Start Chemnitz Tourismus in Chemnitz: Aufholjagd soll starten
Artikel von: Redaktion
11.03.2016

Tourismus in Chemnitz: Aufholjagd soll starten

Jedes Jahr lockt das Heavy24 zahlreiche Radsportbegeisterte nach Rabenstein. Das neue touristische Konzept baut auf das Thema Fahrrad auf. Foto: bit/Archiv
Jedes Jahr lockt das Heavy24 zahlreiche Radsportbegeisterte nach Rabenstein. Das neue touristische Konzept baut auf das Thema Fahrrad auf. Foto: bit/Archiv

(Chemnitz/Berlin). Die weltgrößte Tourismusmesse, die ITB, findet noch bis Sonntag in Berlin statt.  Sachsen, das sich als Kulturreiseland Nummer Eins unter den Bundesländern versteht, stellt diesmal Natur und Landschaft in den Mittelpunkt. Unter dem Motto „Sachsen – Spüre die Natur! Saxony – Feel the Spirit of Nature!“ liegt der  Schwerpunkt der Präsentation erstmalig auf Aktivurlaub. Chemnitz fährt im wahrsten Sinne des Wortes voll darauf ab.

Hingucker am Stand der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (CWE) ist ein Laufrad von 1830. Es macht auf die sächsische Fahrradgeschichte aufmerksam, die auf wesentliche Wurzeln und Akteure in der Stadt verweisen kann. Das historische Gefährt soll vor allem die am 13. Mai beginnende erste Sonderausstellung im neu gestalteten Industriemuseum „Das Fahrrad – Kultur, Technik, Mobilität“ bewerben. Auch mit der Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft im Straßenradsport 2017 sowie dem jährlichen Fichtelberg-Radmarathon oder 24-Stunden-Mountainbike-Rennen Heavy24 bedient die Stadt das Aktiv-Thema.

Doch reicht das, um mehr internationale Gäste anzulocken? Nach Jahren des Wachstums stagnieren die Gästezahlen im ganzen Freistaat. Besonders negativ verlief die Entwicklung in der Stadt Chemnitz. Mit 4,9 Prozent weniger Gästen und 8,9 Prozent weniger Übernachtungen wurden hier die größten Rückgänge verzeichnet. CWE-Chef Sören Uhle hat dafür keine eindeutige Erklärung.

Hotels an Wochenenden ausgelastet
Die meisten Chemnitzer Hoteliers hätten ihm gegenüber von überdurchschnittlicher Auslastung an den meisten Wochentagen gesprochen. Auch mahnt er, gerade die 2015-er Zahlen generell mit Vorsicht zu genießen, weil sie durch die zeitweise Unterbringung von Flüchtlingen in Hotels verfälscht sein könnten. Insgesamt bedürfe das Thema einer intensiveren Betrachtung. Der Verein der Gästeführer Chemnitz (VGC) bestätigt mit Einschränkungen, dass es 2015 schlechter lief als 2014.

Dabei sei das Auslandsinteresse seit Jahren sehr gering, die meisten Gäste kämen aus Chemnitz und Umgebung. Die gefragteste Zeit für Rundfahrten und Führungen sei immer noch der Advent. Der tourismuspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Chemnitzer Stadtrat Jörg Vieweg indes bezeichnet die Rückentwicklung als hausgemacht. Er kritisiert insbesondere, dass Chemnitz nach dem Austritt aus dem Landestourismusverband und ohne fixierte Kooperationen mit dem Umland quasi im Alleingang sein Ding macht.

Nur gemeinsam ist man stark
„Die Stadt muss zurück in die touristische Familie Sachsens“, fordert er. Tourismus und Fremdenverkehr funktionierten nur in Zusammenarbeit. Die beiden anderen Großstädte setzten bei der Vermarktung ganz klar auch aufs Umland. In Chemnitz sträube man sich, feste Partnerschaften mit dem Erzgebirge und den Zwickauer Raum einzugehen. Die geplante Landesausstellung zum Thema Industriekultur verlange geradezu zwingend nach einer Zusammenarbeit in der Region Chemnitz-Zwickau, wo die Wurzeln der sächsischen Industrie lägen. Uhle verweist in Bezug auf Verbandsmitgliedschaften auf inakzeptable finanzielle Rahmenbedingungen von mehreren zehntausend Euro, die die CWE für eigene Projekte besser anlegen könne. Aber gerade in der Zusammenarbeit mit dem Erzgebirge deute sich ein Paradigmenwechsel an, wie er kurz vor der ITB auf WochenENDspiegel-Anfrage sagte. Für konkrete Aussagen sei es allerdings noch zu früh.

Von Gisela Bauer