Start Erzgebirge Wie krank macht das Smartphone?
Artikel von: Sven Günther
25.06.2019

Wie krank macht das Smartphone?

Der “2. Fachtag zur psychischen Gesundheit im Erzgebirge beschäftigte sich mit psychischen Erkrankungen und dem Thema „Generation Smartphone – Was sich im Kopf unserer Jüngsten abspielt.”

Ist Smartphone – Stress das neue Rauchen?

Von Sven Günther
Schneeberg. Sie nerven, klingeln, blinken, rattern und sind scheinbar der Zugang zur Welt. Smartphones diktieren unser Leben, lassen uns keine Ruhe, bestimmen den Rhythmus. Doch wie krank machen Handys? Ist Stress wegen seiner Gefährlichkeit das neue Rauchen?

Fragen, die beim “2. Fachtag zur psychischen Gesundheit” im Kulturzentrum „Goldne Sonne“ im Mittelpunkt stand.

Organisator Dr. Frederik Haarig ist klinischer Psychologe und Mitglied im Verein „Kopfvitamin“ aus Schwarzenberg, der sich dem Thema “Psychische Gesundheit” widmet. Er sagt: “Wir resümieren, dass die Themen zur psychischen Gesundheit erneut als relevant und bedeutsam eingeschätzt werden und es gerade im Hinblick auf den ländlichen Raum Erzgebirge nötig ist, sich damit zu befassen.”

Fest steht: Durch die Digitalisierung leiden wir immer mehr unter Dauerstress. Was in Urzeiten als natürlicher Reflex bei Gefahren (Adrenalin wird vermehrt ausgestoßen, Puls und Blutdruck steigen für Flucht oder Angriff/Abwehr)) lebenswichtig war, ist heute von Permanenz gekennzeichnet. Schlief der Urmensch nach überstandener Gefahr auf dem Mammut-Fell ein, haben wir heute keine Atempause mehr. Das ist nicht gesund!

Die psychischen Erkrankungen (11,1 Prozent) landeten laut  AOK-Gesundheitsreport auf Rang 3 und damit erstmals vor den Verletzungen mit 10,8 Prozent. Durch die Reizüberflutung können Körper und Geist nicht mehr entspannen.

Kneten statt surfen?

Ist es da richtig, Kinder auch noch im Unterricht mit den Smartphones zu belasten? Wäre es nicht besser, hier für die nötige Abwechslung zu sorgen, die analoge Motorik zu verbessern? Motto: Kneten statt surfen?

Dr. Haarig:  “In jedem Fall plädiere ich dafür, digitale Medien dosiert einzusetzen. Noch mehr Reize sind sicher nicht förderlich.”

Dr. Haarig: “In jedem Fall plädiere ich dafür, digitale Medien dosiert einzusetzen. Noch mehr Reize sind sicher nicht förderlich.”

Neben Impulsvorträgen zu den Themen „Psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter“ (Dr. Frederik Haarig), „Was tun, wenn Kinder in Krisen geraten“ (Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Andrea Goldhahn) sowie „Einblicke in die Schulsozialarbeit“ (Dipl.-Soz.päd. Mario Brand) konnten die Teilnehmenden vielfältige Workshops besuchen. Neben der Aufklärung zum Autismus-Spektrum (Autismuszentrum Chemnitz, Tanja Schubert) und dem Umgang mit Lern- und Leistungsstörungen (Ken Bleyer) waren hierbei auch Themen zu Kindeswohlgefährdung (Dr. André Körner), Aggressivität und Mobbing im Schulkontext (Torsten Badstübner) sowie Achtsamkeit und Entspannung für Kinder und Jugendliche (Hanna Schade) gefragt.

Ein Highlight stellte nach 2018 abermals der Science-Slam-Beitrag von Erik Leichter dar. Als versierter Poetry-Slamer versucht er sich darin, ein wissenschaftliches Thema („Generation Smartphone – Was sich im Kopf unserer Jüngsten abspielt?“) humorvoll und charmant aufzubereiten, um den Teilnehmenden in kürzester Zeit charmant die wichtigsten Fakten zu vermitteln … mit Erfolg.

Erik Leichter: “Gerade die Förderung der Medienkompetenz erscheint für die jüngsten unter uns als eine wichtige Maßnahme, die unter anderem bereits in Kindertagesstätten und Schulen angewandt werden könnte. Dabei ist wichtig, neben den Vorzügen der Nutzung von Medien, auch mit den möglichen Schwächen und Risiken umzugehen. Dennoch sollte Verständnis seitens der Eltern, Lehrkräfte und Erzieher gegeben sein, da die heutige Jugend unweigerlich mit dem Thema “Medien” aufwächst und damit in gewisser Weise auch verbunden ist.”

Das Thema der 3. Fachtagung 2020 steht fest: „Gesundes Arbeiten ist die beste Medizin“. Am 10. Juni 2020 soll es im Kulturhaus Aue darum gehen, wie man psychische Gesundheit im beruflichen Kontext erhalten und schützen kann.