Start Sylvio Wyschkon: „Mit Mut und Zuversicht Probleme anpacken“
Artikel von: Judith Hauße
12.08.2019

Sylvio Wyschkon: „Mit Mut und Zuversicht Probleme anpacken“

Sylvio Wyschkon im Gespräch mit WochenENDspiegel-Redakteurin Judith Hauße vor der Alten Baumwolle Flöha. Foto: Peter Kuckenburg

Es wird eine Richtungswahl! Selten war der Gang zur Urne spannender, als er am 1. September sein wird. Bleibt die CDU stärkste Kraft in Sachsen? Wenn Ja, mit wem kann sie regieren? Wie stark wird die AfD, gewinnt sie vielleicht sogar? Was wird aus der schwächelnden SPD und den in Sachsen gegen den Trend eher schwachen Grünen? Gelingt in einem rot-rot-grünen Dreierbund ein Regierungswechsel? Welche Rolle wird die FDP einnehmen? Können die Freien Wähler wie in Bayern eine Rolle spielen?

Wer sich traut, darf für sich trommeln! Dieses Angebot macht der WocheENDspiegel sächsischen Landtagskandidaten. Sie beantworten kritische Fragen unserer Journalisten.

Heute: Sylvio Wyschkon, SPD-Direktkandidat, der für den Sächsischen Landtag im Wahlkreis 18, Mittelsachsen 1 antritt.  Der 37-Jährige ist selbstständiger Installateur und wohnt in Großschirma. Sein Herz schlägt besonders für die Familie, den Sport und für sein Ehrenamt in der Freiwilligen Feuerwehr.

Hier geht es zum Trommelwirbel von Sylvio Wyschkon:

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Auf Ihrem aktuellen Wahlplakat steht, sie seien Feuer und Flamme  für Sachsen. Wie passend für einen Feuerwehrmann wie Sie einer sind. 
Ist aber das „Feuer“ in der SPD inzwischen nicht eher erloschen? Oder  lohnt es sich noch das „brennende Haus“ zu betreten?

Ich bin Feuerwehrmann aus Überzeugung. Und ich möchte mit meinen  Plakaten die wichtige Arbeit der freiwilligen Feuerwehren sichtbar  machen. Ich möchte, dass deren Arbeit mehr unterstützt wird. Auch die  wachsende Anzahl von Angriffen auf Rettungskräfte machen mir sorgen.  Feuerwehren sorgen nicht nur für Sicherheit, sondern leisten auch  einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Darum geht es auch der SPD. Deshalb bin ich aus Überzeugung ebenfalls Sozialdemokrat.

Beim letzten Wahlkampf 2014 haben Sie das Geld zum Plakatieren an  Kinder und Jugendliche der Region gespendet. Zudem sind Sie im  Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig. Soziales Engagement  liegt Ihnen demnach besonders am Herzen. Wie wichtig ist es Ihnen nun  also, wieder Vertrauen zu den Menschen aufzubauen, dass vor allem  gegenüber großen Parteien, wie der SPD inzwischen nicht mehr groß  scheint, sieht man sich die letzten Umfragewerte an. Da ist die SPD von 12,4 auf schwache 8,5 Prozent gefallen.

Vertrauen ist das wichtigste in einer Demokratie. Es ist nicht gut,  dass die großen Parteien und die Demokratie an sich an Vertrauen  verloren haben. Das liegt viel an der Bundespolitik. Vor einer
Landtagswahl beschäftigen sich viele Bürgerinnen und Bürger aber  intensiver mit Landespolitik. Und da haben wir in den letzten Jahren  viel erreicht. Neue Lehrer und Polizisten eingestellt, Breitbandausbau  gestartet, über 3.000 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher sind nur  einige Beispiele. Und wir haben mit Martin Dulig und Petra Köpping  zwei Persönlichkeiten an der Spitze, die trotz allem großes Vertrauen  genießen. Deshalb sind die SPD-Umfragewerte in den letzten Wochen auch wieder gestiegen.

Darüber hinaus habe ich auch dieses Mal wieder eine Spendenaktion gestartet, in der 6×250 Euro vergeben werden sollen. So können sich Vereine aus meinem Wahlkreis, die sich vor allem für Kinder und Jugendliche einsetzen, bis zum 18. August mit einer Idee für ein Projekt um eine Spende per E-Mail an bewerben.

