Start Erzgebirge Stürmen bald Tschechen unsere Kliniken?
Artikel von: Sven Günther
02.09.2019

Stürmen bald Tschechen unsere Kliniken?

Patienten aus Tschechien sollen sich bald auch in Sachsen operieren lassen dürfen. Foto: pixabay.com

Sachsen Kliniken öffnen sich tschechischen Patienten.

Von Sven Günther
Region. Die Meldung kam in der letzten Woche aus dem Gesundheitsministerium: Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch und Tschechiens Gesundheitsminister Adam Vojtech haben eine „Gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Gesundheitspflege“ unterzeichnet. Damit ist der erste Schritt getan, damit tschechische Staatsbürger sich künftig in Sachsen medizinisch behandeln lassen können und die Kosten dafür auch durch Tschechiens Krankenkassen übernommen werden können.

Der WochenENDspiegel fragte nach: Ist nicht zu befürchten, dass die Patienten aus Tschechien generell die Kliniken im Vogtland und im Erzgebirge aufsuchen werden, um sich behandeln zu lassen? Kommen die sächsischen Klinken dann nicht an ihre Kapazitätsgrenzen?

Die Antworten gibt Ministeriumssprecher Jörg Förster: “Es ist eine Win-Win-Situation, weil die sächsischen Kliniken besser ausgelastet werden. Zwischen Sachsen und Tschechien gibt es rund 450 km gemeinsame Grenze. Die Herausforderungen auf beiden Seiten der Grenze sind ähnlich (älter werdende Bevölkerung, Bedarf an Ärzten). Sachsen und Tschechien wollen insgesamt die Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich ausbauen.”

Und: “Wir gehen nicht davon aus, dass es sofort dazu kommt, dass eine große Zahl von tschechischen Patienten die Kliniken im Vogtland und im Erzgebirge aufsuchen werden. Die  beabsichtigte Möglichkeit, tschechischen Patienten eine Behandlung in sächsischen Krankenhäusern zu ermöglichen und diese dann auch von den tschechischen Krankenversicherungen zu finanzieren,  wird sicher mit der Frage einer möglichen Unterversorgung im eigenen Land verknüpft werden, da die Behandlungskosten in Sachsen höher liegen als in Tschechien.”

Fest steht. Binnen weniger Wochen konnte das Ministerium alle Entscheider an einen Tisch holen. Das war nötig geworden, weil es im Schluckenauer Winkel einen akuten Notfall gab. Förster: “Dort war die medizinische Versorgung durch die Insolvenz des Klinikums in Rumburk nicht gesichert. Das nächste Krankenhaus in Tschechien ist 60 Kilometer entfernt. Zu den Kliniken in Sebnitz oder Ebersbach/Neugersdorf ist es deutlich kürzer. Wir mussten dort handeln.”

Dort können jetzt, wie in Notfällen schon überall, Patienten aus Böhmen nach Sachsen kommen. In den nächsten Wochen wird eine Kommission einen Korridor festlegen, aus dem sich Tschechen zur Behandlung in grenznahe Kliniken begeben können. Die genauen Rahmenbedingungen zur Behandlung von tschechischen Patienten in Sachsen werden dann definiert. Förster: “Es ist ein in Europa einmaliges Projekt und wird dazu beitragen, dass beide Länder noch enger zusammenwachsen.