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Artikel von: Redaktion
11.06.2019

Thomy: Teile

Es ist ein wunderbar einfaches Verfahren, Menschen in Schubladen einzuteilen. Es gibt Reiche und Arme, Kluge und Dumme, Alte und Junge, Rechte und Linke, Ossis und Wessis, Progressive und Reaktionäre, Radler und Autofahrer, Ökos und Umweltschweine, Europäer und Antieuropäer, Schwarze und Weiße. Selbstverständlich sind all diese sich gegenseitig ausschließenden Kategorien korrekterweise mit einer moralischen Bewertung verbunden. Der Idealtyp ist der arme, kluge, junge, linke, progressive, radelnde, ökologisch lebende, proeuropäische Wessi mit dunklem Teint.

Wer infolge Geburt oder – schlimmer noch – eigener Entscheidung in eine der nicht wünschenswerten Schubladen verortet wird, muss mit diesem Malus leben und sollte sich dafür schämen. Ein alter weißer Ossi zum Beispiel, der es zu etwas gebracht hat und aus gesundheitlichen Gründen lieber dieselt als korrekt Rad zu fahren, kann sich ansonsten progressiv geben wie er will – er muss ein rechtes Charakterschwein sein. Sonst hätte er es ja nicht zu etwas gebracht.

Die einzige Kategorie, die im Zweifelsfall ambivalent zu bewerten ist, ist die der Dummheit. Sie ist als Folge sozialer Ausgrenzung als tugendhaft anzuerkennen; vorausgesetzt die Dummheit ist verbunden mit der richtigen ökologisch-progressiven Haltung, lebenslangem Alimentierungsanspruch an den Sozialstaat und einem Alter von unter dreißig. Wobei man beim Alter vielleicht eine Ausnahme machen kann, wenn der Betroffene ein emissionsarmes Dasein führt.

Schönes wochenende, wünscht thomy