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Artikel von: Sven Günther
10.01.2019

Wer hat’s erfunden? Der Haubitz!

Frank Haubitz, der Direktor des Gymnasiums Dresden-Klotzsche, hatte 2017 vorgeschlagen, Lehrer zu verbeamten. Ein Plan, der ihn den Job kostete. Foto: Olaf Rentsch

Wir wussten es: Sie lassen sich feiern!

Von Sven Günther
Region. Es hatte so kommen müssen. Am 15. November 2017 hatte Frank Haubitz, Schuldirektor und parteifreier Kultusminister Sachsens, in Interviews gefordert: Wir müssen Lehrer verbeamten, weil Sachsen und Berlin die einzigen Bundesländer sind, die das noch nicht getan haben. ABWANDERUNGS-NOT!

Der WochenENDspiegel schrieb: “Rauschender Applaus auf den Schulkorridoren im Freistaat, Heulen und Zähneklappern bei christlich demokratischen Politikern: „Wie kann der Kerl es bloß wagen…“ – „Hat doch gar keine Ahnung von Politik…“ – „Ungeheuerlich!“ – „Was erlauben Haubitz!?'”

Das Ende des Freidenkers kam schon am 18. Dezember 2017! In der renommierten “Zeit” stand:

“Die CDU-Fraktion marodierte, gleich nachdem Haubitz den Verbeamtungs-Plan bekannt gegeben hatte. Sie fühlte sich übergangen, von Haubitz falsch verstanden, politisch ausgetrickst. Am Montag gab Michael Kretschmer dem Druck nach.”

In einem Kommentar des WochenENDspiegel konnte man lesen:

“Selbst ein Problem schaffen, um es dann zu lösen. Ein beliebter Politiker-Kniff, aktuell zu sehen am unsäglichen Lehrermangel in Sachsen. Der wurde ohne jeden Zweifel von der sächsischen Staatsregierung verursacht, weil man Geburtenraten und Altersstruktur der Pädagogen nicht in Zusammenhang bringen konnte.
Es wird nicht lange dauern, bis sich die Staatsregierung als glänzender Löser dieses Problems präsentieren wird. Ein Auftritt, der von den Politikern zelebriert werden wird. Da will man sich die Show nicht von einem parteilosen Schuldirektor stehlen lassen…In diesem Punkt verstehen die Politiker keinen Spaß.”

 

Am 7. Januar wurden die ersten 72 Lehrer in Sachsen zu Beamten vereidigt. Hier ein Gruppenbild von den verbeamteten Lehrern und dem Kultusminister Christian Piwarz (Mitte), Kultusstaatssekretär Herbert Wolff (links) und dem Präsidenten des Landesamtes für Schule und Bildung, Ralf Berger (rechts). Foto: SMK

Es dauerte genau 385 Tage. Am 7. Januar vereidigte Christian Piwarz (CDU), Sachsen neuer Kultusminister, die ersten 72 Lehrer als Beamte. 5310 haben einen Antrag gestellt. Diese teilen sich so auf:

Grundschulen: 1603
Förderschulen: 577
Oberschulen: 1036
Gymnasien: 1548
Berufsbildende Schulen: 546.

“Das große Interesse zeigt, wie richtig die Entscheidung zur Lehrerverbeamtung war. Wir schaffen für unsere Lehrer Sicherheit, binden sie an Sachsen und sind auf dem bundesweiten Lehrerarbeitsmarkt wieder konkurrenzfähig“, betonte der Minister. Die Kosten für die Verbeamtung: 820 Millionen Euro.

Michael Kretschmer (CDU), Sachsen Ministerpräsident twitterte: Gute Nachrichten! Die beste #Bildung für unsere Kinder, die besten Lehrer vor den Klassen: Die #Verbeamtung ist ein Teil unseres 1,7 Mrd. € schweren Pakets für die Bildung in #Sachsen & wichtiger Baustein,um ausgebildete Lehrer hier zu halten & abgewanderte zurückzugewinnen.

Und Frank Haubitz? Der tat Direktoren-Dienst im Gymnasium Dresden-Klotzsche, wo ihn der WochenENDspiegel erreichte.

Frank Haubitz: “Ich freue mich, dass ein Fehler korrigiert worden sind, was in der Politik ausgesprochen schwierig ist. Durch die Verbeamtung der Lehrer ist Sachsen jetzt konkurrenzfähig, weil wir jungen Leuten ein tragendes Element liefern, in der Heimat zu bleiben.”

Gar kein Gram, dass er damals Schimpf und Schande für den Vorschlag erntete, Lehrer zu verbeamten?
Haubitz: “Nein. Es war damals meine Rolle, einen Prozess anzuschieben, was ich getan habe. Für mich als Schulleiter ist es wichtig, dass wir vernünftige Lehrer haben, um unsere Schüler gut zu unterrichten.”

Auch, dass sein Nachfolger jetzt beklatscht wird, ärgert den Kurzzeit-Kultus-Minister nicht.
Haubitz: “Ich ziehe vor Christian Piwarz den Hut. In den 52 Tagen in der Politik habe ich gelernt, wie schwierig es ist, etwas durchzusetzen, wenn der Koalitionspartner auch noch andere Vorstellungen hat. Der Kultusminister macht es aus meiner Sicht gut.”

Folgt man dem Direktor, braucht es einen sächsischen Kultusminister auch in Zukunft. Bildung bundeseinheitlich zu gestalten, ist für ihn keine Option.
Haubitz: “Ich kann nur warnen, die Finger davonzulassen. Die Differenzen bei den Leistungen der Schüler sind zwischen den Ländern zu groß!”

Sarkastisch fügt er hinzu: “Wir würden ganze Schülergenerationen dazu zwingen, in der Schule richtig zu lernen.”

Und: “Meine Zeit als Minister hat mir gezeigt, dass selbst die Einführung eines bundeseinheitlichen Abiturs unrealistisch ist. Wir müssen in Sachsen gute Bildungspolitik machen. Da gibt es viel zu tun.”

Stichwort Digitalisierung. Haubitz: “Die Umsetzung muss man vernünftig angehen. Es ist gut, wenn der Bund die Länder unterstützt. Aber er darf sich nicht in Inhalte einmischen.
Im Mittelpunkt muss der Netzausbau stehen, weil es nichts nützt, wenn man die Schulen mit Hardware ausrüstet, die man dann nicht nutzen kann.
Ich denke, man sollte auch überlegen, ob man nicht die Smartphones nutzt, die die Schüler ohnehin benutzen.”

Für Frank Haubitz, der altgedienten Direktor, sieht die Modernisierung der Lehrpläne und der Ausbau der Ganztagsschulangebot (z.B mit jahrgangsübergreifenden Unterrichtsangeboten) im Mittelpunkt: “Da gibt es in den nächsten Jahren viel Potenzial, die Schulbildung in Sachsen noch besser zu machen.”

Lehrerverbeamtung: Wie einst der Haubitz wollte…