Start Mittelsachsen Streuobstwiesen als Kulturgut erhalten und pflegen
Artikel von: Constanze Lenk
16.10.2019

Streuobstwiesen als Kulturgut erhalten und pflegen

11. Mittelsächsischer Streuobsttag lockte zahlreiche interessierte Besucher an

Dr. Volkmar Kuschka, Kreisnaturschutzbeauftragter und Jörg Semmig vom Landschaftspflegeverband freuten sich über die große Vielfalt an Sorten die zum Streuobsttag in Großwaltersdorf ausgestellt wurden, ganz besonders über den Prinzenapfel, den beide zeigen.Foto: Constanze Lenk

Sie sind leuchtend rot, orange, gelb, grün, oder von allen Farben etwas und sehen zum Anbeißen aus – die Äpfel und Birnen von Streuobstwiesen. In der größten Obstsortenausstellung Mittelsachsens konnten am 12. Oktober in Großwaltersdorf 216 verschiedene Apfelsorten und 23 Birnensorten vorgestellt werden.
„Die vielen Früchte zu bekommen, war in diesem Jahr sehr schwierig, weil es wenig gibt“, sagt Jörg Semmig vom Landschaftspflegeverband Mulde/Flöha e.V.. Er hat den Aktionstag organisiert und wurde dabei von anderen Landschaftspflegeverbänden und Pomologen unterstützt. Die Mehrzahl der ausgestellten Sorten stammte von Streuobstwiesen aus der Region. Neben einer Vielzahl von altbewährten standorttypischen Kernobstsorten mit zum Teil klangvollen Namen wie Minister von Hammerstein, Goldrenette von Blenheim, Prinz Albrecht von Preußen, Kaiser Wilhelm und Altländer Pfannkuchenapfel waren auch neuere deutsche und tschechische Sorten mit resistenten Eigenschaften sowie Sorten aus der Müncheberger und Pillnitzer Züchtung zu sehen. Die Besucher konnten sich über spezifische Standortansprüche, Lagerfähigkeit, Geschmack, Herkunft und weitere Eigenschaften der ausgestellten Sorten informieren.
Zudem gab es für die Besucher die seltene Gelegenheit, ausgewählte Sorten aus dem Streuobstanbau zu verkosten und sich von der Geschmacks- und Verwendungsvielfalt von traditionellen alten Streuobstsorten, die im Handel meist schon seit langem nicht mehr erhältlich sind, zu überzeugen.
„Ich bin begeistert, wie viele alte Apfelsorten hier gezeigt werden, die wir meist nicht mehr kennen“, freute sich der Kreisnaturschutzbeauftragte Dr. Volkmar Kuschka. Er erklärte, dass die Streuobstwiesen ein besonders geschütztes Biotop sind und unbedingt erhalten werden müssen. Das große Interesse der Besucher, die den ganzen Tag über den Weg in das Kartoffellagerhaus Großwaltersdorf fanden zeigt, dass alte Sorten, doch noch nicht ganz vergessen sind. Da jetzt im Herbst Pflanzzeit für die hochstämmigen Bäume ist, galt es dazu auch für Jörg Semmig zahlreiche Fragen zu beantworten.
Die Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbandes beraten zu Fördermöglichkeiten für die Ergänzungs- oder Neuanpflanzung von Streuobstwiesen, zur Sortenauswahl, Bezugsquellen für Pflanzgut, Möglichkeiten der Obstverwertung, Baum- und Wiesenpflege und vielem mehr.
Mit dem 11. Mittelsächsischen Streuobsttag setzte der Landschaftspflegeverband Mulde/Flöha e.V. sein langjähriges Engagement zum Erhalt der Streuobstwiesen im Landkreis Mittelsachsen fort. Ziel ist es, die Menschen der Region für diese traditionelle Form der Landnutzung zu sensibilisieren und dabei zu unterstützen, sowie durch eine Steigerung der Wertschätzung die Streuobstwiesen als orts- und landschaftsbildprägende Kulturlandschaftselemente innerhalb der Siedlungsbereiche und in der freien Landschaft langfristig zu erhalten.
Im Landkreis Mittelsachsen gibt es über 5000 Streuobstwiesen. Seit Jahrzehnten verschwinden– eher unbemerkt von der Öffentlichkeit – die hochstämmigen Obstbäume aus den Gärten, von den Wegrändern und Wiesen unserer heimischen Landschaft und mit diesen auch zunehmend alte wertvolle Sorten. Für den Erhalt der Vielfalt bietet der Landschaftspflegeverband für Landnutzer / Landeigentümer kostenlose Beratungen zu Landbewirtschaftung, zu Naturschutzbelangen und zu entsprechenden Fördermöglichkeiten an. Kontakt: 037293-89989 oder
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