Start Thomy: Was sie so schreiben...
Artikel von: Redaktion
26.01.2016

Thomy: Was sie so schreiben…

Über den Sinn des Selber-denkens gehen die Meinungen weit auseinander. Manche halten es für ein schönes Vergnügen, andere für eine anstrengende Zeitverschwendung.  Glücklicherweise hat die universelle Arbeitsteilung eine Menge von Spezialisten hervorgebracht, die die hohe Kunst des „Für andere Denkens“ beherrschen. Wer sich auf diese Vordenker, Welterklärer und Volkserzieher verlässt, spart viel Zeit. Zeit, in der man sich das Dschungelcamp oder den Tatort reinziehen kann.

Wenn die Lückenpresse beispielsweise von „gemäßigten Rebellen“ spricht, sind die Guten gemeint, also die, die nur in Ausnahmefällen Köpfe abschneiden. „Prorussische Separatisten“ hingegen sind ganz bösartig, das sagte einem schon der unschöne Wortklang.  „Gegendemonstranten“ sind die Guten, „Aufmarschierer“ sind böse. „Populistisch“ ist schlecht. „Rechtspopulistisch“ klingt schon fast so schlimm wie Autobahn; da ist es nur gerecht, dass bei denen gelegentlich Autos in Flammen aufgehen.     „Globalisierungskritiker“ sind eigentlich Weltenretter, „Regierungskritiker“ sind in China oder Polen gut, in Deutschland sind es Hetzer.

Selberdenker hingegen sind ungefähr so beliebt wie Treppensteiger, die in die zehnte Etage klettern, anstatt den Fahrstuhl zu nehmen. Sie riechen nach Schweiß und verschaffen einem ein schlechtes Gewissen. Außerdem ist das Misstrauen irgendwie nervig, das sie der zertifizierten Technik entgegenbringen. Und wenn sie zu agitieren beginnen, verdirbt einem das den Geschmack am Frühstückskaffee. Die da oben werden schon wissen, was sie tun. Denkt man zumindest.

Schönes wochenende, wünscht thomy