Start Erzgebirge "Wir haben die Qualität, die Klasse zu halten"
Artikel von: Judith Hauße
20.01.2023

“Wir haben die Qualität, die Klasse zu halten”

v.l.: Philipp Eckart; Pavel Dotchev; Joti Stamatopoulos; Werner Schoupa, bilden das Trainerteam. Foto: Foto: Atelier Lorenz Zschorlau

Interview mit FCE-Cheftrainer Pavel Dotchev

Pavel Dotchev.

Als Profi war Pavel Dotchev mit Lok und ZSKA Sofia, dann in Deutschland unter anderem beim Hamburger SV, Holstein Kiel und Paderborn erfolgreich, 24mal lief er für die bulgarische Nationalauswahl auf. Als Trainer führte er 2005 den SC Paderborn und 2016 den FC Erzgebirge in die 2. Bundesliga. Ende 2021 arbeitete Dotchev erneut bei den Veilchen, zunächst als Teamchef, ab Februar 2022 als verantwortlicher Trainer. Nach dem Abstieg verließ der 57-Jährige Aue, kehrte aber im Dezember auf den Cheftrainerposten zurück. Vorm ersten Heimspiel im neuen Jahr am Samstag gegen die SpVgg Bayreuth sprach Olaf Seifert mit ihm.

OLAF SEIFERT: Was bewog Sie, jetzt erneut in Aue Verantwortung zu übernehmen? Was ist anders an der Situation zuvor?

PAVEL DOTCHEV: Einiges hat sich geändert. Jetzt habe ich die Funktion des Cheftrainers und mit Matthias Heidrich einen Fachmann an der Seite, mit dem ich mich austauschen kann. Wir ergänzen und unterstützen einander. Hinzu kommen neuer Trainerstab, neue Spieler, ein neuer Vorstand. Ich empfinde es so, dass ich fast einen neuen Verein habe. Ich kann mich jetzt so entfalten, wie ich es mir vorstelle. Es tat mir weh, aus der Ferne zu sehen, wie Erzgebirge Aue gegen den Abstieg und so eine schlechte Saison spielt. Jetzt kann ich Einfluss nehmen, versuchen zu korrigieren und Sachen zu verbessern. Das motiviert mich.

OLAF SEIFERT: Mit Matthias Heidrich wurde ein Sportgeschäftsführer im Verein installiert. Was zeichnet „Matze” aus?

PAVEL DOTCHEV: Er ist ein sehr akribischer, tiefgründiger Mensch. Als Fußballer und dann Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in Köln hat er viele Erfahrungen gesammelt. Auch ich besitze jahrelange Erfahrungen als Trainer, wir ergänzen uns darum sehr gut und verfolgen gemeinsame Ziele; in unserer Situation den Klassenerhalt. Mit ihm arbeite ich hervorragend zusammen, ebenso wie mit den Mitgliedern des Vorstands und dem Trainerteam. Da passt kein Blatt Papier dazwischen.

OLAF SEIFERT: Das Trainerteam verstärken Werner Schoupa, Torwartcoach Tomislav Piplica sowie Joti Stamatopoulos und Philipp Eckart. Hinzu kommen im Funktionsteam Arzt Torsten Seltmann, Physio-Leiterin Marie Koch und Teammanager Thomas Romeyke. Ganz knapp, was schätzen Sie an diesen Partnern?

PAVEL DOTCHEV: Das Team ums Team ist enorm wichtig. Es muss in so einer schwierigen Situation zusammenrücken, gemeinsame Ziele verfolgen und keiner darf Einzelinteressen vertreten. Alle müssen an einem Strang ziehen, nur so haben wir eine Chance. Letztendlich geht es nicht um mich oder irgendwen, sondern um Erzgebirge Aue, das ist entscheidend.

OLAF SEIFERT: Warum sind Sie überzeugt, das Saisonziel Klassenerhalt zu schaffen?

PAVEL DOTCHEV: Das Auftreten als Team. Wir müssen sportlich noch viele Sachen optimieren und verbessern, aber diese Grundvoraussetzung ist vorhanden. Ich denke, dass wir als Mannschaft von Woche zu Woche wachsen können und die schwere Aufgabe letztlich schaffen werden.

OLAF SEIFERT: Die Generalproben vorm heißen Start sind gelungen. Wie lautet Ihr Fazit nach der Vorbereitung? Wie steht es um Moral und Fitness der Spieler?

PAVEL DOTCHEV: Es war wichtig, die Zeit vor Weihnachten zu nutzen, um Kondition und Fitness zu tanken. Nach dem Jahreswechsel wurden stärker fußballspezifische Akzente gesetzt. Mir war wichtig, die Testspiele erfolgreich zu gestalten, um Selbstvertrauen zu bekommen sowie individuell- und gruppentaktische Fähigkeiten zu trainieren. Das funktioniert nicht auf Knopfdruck, sondern als Prozess. Weil wir die Zeit nicht haben, müssen wir die Abläufe in der laufenden Saison optimieren. Die Testspiele haben gezeigt, dass die Mannschaft die Qualität und das Zeug hat, die Aufgabe zu bewältigen und die Klasse zu halten. Mir ist wichtig, dass die Stimmung im Team gut ist. Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit, doch wir sind gut vorbereitet und ich bin zuversichtlich, dass wir in der Rückrunde die nötigen Punkte holen.

OLAF SEIFERT: Das Transferfenster bleibt bis Ende Januar offen, sind noch Neuzugänge geplant?

PAVEL DOTCHEV: Mit Steffen Nkansah und Kilian Jakob fallen zwei Defensivspieler langfristig aus. Haben wir die Option, einen defensiven Mann zu verpflichten, der uns sportlich weiterbringt, werden wir nicht nein sagen. Es gilt geduldig zu bleiben und nicht die Nerven zu verlieren.

OLAF SEIFERT: Stichwort Mannschaftskapitän, warum genießt Martin Männel wieder das Vertrauen?

PAVEL DOTCHEV: Man muss nicht die Kapitänsbinde tragen um Führungsspieler zu sein. Die Mannschaft hatte zu Saisonbeginn Dimitrij Nazarov zum Kapitän gewählt, den ich absolut als Führungsspieler sehe. Aber damals war Martin verletzt und ich bin überzeugt, dass er als Identifikationsfigur jetzt der beste Kapitän ist, „Dima” ist zweiter Kapitän. Auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen ist entscheidend. Beide sind deshalb Führungsspieler bei uns.

OLAF SEIFERT: Als Nächstes gastieren Tabellennachbar Bayreuth und in eine Woche darauf die zweite Mannschaft von Bundesligist SC Freiburg im Erzgebirgsstadion. Wo liegen die Qualitäten dieser Gegner?

PAVEL DOTCHEV: Bayreuth hat nichts zu verlieren, wir sind Favorit. Das macht das Spiel für uns schwierig. Die Freiburger – ausgebildet für eine Perspektive in der Bundesliga – haben keinen Druck, sind eingespielt, jung, unbekümmert. Wir müssen gegen beide Mannschaften gewinnen, die Gegner können frei aufspielen.