Start Erzgebirge Wer kocht Benjamin Unger ab?
Artikel von: Sven Günther
11.11.2015

Wer kocht Benjamin Unger ab?

Benjamin Unger holte 17 Punkte im aktuellen Gault Millau. Foto: Uwe Zenker

17 Punkte im Gault Millau – Mälzer, Lafer, Poletto  & Co. haben abgegessen…

Von Sven Günther
Aue. 17 Punkte im Gault Millau. Das ist der Ritterschlag von den Geschmacks-Testern. Benjamin Unger, der Küchenchef des Restaurants “St. Andreas” im Hotel “Blauer Engel” hat ihn schon vor vier Jahren bekommen, konnte die Kritiker mit feinsten Gaumenschmeichlern immer wieder überzeugen. Auch in der gerade erschienenen Ausgabe hat er die 17 hinterm Restaurantnamen stehen. Hinter dem Leipziger “Falco” (Küchenchef Peter Maria Schnurr holte 19 Punkte, wurde Koch des Jahres) teilt er sich den zweiten Platz in Sachsen mit dem Stadtpfeiffer in Leipzig, dem Bean & Beluga und dem Caroussel in Dresden.

Die Kritiker loben in der aktuellen Ausgabe:
“Die Gourmetgemeinde im Erzgebirge scheint nicht sehr anspruchsvoll, denn sie begnügt sich damit, dass ihr bester Koch nur ein viergängiges Menü mit zwei Fleischhauptgängen zur Wahl plus Käse und Dessert präsentiert – deutscher Minimalrekord, immerhin an fünf Abenden in der Woche geboten. Vielleicht erinnert er sich noch, dass er mit einem Dîner seines großen Lehrmeisters Joachim Wissler drei Menüs hinbekäme? Subtiles Handwerk, prägnante Aromatik und Harmonie auf jedem Teller blieben. Den Langostino lässt er in der Frische von Gurke, Apfel und Gin Tonic baden, zum Glattbutt gelingt ihm eine filigrane Jungkohlrabi-Variation, der Knurrhahn schnurrt bei Fenchel und Safran. Zum Surf’n’ turf liiert er Schwarzen Seehecht und Ibérico-Schweinebauch im Aromenbett von Misocreme und Finger Lime. Zu Ungers Lieblingsprodukten gehört die Taube, was uns letztes Mahl eine kleine Palette von Schenkel, Brust und Leber mit Ackergemüse und Kräuterseitlingen bescherte, die wir in jedem Sinne feiner als das erstklassige dry aged Beef mit Süßkartoffelstreifen, die Hochrippe im Ensemble von Pfifferlingen, Cannelinibohnen und geschmorter Aprikose fanden. Auch die Versammlung von Saubohnen, Topinambur und eingelegten Kirschen zum Reh zählten wir nicht zu Ungers größten Glanztaten. Wer immer schon mal wissen wollte, was sich mit Joghurt alles anstellen lässt, erfuhr es beim Dessert „Honig und Joghurt“, dem wir die szechuangepfefferte Erdbeere No. 3 des Jungmeisters vorziehen, denn die bietet mit weißer Schokolade und Ingwer nicht das ziemlich Eindimensionale von Joghurt und Honig. Maître-Sommelier Claudius Unger, der jüngere Bruder, berät kompetent und wählt zielsicher aus den 300 Tropfen, die im Weinkeller des Hauses liegen. Die älteste Flasche stammt aus dem Jahr 1943: ein Clos de la Roche Grand Cru von Léon Violland.”

Köstliche Karriere

Seit 2010 kocht sich Unger immer weiter an die Spitze, hatte damals noch 15 Punkte, schaffte schnell den Sprung auf 17 Punkte, wo Bean & Beluga 2015 schon war. Der Stadtpfeiffer hatte vor fünf Jahren 16 Punkte, das Caroussel gar 18. Insider wissen; Die Ansprüche wachsen, je höher die Wertung wird. Der Sprung von 12 oder 13 auf 15 ist kleiner als der von 16 auf 17! Ganz schwierige wird es dann von 17 auf 18 oder 19 zu kommen. Der Spitzenwert von 20 Punkten, wird in Deutschland von keinem Restaurant erreicht.
Übrigens: Mit 17 Punkte grillt Benjamin Unger nicht nur den Henssler! Die meisten der Fernsehköche haben nicht mehr oder deutlich weniger Punkte. Lesen Sie, wie die bekannten TV-Küchenchefs aktuell abgeschnitten haben:

Tim Raue: Restaurant “Tim Raue” (19 Punkte), “Sra Bua by Tim Raue” (15), “Studio tim raue” (15), Berlin
Alfons Schuhbeck:”Südtiroler Stuben”, München: 17 Punkte
Lea Linster: “Lea Linster”, Frisange/Luxemburg 17 Punkte
Kolja Kleeberg:  “VAU”, Berlin: 16 Punkte
Nelson Müller:  “Schote”, Essen: 16 Punkte
Frank Rosin:  “Rosin”, Dorten: 16 Punkte
Johann Lafer:  “Bistro d’or” und “!Le Val d’Or”, Stromberg: 14 bzw. 16 Punkte
Ali Güngörmüş:  “Pageou”, München und “Le Canard Nouveau”, Hamburg: beide 16 Punkte
Vincent Klink:  “Wielandshöhe”, Stuttgart: 16 Punkte
Björn Freitag:  “Goldener Anker”, Dorsten: 15 Punkte
Frank Oehler:  “Speisemeisterei”, Stuttgart: 14 Punkte
Steffen Henssler:   “Henssler&Henssler”, Hamburg: 14 Punkte
Cornelia Poletto:  “Cornelia Poletto”, Hamburg: 13 Punkte
Tim Mälzer:  “Bullerei”, Hamburg: 12 Punkte

Das sind die deutschen Gourmet-Könige:

Helmut Thieltges: “Waldhotel Sonnora”, Wittlich: 19,5 Punkte
Joachim Wissler: “Vendôme”, Bergisch Gladbach: 19,5 Punkte
Christian Jürgens: “Überfahrt”, Rottach-Egern: 19,5 Punkte
Harald Wohlfahrt: “Schwarzwaldstube”, Baiersbronn: 19,5 Punkte
Klaus Erfort: “GästeHaus Klaus Erfort”, Saarbrücken: 19,5