Start Chemnitz VW-Legende Carl Hahn ist tot
Artikel von: Judith Hauße
16.01.2023

VW-Legende Carl Hahn ist tot

Carl Hahn im September 2021 im Rathaus Chemnitz. Foto: Stadt Chemnitz

Trauer um einen Chemnitzer, der VW in den Osten brachte

Ein Land, eine Region, eine Stadt nehmen Abschied von einer Legende der Automobilindustrie. Der frühere VW-Chef und Ehrenbürger der Stadt Chemnitz ist am Samstag (14. Januar) in seinem Haus in Wolfsburg im Alter von 96 Jahren gestorben.

„Mit Carl Hahn verlieren wir einen großartigen Unternehmer und Menschen, der seiner Geburtsstadt immer verbunden geblieben ist”, sagt der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze.

“Er hat persönlich maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der traditionsreiche Automobilstandort Chemnitz nach 1990 neu aufstellen und wirtschaftlich erfolgreich entwickeln konnte. Darauf können wir noch heute aufbauen.”

Ab Dienstag, 17. Januar, können alle Bürgerinnen und Bürger im Foyer des Chemnitzer Rathauses, Markt 1, im Kondolenzbuch für den verstorbenen Chemnitzer Ehrenbürger Carl Hahn bis einschließlich Freitag, 27. Januar, jeweils montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, ihrer Anteilnahme Ausdruck zu verleihen.

Dr. Carl Hahn war stolz darauf, ein Sachse zu sein

Der 1926 in Chemnitz geborene Carl Hahn, Sohn des Zschopauer DKW-Managers und Audi-Mitbegründers Carl Hahn senior, leitete unter anderem von 1982 bis 1993 den Volkswagen-Konzern und hatte großen Anteil daran, dass die Automobilindustrie in Chemnitz und Sachsen nach der Wende wiederaufgebaut wurde. Im Juni 1994 wurde er wegen seines großen wirtschaftlichen Engagements für die Region zum Ehrenbürger von Chemnitz ernannt.

Sein Leben zeichnet eine Zeitreise durch Sachsens Industriegeschichte. Er studierte Betriebswirtschaft an den Universiäten in Köln und Zürich, später folgt noch Volkswirtschaft in Bristol. In Frankreich absolvierte das Studium der Politikwissenschaften, promovierte darin. Anschließend studierte er Kunstgeschichte in Italien. Hier landete er später beim Autohersteller Fiat.

Zu Volkswagen kommt er im Jahr 1953, assistiert dort für Firmenchef Heinrich Nordhoff (1899-1968). Seine Karriere nimmt ab hier einen steilen Aufstieg. So übernimmt er 1954 die Leitung der Exportförderung, 1959 bis 1964 wird er Chef des VW-Amerika-Bereichs. Ab 1965 ist er Vorstandsmitglied und Verkaufs-Chef in Wolfsburg.

Am 3. September 2011 besuchte Dr. Carl Hahn 2011 die Chemnitzer Kunstsammlung. Die damalige Generaldirektorin Ingrid Mössinger nahm ihn auf dem Opernplatzmit ihrem privaten VW Golf in Empfang. Foto: Harry Härtel

1972/73 verlässt Carl Hahn im 1972/73 VW. 1982 kehrt er schließlich als Boss des Konzerns zurück.

Unter ihn eröffnet VW eine Produktionsstätte in China, übernimmt Seat und später Skoda, lässt wenig später in der DDR im Barkas Motorenwerk Karl-Marx-Stadt Viertakt-Motoren montieren, die auch ihren Weg in die Modelle Wartburg und Trabant eingebaut werden. Er war es auch, der Sachsen – seine Heimat – als Automobil-Standort nach der Wende rettete.

Unter Leitung von IFA in Zwickau-Mosel geht im Mai 1990 die neue Fertigungsstätte für den Trabi mit VW-Motor und die VW-Polo-Montage in Betrieb. Im Dezember erfolgt dann die Gründung der Volkswagen Sachsen GmbH. Kurz darauf, im Februar 1991 gehen die Fahrzeuge des ersten sächsischen Golf und Polo vom Band.

Im Juni 1994 wurde er wegen seines großen wirtschaftlichen Engagements für die Region zum Ehrenbürger von Chemnitz ernannt.