Start Chemnitz Wie lief's, Herr Herhold?
Artikel von: Judith Hauße
10.02.2023

Wie lief’s, Herr Herhold?

Niners-Geschäftsführer Steffen Herhold zur Ehrung der ehemaligen Spieler Virgil Matthews und Malte Ziegenhagen. Foto: Jspictures.de – Jan Stimpel

WochenENDspiegel sprach mit Niners-Geschäftsführer Steffen Herhold über die bisherige BBL-Saison 2022/23

Mit dem zehnten Saisonsieg am vergangenen Sonntag (5. Februar) gegen Crailsheim stehen die Basketballer der Niners Chemnitz aktuell auf Platz fünf in der Tabelle (Stand: 10.02.2023). Was sagt das über die Leistung der Mannschaft aus? WochenENDspiegel hat sich die erste Hälfte ihrer dritten BBL-Saison im Interview mit Niners-Geschäftsführer Steffen Herhold genauer angeschaut.

Wie lief‘s bislang, Herr Herhold?

WOCHENENDSPIEGEL: Mit welchen Erwartungen sind Sie in die Saison 2022/23 gestartet, wie viele davon haben sich bisher erfüllt, sind neue dazu gekommen?

STEFFEN HERHOLD
Wir standen und stehen zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte vor der großen Herausforderung, die Doppelbelastung aus Bundesliga und europäischem Wettbewerb möglichst erfolgreich zu meistern. Das ist alles andere als leicht, zumal uns nach der guten letzten Saison viele Leistungsträger verlassen hatten. Umso glücklicher bin ich, dass wir in der BBL um die Playoffplätze mitspielen und im Europe Cup immerhin die Zwischenrunde erreichten. Hier und da wäre vielleicht etwas mehr drin gewesen, aber unter dem Strich können wir mit dem bisherigen Abschneiden zufrieden sein.

WOCHENENDSPIEGEL: Das Ausscheiden im internationalen Wettkampf: Fluch oder Segen?

STEFFEN HERHOLD
Wir hätten gern den Sprung ins Viertelfinale des Europe Cups geschafft, auch wenn die Doppelbelastung dann weiterhin sehr hoch gewesen wäre. Auf der anderen Seite kann die Mannschaft jetzt vielleicht ein paar Körner sparen, die sie in der Bundesligarückrunde definitiv brauchen wird.

WOCHENENDSPIEGEL: Was hat das mit der Mannschaft gemacht?

STEFFEN HERHOLD
Zum einen fordert es dem Team konditionell natürlich einiges ab, so viele Spiele in teils sehr kurzer Zeit zu bestreiten. Auch die langen Reisen und fehlende Zeit für konzentrierte Trainingseinheiten spielen eine Rolle. Auf der anderen Seite konnte die Mannschaft wertvolle Erfahrungen sammeln und auch als Team besser zusammenfinden.

WOCHENENDSPIEGEL: Was ärgert Sie persönlich am meisten – Europe Cup– oder Pokalaus?

STEFFEN HERHOLD
Beides war auf seine Weise schmerzhaft. Zu Saisonbeginn, kurz nach unserer Corona-Zwangspause und mit unvollständigem Kader kam das Pokalspiel in Crailsheim für uns zur falschen Zeit. Da hatten wir leider noch nicht das nötige Leistungslevel. Das Viertelfinale im Europe Cup haben wir dann wohl vor allem im ersten Match gegen Porto verspielt, als mit Wes Clark und Aher Uguak zwei wichtige Akteure verletzungsbedingt fehlten. So bleibt in beiden Fällen das Gefühl, dass in Bestbesetzung mehr drin gewesen wäre, aber damit muss man im Sport bisweilen leben. Nun geht der Blick nach vorn.

WOCHENENDSPIEGEL: Mit Wes Clark, Jason George und Malik Osborne wurde auf die Abgänge von Matt Mooney und Shonn Miller reagiert. Hat die Mannschaft aus Ihrer Sicht den Rhythmus gefunden. Wie zufrieden sind Sie mit der Leistung?

STEFFEN HERHOLD
Wes Clark, der als erstes hinzukam, ist längst fest integriert. Bei Jason George läuft es zunehmend besser und auch Malik Osborne taut langsam auf. Das Team arbeitet intensiv am Zusammenspiel und gerade in der bevorstehenden Länderspielpause Ende Februar können wir die Abläufe weiter optimieren. Es geht in die richtige Richtung.

WOCHENENDSPIEGEL: Welches Bild der Mannschaft zeigen Niederlagen, wie kürzlich erst gegen Braunschweig, wo man gegen die gegnerische Verteidigung kaum Lösungen fand?

STEFFEN HERHOLD
Solche Ergebnisse zeigen, dass Rückschläge dazugehören und in der BBL einfach eine enorm hohe Leistungsdichte herrscht. Wenn man da einen schlechteren Tag erwischt, der Dreier nicht fällt, Spieler angeschlagen sind, Reisestrapazen in den Knochen haben oder gar verletzt fehlen, dann kassiert man auch mal Niederlagen.

WOCHENENDSPIEGEL:
In der Tabelle steht man momentan auf Platz fünf (Stand: 8.02.) – Wäre Saisonende, hätte man damit die Playoffs erreicht. Ein gesetztes Saisonziel?

STEFFEN HERHOLD
Unser wichtigstes Saisonziel war und ist es, die Doppelbelastung aus BBL und Europe Cup anständig zu meistern, uns in beiden Wettbewerben konkurrenzfähig zu zeigen. Das ist uns bislang über weite Strecken gelungen. Nun steht in der Rückrunde die Bundesliga im Fokus und natürlich möchten wir gern ein Wörtchen um die Vergabe der Playoffplätze mitsprechen.

WOCHENENDSPIEGEL: Zum ersten Heimspiel nach drei Auswärtsspielen in der Bundesliga, werden am 12.02. die Bayern erwartet. Hat das Team in diesem Jahr wieder das Zeug dazu zum Bayern-Schreck zu werden? Ihr Tipp für das Spiel?

STEFFEN HERHOLD
Gegen Bayern bist du immer krasser Außenseiter. Aber das Schöne im Sport ist, dass der Underdog manchmal doch den Favoriten überraschen kann. Ich freue mich auf diese Partie vor vollem Haus und vielleicht ist ja wieder eine kleine Sensation möglich.