Start Vogtland "Vater und Sohn" bleiben Ampelmännchen
Artikel von: Sven Günther
02.03.2020

“Vater und Sohn” bleiben Ampelmännchen

Sachsens Verkehrsministerium gab grünes Licht für Vater und Sohn. Die Figuren von e.o. Plauen bleiben in der Spitzenstadt weiter Ampelmännchen. Foto: Igor Pastierovic

Dauerbrenner “Vater und Sohn”

Plauen . Sie sind die Stars der Stadt. Vater&Sohn, die Karikaturen von Erich Ohser, der sich e.o.plauen nannte. Im Dezember 2017 wurde der Stadt erlaubt, Vater&Sohn an der Syrastraße/Hammerstraße und an den Kreuzungen Marktstraße/Oberer Graben/Neundorfer Straße/Dobenaustraße als Ampelmännchen zu verwenden.
Im April 2018 wurden die ersten Motive umgebaut. Die Ausnahmegenehmigung war auf zwei Jahre befristet. Madeline Lupart von der Pressestelle der Stadt: „Wir haben schon im Dezember letzten Jahres beim LaSuV, dem Sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr, beantragt, die Frist aufzuheben.“ Vater&Sohn sollten zu permanenten Ampelmännchen werden.

Es gab aber nur eine Galgenfrist bis zum 28. Februar.

Jetzt schaltet Sachsens Verkehrsministerium das Licht auf Grün. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat die dafür erteilten Ausnahmegenehmigungen jetzt um zwei Jahre verlängert. So können sich die Plauener und die Gäste der Großen Kreisstadt bis mindestens Anfang 2022 an den Kultfiguren erfreuen.

Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig: “Als gebürtiger Plauener weiß ich um die Verbundenheit zu Erich Ohser in der Stadt. Die Bevölkerung hat die Idee, Vater-und-Sohn-Schablonen an einigen Ampeln anzubringen, im Jahr 2017 mit Begeisterung aufgenommen. Zwischenzeitlich wissen wir, dass an diesen Ampeln kein erhöhtes Unfallgeschehen festzustellen ist. Im Gegenteil: Diese regionale Besonderheit lässt die Fußgänger noch genauer auf die Ampeln schauen – und sie festigt die regionale Identität. Wir werden prüfen, ob eine dauerhafte Genehmigung möglich ist.”

“Vater und Sohn” werden Ampel-Dauerbrenner!

Die Geschichte der Vater&Sohn Figuren ist tragisch. Erich Ohser, der in Plauen aufgewachsen war und an der Leipziger „Akademie für graphische Kunst und Buchgewerbe“ hatte, gewann 1934 einen Wettbewerb der extrem einflussreichen, weil mit zwei Millionen Exemplaren auflagenstarken „Berliner Illustrirten Zeitung“, die so etwas wie der Vorläufer der BILD-Zeitung war.

Da er aber wegen seiner politischen Karikaturen nicht in die Reichskulturkammer aufgenommen worden war, was einem Berufsverbot glich, gestattete es Josef Goebbels nur, Ohsers Zeichnungen nur unter Pseudonym zu veröffentlichen. Ohser nannte sich e.o.plauen, erreichte zwischen 1934 und 1937 mit 157 Geschichten ein Millionenpublikum. Aber er mussten verpflichten, mit Vater&Sohn Werbung für die Olympischen Spiele und die Reichstagswahlen 1936 zu machen.
Schließlich wurde Ohser denunziert, weil er sich in Gesprächen gegen die Nazis gestellt hatte.

Am 6. April 1944 sollte ihm vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler der Prozess gemacht werden. e.o.plauen erhängte sich in der Nacht vorher. Seine Urne wurde im Familiengrab auf dem Hauptfriedhof in Plauen beigesetzt. Die Ampeln mit seinen legendären Figuren stehen nur wenige Kilometer entfernt.