Start Zwickau Weihnachtsgeschenk Schulsozialarbeiter?
Artikel von: Redaktion
15.12.2016

Weihnachtsgeschenk Schulsozialarbeiter?

Werkunterricht in der Rudolf-Weiß-Schule in Marienthal: Lehrerin Jana Künzel zeigt den Viertklässlern Mohsen, Rokshana, Natalie und Jonas wie sie ihre selbstgebastelten Weihnachtsgeschenke einpacken können. Foto: Alice Jagals

Landkreis. „Gute Schule braucht Sozialarbeit“, so beginnt die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit ihre Argumentation zum Rahmenkonzept auf den Punkt. Doch es gibt sie nicht an allen Schulen. Und das in Zeiten, in denen die Eltern voll berufstätig sind, am besten rund um die Uhr oder in der die Drogenszene für den einen oder anderen Jugendlichen ein bedauerlicher Zufluchtsort werden kann. Das soll sich ändern.

In der Haushaltsdiskussion im Kreistag stimmten die Kreisräte für den Antrag von SPD und Grüne, an allen staatlichen Grund-, Ober-, Förder- und Berufsschulen Schulsozialarbeiter im Landkreis Zwickau einzustellen. Ein Vorweihnachtsgeschenk – unter Vorbehalt – für die Schulen, denn der Beschluss kann nur umgesetzt werden, wenn auch die Landtagsabgeordneten dem Konzept der Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit zustimmen. Dieses sieht vor, 15 Millionen Euro jährlich für die sächsischen Schulen bereitzustellen. Die Landkreise und Kommunen würden somit von einer 80- bis 90-prozentigen Förderung profitieren. Für den Landkreis bedeutet das eine zusätzliche Einstellung von rund 70.000 Euro für den Haushalt 2017 auf insgesamt rund 1,4 Millionen Euro. Also lediglich 70.000 Euro mehr, dafür, dass alle staatlichen Schulen mit einer sozialen Betreuung abgedeckt wären und nicht nur die, die dem Landkreis gehören. „Fatal, wenn diese Chance vertan worden wäre“, sagt auch Jens Juraschka, Geschäftsführer von Gemeinsam Ziele erreichen e.V.

Der Verein stellt als freier Träger im Bereich der Schulsozialarbeit neun Stellen im Landkreis bereit. In der Pestalozzi-Oberschule in Pölbitz sind es mittlerweile sogar zwei.

Zwickau freut sich drüber. Ist die Stadt doch einer der wenigen Kommunen, die auf eigene Kosten Schulsozialarbeiter in ihren Schulen einsetzt und das seit 1995. Allein für die Finanzierung von fünf Stellen in den Grundschulen werden jährlich 272.500 Euro bereit gestellt. Oberschulen werden über freie Träger abgedeckt. Aber gerade der Brennpunkt Förderschule wurde ausgeklammert.

„Es ist allerdings noch nicht geregelt, wie es mit den bestehenden Projekten weitergeht. Aber ich denke, damit haben wir einen guten Schritt nach vorn geschafft“, sagt Daniel Richter, Fraktionsgeschäftsführer des SPD-Kreisverbandes Zwickau.

Die frage könnte sich auch Zwickau in diesem Falle stellen, denn die Stadt finanziert ja bereits Sozialarbeiter und hat die Mittel auch im Haushalt 2017 bedacht.

Die generelle Krux an der Sache bisher: Eigentlich ist Schulsozialarbeit eine „Baustelle“ des Jugendamtes. Dieses wiederum ist der Jugendhilfe des Landkreises unterstellt. Also sollte theoretisch der Landkreis für die Finanzierung gerade stehen. Tat er aber bisher nicht, da er diese Aufgabe bei dem jeweiligen Träger sieht. Alle vier Zwickauer Förderschulen beispielsweise gehören aber der Stadt Zwickau. Und gerade hier ist ein zusätzliches wachendes Auge dringend nötig.

Dass Lehrer oftmals in die Rolle eines Sozialarbeiters schlüpfen ist an vielen Schulen schon Normalität. Manch eine Einrichtung wird dann auch mal mit Hilfen aus dem Bereich des Bundesfreiwilligendienstes ausgestattet. Dass nicht jeder von ihnen eine Ausbildung in diesem sensiblen Bereich hat, scheint zweitrangig zu sein.

„Schulsozialarbeiter gehören einfach zur Grundausstattung einer Schule. Sie sind präsent und agieren für die Schüler unabhängig von den Lehrern. Zu ihnen können die Schüler ein anderes Vertrauen aufbauen“, so Juraschka. Außerdem haben nach seiner Erfahrung viele Schulen einen akuten Lehrermangel aufgrund von Krankheit oder generellen Nachwuchsproblemen.