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Artikel von: Sven Günther
09.05.2016

Wirtschaft: Höherer Mindestlohn nicht tragbar!

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Mindestlohn: Angst vor weiterer Erhöhung!

Von Sven Günther
Chemnitz/Dresden/Leipzig. 58 Prozent der sächsischen Unternehmen sind der Meinung, dass eine Anhebung des Mindestlohnes nicht tragbar sei. Das ergab eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern gemeinsam mit dem ifo-Institut bei knapp 2700 Firmen. Hintergrund ist der Vorschlag der staatlichen Mindestlohn-Kommission zur Anpassung am 30. Juni.
Hans-Joachim Wunderlich, Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz: „Für viele Betriebe ist schon jetzt ein Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro ein Beschäftigungs- und Investitionshemmnis. Bei einer weiteren Erhöhung des Mindestlohns oder einer Verschlechterung der konjunkturellen Lage dürfte es deshalb besonders für Un- und Angelernte noch schwieriger werden, eine Beschäftigung zu finden bzw. beschäftigt zu bleiben.”
Generell ist man sich bei der IHK darüber einig, dass staatliche Eingriffe in die Lohnfindung kritisch zu sehen sind. Marktwirtschaftliche Prozesse würden außer Kraft gesetzt. In Sachsen wirkte sich die Einführung des Mindestlohnes besonders stark aus. 54 Prozent der befragten Unternehmen mussten für einen Teil der Beschäftigten die Löhne und Gehälter anheben. Ein Drittel sah sich zu Lohn- und Gehaltssteigerungen oberhalb des Mindestlohnes gezwungen.
29 Prozent mussten Stellen abbauen, auch wenn es laut IHK wegen der guten Konjunktur nicht zu einer Welle von Entlassungen kam. Dagegen sparten die Firmen bei Sonderzahlungen, verzichteten auf Investitionen und Neueinstellungen oder kürzten Arbeitszeiten. Laut Umfrage gaben 58 Prozent die gestiegenen Kosten in Form von Preiserhöhungen an die Kunden weiter.

Hans-Joachim Wunderlich (IHK) und Michael Weber (ifo-Institut). Foto: IHK
Hans-Joachim Wunderlich (IHK) und Michael Weber (ifo-Institut).
Foto: IHK

 

SPD kontert: Panikmache!

Bei der SPD spricht man dagegen von Panikmache! „Der Mindestlohn funktioniert. In Sachsen profitieren überdurchschnittlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vom Mindestlohn. Wenn über die Hälfte der befragten Unternehmen Lohnanpassungen in Folge der Mindestlohneinführung vornehmen mussten, zeigt dies wie schlecht der Zustand vorher war“, erklärt Henning Homann, arbeitsmarktpolitischer Sprecher, zur heute vorgestellten Studie der sächsischen Industrie- und Handelskammern.

Es habe sich gezeigt, dass die Einführung trotz “Panikmache und Horrorszenarien” richtig war. Homann: “Natürlich hat die Höhe des Mindestlohns Auswirkungen. Die Unternehmen haben aber gezeigt, dass sie damit umgehen können. 41 Prozent der befragten Unternehmen halten sogar einen höheren Mindestlohn für vertretbar. Ich bin mir sicher, dieser Wert wird angesichts der positiven Entwicklungen auf dem sächsischen Arbeitsmarkt weiter steigen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Unternehmen die Potentiale höherer Löhne noch besser erkennen und nicht versuchen, sich auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oder auch der Investitionen anzupassen. Auch die sächsische Wirtschaft wird sich auf eine kontinuierlich steigende Lohnentwicklung einstellen müssen. Für eine erneute Panikmache im Vorfeld des Vorschlages der Mindestlohnkommission Ende Juni habe ich absolut kein Verständnis, zumal auch die Wirtschaft an der Mindestlohnkommission beteiligt ist.“

So berichtete www.wochenendspiegel.de im Januar:

Gewerkschaft will 10 Euro Mindestlohn!