Start Erzgebirge Tag 4 der WM: Fokussierung
Artikel von: Sven Günther
02.03.2021

Tag 4 der WM: Fokussierung

Eric Frenzel, der Olympiasieger und Weltmeister in der Nordischen Kombination, schreibt auch in diesem Winter wieder für den WochenENDspiegel Foto: privat

Eric Frenzels WM-Tagebuch nur bei uns

Erzgebirge. Der Weltstar und der WochenENDspiegel – die Verbindung bleibt im Jahr 2021 aktuell.
Schon seit 2014 schreibt Eric Frenzel, der King of NoKo, für unsere Leser. Damals konnten sie den Spitzensportler auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Sotschi und dort während der Wettkämpfe begleiten, mitlesen, wie er sich die Goldmedaille sicherte.

Für die Leser auf www.wochenendspiegel.de gibt es zur Ski-WM in Oberstdorf einen exklusiven Service. Eric Frenzel schreibt ein WM-Tagebuch, schildert seine Eindrücke und verrät, was passiert, wenn die Fernsehkameras ausgegangen sind. Eric springt von den Schanzen, kämpft in den Loipen und greift dann in die Tasten. Für den Wochenendspiegel wird der King of NoKo zum Triathleten.

Fokussierung

Von Eric Frenzel
Nach den Wettbewerben auf der Normalschanze, nämlich Einzel und Staffel, rückt allmählich die Großschanze in den Mittelpunkt aller Betrachtungen und Vorbereitungen. Heute gab es ein erstes offizielles Training auf der Großschanze innerhalb der Schattenberganlage. Dabei absolvierte jeder deutsche Athlet 3-5 Sprünge, die man einfach braucht, um – wie wir Springer das gerne umschreiben- den Rhythmus der Schanze aufzunehmen.
Es geht darum, Gefühl für die Schanze zu entwickeln, was den Start, die Anfahrt und den Schanzentisch anbelangt, aufzubauen, um später die Schanzentischkante optimal für den Absprung zu nutzen. Bei mir ging es von Sprung zu Sprung besser und ich denke, dass ich nach einem weiteren Trainingstag die Schanze gut im Griff haben werde.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen werden wir heute nochmal auf die Skier gehen und bei herrlichstem Sonnenschein und blauen Himmel unsere Runden ziehen. Auf dem Weg dahin treffe ich die beiden jungen Kombiniererinnen Jenny Nowak und Maria Gerboth, die ihr WM-Debüt geben konnten und wir tauschen uns ein wenig über ihren Wettkampf aus. Ich wünsche den Kombiniererinnen, nachdem sie endlich die Starterlaubnis bei einer Großveranstaltung bekommen haben, dass schnellstmöglich die Wettbewerbsformate nachgezogen werden, die ihnen diesmal noch verwehrt waren
Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, warum sie in der Staffel oder in einem Teamwettbewerb diesmal nicht antreten konnten und sie nur eine Medaillenchance hatten. Die deutschen Kombiniererinnen sind noch herzerfrischend jung und ich denke, dass sie den ordentlichen und umfassenden Ablauf einer Großveranstaltung noch genießen werden.
Ansonsten geht es in unserem Quartier sehr ruhig zu, wobei man jetzt schon so langsam wieder von der Ruhe vor dem Sturm sprechen kann. Nachmittags in der Lounge werden uns die Assistenztrainer nochmal an den Monitoren unsere Sprünge und ihre Optimierungsmöglichkeiten darlegen, bevor wir zum gemeinsamen Abendessen gehen. Die Analytik ist mittlerweile ein Standardinstrument und ich betrachte mir gerne die einzelnen Sprungphasen und ziehe mit den Coaches meine Schlüsse daraus.
Heute habe ich auch mit Laura und den Kindern telefoniert, was mir gut getan hat; es ist zum ersten Mal seit langer Zeit , dass Laura bei einem derart wichtigen Ereignis wie die Weltmeisterschaft nicht an meiner Seite vor Ort ist. Meine Familie hat mir eine nette Videobotschaft gemacht, in der sie den Jubel an der Loipe simuliert haben, den ich nun bei meinen nächsten Wettkämpfen im Ohr mittragen soll, was ich natürlich machen werde.