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Artikel von: Sven Günther
25.07.2018

Tosca, Olsenbande und der Gott des Gemetzels

Neue Saison am Eduard-von-Winterstein-Theater bietet ein Potpourri bester Unterhaltung. Auch das Stück “Gott des Gemetzels” steht auf dem Spielplan. Das Foto zeigt Jodi Foster, Kate Winslet, Christoph Walz und John C. Reilly aus dem gleichnamigen Film von Roman Polanski. Foto: ARD

Wenn der Gott des Gemetzels Tosca und die Olsenbande trifft

Von Sven Günther
Annaberg-Buchholz. Irrtümer. Überall lauern sie, die gemeinen Fettnäpfchen, die Stolperfallen des Alltags. Unsichtbar muränen sie im Nichts und Nirgends, bis sie hervorschnellen, um Unvorsichtige hinterlinks zu überfallen, wie üblicherweise das gemeine Krokodil, “die fühllose Bestie, an Flußufern Warzenschweinbabys schlachtend; die kalte Freßmaschine, welche schon so viele Antilopen dreibeinig hinkend von der Tränke zurück in die Savanne schickte”, nachzulesen im grandiosen “Axel Hackes kleines Tierleben.”

Auch ich, der Autor, liefert zuweilen Irrtümern fette Beute. Einer meiner köstlichsten war die Vorfreude auf einen blutigen Horror-Schocker im TV. Titel: “Gott des Gemetzels”…
Blut gab es nicht, aber literweise Lachtränen, weil der Film in Regie von Roman Polanski und den Hauptdarstellern Jodi Foster, Kate Winslet, Christoph Walz und John C. Reilly größtmögliches Entzücken auslöst, pures Amüsement, blankes Pläsier.

Wonne-Woller in Annaberg-Buchholz dürfen sich jetzt auf den Leckerbissen freuen, weil er in der neuen 126. Spielzeit des Eduard-von Winterstein-Theaters Platz findet. Die beginnt am 15. September mit einem großen Fest rings um das Theater, wenn die erfolgreich gestarteten Greifensteinfestspiele (u.a. Zauberer von OZ, Heißer Sommer, Zigeunerbaron, Räuber Hotzenplotz) am 2. September zu Ende sind.

Intendant Ingolf Huhn stellte am 25. Juli auf einer Pressekonferenz weitere Höhepunkte vor, die unterstreichen, dass das Haus ein wunderbares Mehrsparten-Theater ist. Zehn Premieren auf der Hauptbühne, zehn Philharmonische Konzerte, glanzvolle Ballabende, genauso wie Kirchenkonzerte und Lesungen, ein breites Angebot im Kinder- und Jugendtheater, wie zum Beispiel Theater im Klassenzimmer, Schultheatertage und Schülerkonzerte, Poetry Slam, Einführungen und Publikumsgespräche, eine „lange nacht des gegenwartstheaters“ zum Thema Heimat, ein abwechslungsreiches Programm auf der Studiobühne, Klassik am Nachmittag – dies alles und mehr bietet das Programm des Theaters für den Winter und das Frühjahr 2018/2019.

Zu den Highlights der neuen Saison gehören neben einem neuen Streich der Olsenbande, „Der große Theatercoup“, dem Musical „Annie get your gun!“ von Irving Berlin, das nicht nur einen Ohrwurm zu bieten hat, neben Giacomo Puccinis großer Oper „Tosca“ und dem schönsten Aufruf zur Toleranz, der sich in der deutschen Literatur finden lässt, Lessings „Nathan der Weise“ sicher auch das Rock-Musical „Grimm!“ von Thomas Zaufke und Peter Lund, das seit seiner Uraufführung 2014 in Graz landauf landab gespielt wird und dessen Fangemeinde ständig größer wird.

Das traditionelle Weihnachtsmärchen auf der großen Bühne, in diesem Jahr „Peterchens Mondfahrt“ von Gerdt von Bassewitz, ein Weihnachtsmärchenspiel für die Allerkleinsten von Wilhelm Kienzl mit dem schönen Titel „In Knecht Ruprechts Werkstatt“, Carl Millöckers Operetten-Klassiker „Der Bettelstudent“ und das Schauspiel „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza, der meistgespielten Theaterautorin der Gegenwart, vervollständigen das Programm.

Und: Intendant Ingolf Huhn, der sich als Ausgräber von einst populären und mittlerweile zu Unrecht vergessenen Opern des 19. Jahrhunderts schon seit zwei Jahrzehnten einen Namen macht, bleibt sich treu und bringt nach
knapp 170 Jahren die Komische Oper von Albert Lortzing „Zum Großadmiral“ zum ersten Mal zurück auf eine Bühne. Ab Frühjahr 2019 wird das Eduard-von-Winterstein-Theater dann das einzige Theater sein, in dem dieses charmante Stück zu sehen ist.

Komische Oper…die führt übrigens nicht zu Gelächter und zu vom Lachkrampf verursachten Schnappatmung beim Publikum. Auch einer dieser Irrtümer, die überall lauern wie die Krokodile. Lesen Sie bei Hacke nach…

Pressekonferenz zur neuen Spielzeit des Eduard-von-Winterstein-Theaters. Foto: Chris Brinkel