezeichnet werden. Leider verstarb der Musikpädagoge am 02.10.2006, sodass eine Ehrung in der ursprünglich geplanten Form nicht mehr zustande kam. Um das Schaffen von Prof. Dr. Walter Hüttel entsprechend zu würdigen, beschloss der Stadtrat, dass die Straße „Am Ulmenhang“ in „Dr.-Walter-Hüttel-Straße“ umbenannt wir

Die Martin Götze Straße in Lichtenstein erinnert an Ernst Martin Götze (* 28. März 1865 in Callnberg bei Lichtenstein; † Anfang Dezember 1928 in Berlin). Er war Bildhauer und Medailleur. Insbesondere entstanden in seinem Berliner Atelier Büsten und Kleinbronzen. Große Erfolge als Denkmalsplastiker blieben ihm verwehrt. Götze sollte für Kaiser Wilhelm II. 1903 eine Büste Theodor Mommsens für die Walhalla bei Regensburg modellieren, die dort jedoch nie aufgestellt worden ist. Seine größten bekannten Arbeiten sind das Hardenberg-Denkmal am Dönhoffplatz in Berlin und der König-Albert-Brunnen in seiner Vaterstadt Lichtenstein-Callnberg.

Wer weiß noch, wer Erich Fraaß war. Seiten Namen trägt eine Straße in Glauchau. Erich Fraaß (* 14. April 1893 in Glauchau; † 9. Januar 1974 in Dresden) war ein deutscher Maler. Fraaß wirkte von 1947 bis 1958 als Dozent und Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Studienreisen führten ihn nach Holland, Spanien, in die Alpen und nach Galizien. Er pflegte Freundschaften unter anderem zu Bernhard Kretzschmar und Otto Griebel. Fraaß schuf seine Werke aus dem Naturerleben heraus, und aus der Ehrfurcht vor den Menschen, die in dieser Natur ihren Broterwerb finden. Besonders in den zwanziger und dreißiger Jahren entstanden beeindruckende, kraftvolle Bildnisse von Bauern mit ihrem Vieh – fast immer vor leuchtenden Landschaften. In den späteren Jahren fand er zu filigraneren Landschaftsbeschreibungen.

Auch die Hinrich-Wichern-Straße in Hohenstein-Ernstthal ist vielen bekannt. Aber wer war der Mann? Johann Hinrich Wichern (* 21. April 1808 in Hamburg; † 7. April 1881 Hamburg) war ein Theologe, Sozialpädagoge, Gründer der Inneren Mission der Evangelischen Kirche, des Rauhen Hauses in Hamburg und Gefängnisreformer. Er gilt als einer der Gründer der deutschen Rettungshausbewegung. Wichern ist der Begründer des Adventskranz-Brauches (1839), zunächst mit vier weißen Kerzen für die Adventssonntage und je einer roten Kerze für jeden Tag dazwischen.

Prof. Dr. Heinrich von Wolffersdorff (* 25. Mai 1905 in Leipzig; † 1. Januar 1966 in Glauchau) war ein deutscher Augenarzt und Gründer der Augenklinik in Glauchau. Die Stadt Glauchau benannte eine Straße nach ihm. 1931 wurde er mit der Arbeit Über die operative Therapie des Glaukoms an der Universitäts-Augenklinik Leipzig in den letzten 8 Jahren zum Dr. med. promoviert. Nach Facharztausbildung in Neurologie/Psychiatrie und Augenheilkunde arbeitet er bis 1935 als Oberarzt unter Prof. Ernst Hertel in der Ophthalmologie. Im Anschluss ließ er sich in Glauchau nieder und gründete die Glauchauer Augenklinik. Es folgten neben ärztlicher Tätigkeit auch wissenschaftliche Arbeiten – insbesondere zur „Glauchauer Augenkrankheit“, einer endemisch auftretenden Bindehautentzündung viralen Ursprungs durch luftverschmutzungsbedingte Schwefeldioxyd-(Vor)Schädigung der Hornhaut. 1958 folgte die Ernennung zum Professor der Universität Leipzig im Mai 1964; zwei Jahre vor seinem Tod. In Anerkennung seiner Leistungen benannte die Stadt Glauchau die damalige „Feldstraße“ 2003 zur „Heinrich-von-Wolffersdorff-Straße“ um.

