Start Thomy: Feiertag
Artikel von: Redaktion
30.09.2019

Thomy: Feiertag

Seit der Wiedervereinigung sind inzwischen 30 Jahre vergangen. Am Feiertag wird es viele große und kleine Gedenkveranstaltungen geben und Festreden, in denen der friedlichen Revolution gedacht wird, deren Helden inzwischen das Rentenalter erreicht haben. Die Gründe für das plötzliche Ende des sozialistischen Experimentes sind oft beschrieben worden. Die Wirtschaft funktionierte – wenn überhaupt – nur noch durch Improvisation, die Auslandsschulden waren im Verhältnis zu den Exporterlösen zu hoch, der große Bruder war mit seinem eigenen Zerfall beschäftigt und viele, vor allem junge Menschen hauten einfach ab. Die Staatsführung hatte zwar schöne Fünfjahrespläne aber keine Idee, wie das System wieder flott zu machen sein könnte. Noch schlimmer: sie hatten nicht einmal begriffen, dass die Karre nicht der verhießenen lichten Zukunft entgegen raste, sondern tief im Dreck steckte. Es stand doch schließlich in der Zeitung, dass es überall super voranging und Menschen und Regierung sich gegenseitig liebten…

Jener glückliche deutsche Herbst hätte aber auch in einem tiefen Terrorwinter enden können. Zigtausende Bewaffnete standen zur Widerherstellung der Staatsräson bereit. Die „chinesische Lösung“, der Militäreinsatz gegen die idealistischen Demonstranten, lag im Bereich des Möglichen.  Dass die Abschaffung des Systems friedlich verlief, hat einen wichtigen, selten genannten Grund: Die Eliten hatten die Lust zum Herrschen verloren. Dafür ging es ihnen im damaligen Sozialismus nicht gut genug.

Schönes wochenende, wünscht thomy