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Artikel von: Uwe Wolf
07.04.2016

Tiere müssen Tiere bleiben

Mal richtig knutschen mit dem Hund ist kein Problem. Aber leider geht die Tierliebe bei vielen weit darüber hinaus. Das Haustier wird immer mehr vermenschlicht, was zu Problemen führen kann. Foto: Uwe Wolf
Mal richtig knutschen mit dem Hund ist kein Problem. Aber leider geht die Tierliebe bei vielen weit darüber hinaus. Das Haustier wird immer mehr vermenschlicht, was zu Problemen führen kann. Foto: Uwe Wolf

Früher war ein Hund ein Hund und eine Katze eine Katze. Jetzt ist das eigentlich auch noch so aber doch etwas anders. Der Mensch versucht, die Tiere zu vermenschlichen, was in vielen Fällen kuriose und peinliche Auswüchse angenommen hat. Hunde und Katzen mit pinklackierten Krallen, Schleifen im Haar, modische Kopfbedeckungen, Kleidchen, Strampelanzüge, Schuhe und vieles mehr sorgen für ein peinliches Aussehen der Haustiere.

Inzwischen hat sich weltweit eine milliardenschwere Industrie entwickelt, die solch eine Entwicklung befürwortet und immer neue Produkte auf den Markt bringt. “Die Frage ist, wo die Vermenschlichung des Tieres beginnt”, so Jana Berger, Leiterin des Tierheimes in Langenberg. “Das der Hund mit im Bett schläft ist schon ok. Aber es kann nicht sein, dass die Tiere mit lackierten Nägeln und im Tütü rumlaufen. Da fühlt sich ein Hund nicht wohl.”

Hunde wollen Spaß haben, sich viel bewegen, mal buddeln, bellen und schnüffeln. Und Katzen wollen rumrennen, mal auf einen Baum klettern und auch Mäuse jagen. “Die Tiere wollen so bleiben wie sie sind und das ist richtig”, meinte Jana Berger. Leider seien Hunde und Katzen inzwischen zum Modeaccessiore geworden, was völlig gegen die Natur der Tiere ist.

Beispiel Hund. Es gibt Leute, die Hunde stets nur an der Leine führen, wobei Halsband und Leine das Teuerste vom Teuern sind. Dazu tragen die Tiere noch Hundewäsche, das Fell ist toupiert und Hundeschuhe schützen vor Steinchen auf den Parkwegen und verhindern das Verschmutzen der Pfoten. “So was ist falsch”, sagte Jana Berger. “Der Hund ist ein Läufer und ein Jäger. Er will auch mal unangeleint losrennen. Er möchte im Rudel laufen und auch allein herumschnüffeln. Und auch durch Dreckpfützen springen oder sich im Gras herum wälzen mag der Hund.”

Ähnlich ist die Entwicklung bei Katzen. Auch hier versucht der Mensch, die Tiere zu vermenschlichen. Viele, die ihre Haustiere vermenschlichen, sprechen mit diesen so, wie sie mit einem Menschen sprechen würden. Hunde und Katzen arbeiten allerdings weniger mit verbaler Sprache, sondern nehmen viel mehr Stimmungen und Signale durch Körpersprache auf. Stress und Frust sind da vorprogrammiert.

“Hunde und Katzen sind bei vielen Familienmitglieder. Da ist eine gewisse Vermenschlichung normal”, sagte Enrico Rohmer, Tierarzt in Meerane. “Man darf das nur nicht übertreiben, denn dann ist das für die Tiere nicht gut.” Wie Rohmer sagte hält sich die Vermenschlichung der Tiere im Bereich seiner Praxis in Grenzen. Leute, die es damit übertreiben kennt er nicht. “Das die Besitzer mit leiden, wenn es dem Haustier nicht gut geht, das ist völlig normal, denn sie hängen an den Tieren und wollen, dass es ihnen schnell wieder gut geht”, sagte der Tierarzt.

Auch in der Hundeschule Glauchau Pascale Galea-Klewer merkt man die Vermenschlichung der Tiere. “Das geht schon bei den Namen los. Die Hunde erhalten immer mehr normale Namen wie zum Beispiel Emma. Auch bekommen die Tiere von ihren Besitzern was zu Weihnachten, zum Geburtstag und auch zu Ostern geschenkt”, sagte Pascale Galea-Klewer. Wie sie sagte, sind die Hundebesitzer beim Training immer hin- und her gerissen zwischen artgerechter Hundehaltung und der Meinung “das ist doch mein Baby”. Die Besitzer müssen lernen, dass man mit Hunden nicht einfach diskutieren kann, sondern das Hunde klare Regeln und Grenzen brauchen.

“Viele sind ja der Meinung, dass es dem Hund so gut gehen soll wie mir. Aber Hunde sind keine Menschen. Sie brauchen klare Signale, Abgrenzungen und Regeln”, so Pascale Galea-Klewer. Wie die Hundetrainerin manche “Verschönerung” am Tier nicht so dramatisch findet, sieht sie andere Dinge als sehr negativ an. “Besonders schlimm ist es, wenn die Leute ihre Tiere fett füttern, wenn sie für alles Leckerlies geben oder wenn sie ihre Hunde wie Kinder behandeln”, erklärte die Hundetrainerin. uw