Start Zwickau Unbekümmert Glauben?
Artikel von: Redaktion
14.04.2016

Unbekümmert Glauben?

In Leipzig wurde eine Moschee für sie errichtet. In Zwickau dient seit Anfang März eine Wohnung in der Reichenbacher Straße als Gebetsraum für die  Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Foto: Alice Jagals
In Leipzig wurde eine Moschee für sie errichtet. In Zwickau dient seit Anfang März eine Wohnung in der Reichenbacher Straße als Gebetsraum für die Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat.
Foto: Alice Jagals

Landkreis. Es ist Freitag halb zwei am frühen Nachmittag. Laut ist es auf der Reichenbacher Straße, doch schließt man die Fenster, merkt man ab und zu nur noch ein Rütteln der Laster, die auf der Straße lang donnern. Was soll es. Die Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat, eine muslimische Glaubensrichtung mit indischem Ursprung, sind froh, endlich einen Gebetsraum oder besser gesagt  eine Gebetswohnung für sich gefunden und bekommen zu haben. Sonst besuchte man sich zum Beten immer gegenseitig zuhause. Als Gebetsteppich dienen Tücher, die Richtung Mekka zeigen. Das Gebet der Männer dauert eine halbe Stunde. Es wird in Deutsch und Urdo verlesen. Erst von Papier, dann auch vom Handy.  Es klingelt auch mal ein Handy und manchmal kommt auch nach halb zwei Uhr einer rein, zieht sich die Schuhe aus und setzt sich im Schneidersitz auf den Boden.

Die Ahmadiyya Gemeinde zählt auch bei den Muslimen zu einer Minderheit, weshalb die Menschen oft aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. Auf die generelle Frage, warum denn seiner Meinung nach die Flüchtlinge vordergründig unbedingt nach Deutschland wollen, antwortet Rashid Nawaz, Mitglied der Ahmadiyya Muslim Jamaat: „Weil hier Glaubens- und Meinungsfreiheit herrscht.“ Sicher sei es auch der wirtschaftliche Status, doch viele Menschen wollen das, was sie in ihrer Heimat nicht können. Nämlich ihren Glauben leben.

Doch das ist auch hier in Deutschland nicht immer ganz einfach. „Denn viele Asylbewerber sind dann wiederum enttäuscht von Deutschland“, weiß Pastor Henry Dietrich von der Zwickauer Kirchgemeinde Stadtlicht. „Deutschland ist eben ein Land, in dem der Glaube keine Rolle spielt. Das ist für sie undenkbar.“  Und selbst in den Asylbewerberheimen würden die Menschen, die nicht den Glauben des anderen haben, verfolgt werden. Eine Bibel sollte man besser nicht mit in einem Asylbewerberheim haben. Viele haben sie im Handy. „Was vor allem Christen in ihrer Heimat erleben, geht in den Flüchtlingsheimen weiter“, weiß der Pastor. „Sie leben ihren Glauben nur noch heimlich aus, obwohl sie bereits in Deutschland sind.“