Start Thomy: Plural
Artikel von: Redaktion
22.05.2018

Thomy: Plural

In Deutschland ist der Bundespräsident das Staatsoberhaupt. Nur bedeutende Menschen bekommen eine Audienz bei ihm. Staatsoberhäupter, Fernsehjournalisten und andere Kämpfer für das Gute in all seinen mannigfaltigen Spielarten. Selbst Fußballer können einen Termin im Schloss erlangen – wenn sie jener Mannschaft angehören, die in der finsteren Vergangenheit Nationalmannschaft hieß und wenn sie erfahrene Doppelpassprofis sind, denen auch andere Staatsoberhäupter gern die Hand schütteln. Wie zum Beispiel jüngst die verdienten Kader Özil und Gündoğan. Bei ihnen ließ es sich der Steinmeier nicht nehmen, nach dem Großpräsidenten Erdoğan als Zweithandschüttler zu brillieren.

Anlässlich dieser sportlichen Nachschüttelei bereicherte das Oberhaupt aller hier lebenden die deutsche Sprache mit lässiger Beiläufigkeit um einen neuen Plural. Heimat, so verfügte der Präsident, gäbe es auch im Plural. Was er nicht verkündete, war, wie diese Vielfältigkeiten heißen könnten. Heimaten? Heimate? Heimats? Überallundnirgendseriche? Oder einfach: Gegenden?

Hätte der hohe Spracherneuerer nicht auch ein paar tröstende Worte an diejenigen zurückgebliebenen richten können, die nur eine einzige von jenen Dingsdas besitzen. Muss man sich als Monoheimatling gegenüber den Heteroherkünftlingen nicht sogar ein wenig benachteiligt fühlen? Gibt es schon Pläne bezüglich eines sozialen Ausgleiches für diejenigen, die keinen Zweit- oder Drittpass besitzen und auch nur in einem Land wählen dürfen? Fragen über Fragen. Plural eben.

schönes wochenende, wünscht thomy