Start Zwickau Wenn Frau in die Luft geht
Artikel von: Redaktion
20.05.2019

Wenn Frau in die Luft geht

Ulrike Teichmann ist eine von sechs Pilotinnen, die in Zwickau bei der Meisterschaft teilnehmen. Foto: Alice Jagals

Zwickau. Das Wetter kann einem schon einen fetten Strich durch die Rechnung machen. Vor allem, wenn die Deutsche Segelflugmeisterschaft quasi vor der Haustür stattfindet. Denn ab dem heutigen Montag sollte es am Himmel wieder wunderbar funkeln, verursacht durch 84 Segelflugpiloten und –pilotinnen, die bis zum 31. Mai um den Titel “Deutscher Segelflugmeister” kämpfen und sich damit für die Teilnahme an der Segelflugweltmeisterschaft 2020 qualifizieren. Doch wenn die Sonne und somit die Thermik fehlt, gibt es keine Starts.

Ausrichter ist erneut der Aeroclub Zwickau e.V. – und das bereits zum neunten Mal. In diesem Jahr für die Klassen Standard und Club. Sechs gibt es insgesamt. Die anderen vier werden in Marpingen und Stendal ausgetragen. In Stendal findet zudem im kommenden Jahr die Weltmeisterschaft statt. Vereinsvorsitzender Joachim Lenk ist sichtlich stolz, “aber es macht auch viel Arbeit”, lacht er dennoch.

Werner Meuser, Sportlicher Leiter Deutsche Meisterschaft im Segelflug in Zwickau. Foto: A. Jagals

Zwölf Wertungstage stehen für das Sportereignis zur Verfügung. Vier sind für eine Gesamtwertung nötig. Ist die Thermik geeignet, geht es ab Mittag in die Luft. Ein großes Wörtchen mitzureden hat Sportleiter Werner Meuser – ehrenamtlich übrigens. Der 67-Jährige hat mit 14 Jahren das Fliegen begonnen und schon zahlreiche Wettbewerbe bestritten. So ist er sogar zweifacher Weltmeister. In Zwickau selbst begleitet der Marburger zum dritten Mal eine Meisterschaft. Er stellt die Tagesaufgaben entsprechend der Wetterbedingungen und weist die Piloten ein. „Und für sie ist solch ein Wettkampf auch sehr anstrengend, da sie in der Luft immer mitdenken müssen, die Thermik beachten müssen.“

Apropos Piloten: Es tummeln sich auch sechs Frauen unter den 84 Teilnehmern. Eine von ihnen ist Ulrike Teichmann vom LSV Hofgeismar nahe Kassel. Sie bestreitet ihre dritte Meisterschaft hier in Zwickau. 2016 wurde sie Deutsche Meisterin der Frauen. Im Folgejahr schaffte sie es zur WM in Tschechien mit dem vierten Platz nur knapp vorbei am Siegertreppchen. 2018 hat sie sich erneut für die WM im Januar 2020 in Australien qualifiziert. Wie viele andere Teilnehmer – übrigens ist keiner aus Zwickau dabei – hat sie es sich im Campingbereich des Flugplatzes gemütlich gemacht. „Ich freue mich richtig auf die Meisterschaft. Durch das Team um Joachim Lenk vom Aeroclub Zwickau erfährt man richtige Wertschätzung. Und die ganze Organisation ist einfach spitze.“

Besonders vom Platzangebot angetan ist Robert Schröder: „Das ist ein total toller Flugplatz. Das kennen wir gar nicht

Robert Schröder kam mit Ehefrau. Foto: A. Jagals

von anderen Orten.“ Und er muss es wissen. Schließlich ist er Pilot bei der Lufthansa und genießt bei solchen Wettkämpfen vor allem auch die Zeit mit seiner Frau, die mit nach Zwickau gereist ist. Somit ist es wohl auch kein ein Wunder, dass der heute 53-jährige bereits dreimal Deutscher Meister und zweimal Drittplatzierter bei einer WM war. Sein weitestes Ziel mit dem Segelflieger war eine WM in Neuseeland. Dafür musste er sein Flugzeug auf eine sechswöchige Reise schicken. Das ist bei der Deutschen Meisterschaft natürlich nicht so kompliziert. In Zwickau tritt der Allgäuer in der Standard-Klasse an. Doch bis es endlich Starterlaubnis gibt, schaut er sich mit seiner Frau gern die Stadt an. aj