Arbeit vor Ort ist das eine, Landespolitik das andere. Was bietet die SPD, was andere nicht bieten?

Wir konzentrieren uns auf die Zukunftsfragen und sind bereit mit Mut  und Zuversicht Probleme anzupacken. Wir haben verstanden, dass die  Zukunft der kleinen Städte und Gemeinden entscheidend davon abhängt,  dass wir es schaffen mit einem besseren Nahverkehr an die Großstädte  anzubinden. Deshalb geht es nicht nur um mehr Busse und Bahnen,  sondern auch um eine bessere Struktur. Ich unterstütze deshalb Martin  Dulig bei seinem Plan eine Landesverkehrsgesellschaft zu gründen. Beim  Thema Bildung haben wir in den letzten Jahren mit mehr ErzieherInnen  und über 5000 zusätzlichen LehrerInnen die drängenden Personalprobleme  gelöst. Wir wollen jetzt die nächsten Schritte machen. Bildung muss  kostenlos sein, deshalb wollen wir als SPD in den nächsten Jahren  zunächst zunächst den Hort und dann Schritt für Schritt die Kita von  Beiträgen befreien. So entlasten wir Familien finanziell. Gleichzeitig  wollen wir in Sachsen längeres gemeinsames Lernen ermöglichen. Das Trennen der Kinder nach der 4. Klasse ist zu früh.

Politik für die Menschen vor Ort, für die Arbeiter und kleinen  Leute. Kernkompetenz der SPD. Die aktuelle Politik hat aber für mich  eher den Anschein, einer „Mainstream-Politik“, sprich Wahlprogramm  nach aktuellen Trends und Problemen, um Wählerstimmen zu bekommen,  statt den ursprünglichen charakterlichen Kern der Partei zu verfolgen?

Ich habe kein Problem mit Mainstream-Politik. Ja die SPD macht Politik  für die arbeitende Mehrheit in Sachsen. Und da gibt es viel zu tun. In Sachsen arbeiten die Menschen im Schnitt 14 Tage länger im Jahr und  verdienen im Monate 800 Euro brutto weniger als ihre westdeutschen Kollegen. Eine Ursache dafür ist, dass sich viele Arbeitnehmer im Unternehmen nicht trauen die Klappe aufzumachen. Das beste Mittel  dagegen ist, dass sich die Arbeitnehmer zusammentun und dafür sorgen,  dass es ordentliche Tarifverträge gibt. Da ist Sachsen bundesweit  Schlusslicht. Die SPD macht dazu konkrete Vorschläge.

Die SPD als Inklusionspartei. Die SPD als Umweltpartei. Die SPD als Menschenrechtspartei. Die SPD als Kulturpartei. Als die SPD noch Arbeiter- und Volkspartei war, sahen die Umfragewerte besser aus. Verfolgen Sie falsche Ziele oder haben Sie den Draht zum Wähler  verloren?

Die SPD hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Gerade in Sachsen gibt es dafür aber wenig Gründe. Wir haben 2014 versprochen mehr Lehrer,  Erzieher und Polizisten einzustellen. Und genau das haben wir gemacht. Deshalb möchte ich Vertrauen zurückgewinnen. Dazu müssen wir wir  selbst sein. Ich lebe das vor. Ich bin Feuerwehrmann und Sozialdemokrat und deshalb trete ich auch als Feuerwehrmann für die Sozialdemokraten an.

Polizeiabbau gestoppt, Lehrerproblematik behoben, Digitalisierung  auf den Weg gebracht. Dinge, die auch die CDU für sich proklamieren  wird. Wie wollen Sie es schaffen, die SPD-Errungenschaften  herauszustellen?

Das ganze fängt damit an, dass Sie das auch schreiben. Denn genau so  ist es. Deshalb vielen Dank dafür. Besser kommunizieren kann man  natürlich immer besser. Aber ich finde dass Martin Dulig mit seinem Küchentisch hervorragende Vertrauensarbeit leistet und dazu beiträgt, dass die SPD ihre Erfolge besser erklärt.