In Oberlungwitz gibt es die Fröbelstraße. Doch wer steckt hinter dem Namen. Es handelt sich um Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April 1782 in Oberweißbach/Thüringer Wald; † 21. Juni 1852 in Marienthal). Er was Pädagoge und Schüler Pestalozzis. Sein besonderes Verdienst besteht darin, die Bedeutung der frühen Kindheit nicht nur erkannt, sondern durch die Schaffung eines Systems von Liedern, Beschäftigungen und „Spielgaben“ die Realisierung dieser Erkenntnisse vorangetrieben zu haben. Er ist der Begründer des „Kindergartens“, der erste entstand im Jahre 1840 in Bad Blankenburg. Der Fröbelstern wurde nach dem Begründer der Kindergartenbewegung Friedrich Fröbel benannt

Die Stadt Limbach-Oberfrohna benannte eine Straße nach Gert Hofmann. Der Limbacher war Doktor der Philosophie. Nachdem er einige Jahre als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Freiburg im Breisgau gewirkt hatte, nahm Hofmann ab 1961 germanistische Lehraufträge an Universitäten in Toulouse, Paris, Bristol, Edinburgh, New Haven, Berkeley und Austin wahr. Gert Hofmanns literarisches Werk besteht zum einen aus einer Vielzahl von Hörspielen und einigen Theaterstücken, die seit Beginn der 1960er Jahre entstanden. Ab 1979 veröffentlichte der Autor dann eine Reihe von Erzählungen und Romanen, die ihn einer breiteren literarischen Öffentlichkeit bekannt machten. Hofmann war seit 1987 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt war, erhielt u. a. folgende Auszeichnungen: 1979 den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt, 1982 den Alfred-Döblin-Preis, 1983 den Hörspielpreis der Kriegsblinden sowie 1993 den Literaturpreis der Landeshauptstadt München.

In Kuhschnappel gibt es die Ernst-Schneller-Straße.  Sie erinnert an den deutschen Lehrer, Reichstagsabgeordneter und Landtagsabgeordneter des Sächsischen Landtages für die KPD, Ernst Schneller (* 8. November 1890 in Leipzig; † 11. Oktober 1944 im Konzentrationslager Sachsenhausen). Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Schneller.

Der Külzplatz in Hohenstein-Ernstthal trägt den Namen von Wilhelm Leopold Friedrich Külz (* 18. Februar 1875 in Borna; † 10. April 1948 in Berlin). Külz war ein deutscher Politiker (DDP, LDP). 1926 war er Reichsinnenminister, 1945 bis 1948 Vorsitzender der LDP. In zahlreichen weiteren Städten der ehemaligen DDR sind oder waren Straßen nach ihm benannt. Auch im Ausland würdigte man ihn. So wurde in Windhoek, Namibia, die Dr W Külz Street nach ihm benannt.

An den Theologen, Reformator, Drucker und Revolutionär in der Zeit des Bauernkrieges Thomas Müntzer (* um 1489 in Stolberg, Grafschaft Stolberg; † 27. Mai 1525 bei Mühlhausen) erinnert in Waldenburg eine Straße. Müntzer war Bauernführer in der Zeit des Bauernaufstandes Nach der Schlacht bei Frankenhausen wurde er im Mai 1525 gefangen genommen, gefoltert, öffentlich enthauptet und aufgespießt.

Die Vater Jahnstraße in Oberlungwitz hat sportliche Wurzeln. Mit ihr wird Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn, bekannt als Turnvater Jahn (* 11. August 1778 in Lanz (Prignitz); † 15. Oktober 1852 in Freyburg (Unstrut)) gewürdigt. Der Pädagoge, hat die sogenannte deutsche Turnbewegung initiierte. Aus dem von ihm begründeten Turnen ging u. a. die heutige Sportart Gerätturnen hervor. Zahlreiche Turngeräte, wie beispielsweise das Reck und der Barren, wurden von ihm eingeführt. Zudem war Jahn Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.

Mit dem Heinrich-Mauersberger-Ring würdigt Limbach-Oberfrohna den Ingenieur Heinrich Mauersberger (* 11. Februar 1909 in Neukirchen bei Crimmitschau; † 16. Februar 1982 in Bestensee, bei Berlin). Mauersberger war Ingenieur und Erfinder in der Textilindustrie. Er entwickelte von 1946 bis 1949 in seiner Garage das Nähwirkverfahren Malimo (DDR-Patent Nr. 8194, Anmeldetag: 3. Februar 1949; U.S. Patent #2,890,579, 16. Juni 1959). Bis heute wird seine Nähwirktechnik in der Industrie sowie in der Raumfahrt genutzt. uw