Thomy: Kulturhauptstadt
Inzwischen könnte es sich herumgesprochen haben: Die Stadt Chemnitz möchte sich um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ bewerben. Planmäßig werden in jenem Jahr Slowenien und die Bundesrepublik je eine Kulturhauptstadt stellen.
Mitbewerber innerhalb des Freistaates sind voraussichtlich Dresden und Zittau. Im nicht ganz unerheblichen Rest der Bundesrepublik finden sich mit Nürnberg, Magdeburg und Hannover/Hildesheim ganze drei weitere Bewerber. Diese deutschlandweite Zurückhaltung erhöht einerseits die sächsischen Chancen, zeigt aber auch ein weit verbreitetes Desinteresse an diesem Titelchen. Möglicherweise kalkuliert man anderswo auch das Verhältnis von Aufwand und Nutzen skeptischer als hier. Das Problem aller Kampagnen besteht darin, dass ihre Organisation mehr Mittel verbraucht, als bei den Kulturmachern ankommen.
Bei alle Heimatliebe: Einerseits ist die Chance eher gering, sich gegen Bewerber wie Nürnberg oder Dresden durchzusetzen. Andererseits ist jede Aktivität zu begrüßen, die dazu beiträgt, Chemnitz noch attraktiver zu machen und das rußige Image der Stadt der Moderne aufzupolieren. Die Frage ist, ob die Teilnahme an einem administrativen Großprojekt mit planwirtschaftlichem Charakter dazu wirklich beitragen kann. Hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass in diesem Jahr Leeuwarden zusammen mit Friesland den Titel tragen? Glauben Sie, dass es im Jahre 2025 einen einzigen Friesen (außer Otto) geben wird, der sich an die Bewerbung von Chemnitz erinnern kann?
Schönes wochenende, wünscht thomy