Artikel von: Sven Günther
04.07.2022
Wunderbares Liederfest
1200 Gäste an der Günther Ruh
Weipert/Kühberg. Bis in den späten Vorabend hatte Dauerregen den Waldboden im Festgelände an der „Günther Ruh“ gründlich aufgemischt. Doch die Restnässe war für die Besucher der kleinen tschechischen Waldbühne kein Problem. Die Mitglieder des Bärensteiner Vereins “Denkmalpflege Weipert” hatten das Areal wieder perfekt vorbereitet, kümmerten sich zusammen mit tschechischer Unterstützung (Kulturhaus Weipert) um Speis und Trank. Einen emotionalen Höhepunkt gab es auch. Michael Holzapfel, auf dessen Intitiative die Günther Ruh wieder Leben eingehaucht worden war, konnte zum Fest begrüßt werden.
Mit Beginn der ersten Lieder begannen die am Tag etwa 1200 Anwesenden mitzusingen, zu schunkeln und zu klatschen. Sitzmöglichkeiten entlang des Weges waren kaum zu haben. Wie immer zum Liederfest fanden die Besucher auf den Steinen um und über der Bühne Plätze.
„Mir sei do, weil mor Arzgebirger sei“, sagten zwei Königswalder Männer und sprachen dabei vielen aus dem Herzen, die gekommen waren. Mit deftigen Sprüchen und in zackigen Reimen holten sich die Musikgruppe „De Ranzn“ und der Buchholzer Jörg Heinicke das Publikum schnell auf ihre Seite. Gut für die Redner, die die musikalischen Pausen nutzten, um Wesentliches mitzuteilen
Dazu gehörten auch die Worte des neuen Vorsitzenden des Heimatausschusses Weipert. Peter Barthl lebte bis 1967 in der tschechischen Grenzstadt und übernimmt nun den Staffelstab aus den Händen seines Vorgängers Gerhard Scharf. „Ich war 25 Jahre Vorsitzender in dem Gremium und kann sagen, dass das Verständnis und die Kontakte zu den Menschen hier nie besser waren als jetzt.“
Die gute Zusammenarbeit der ehemaligen Weiperter mit der Stadtverwaltung bestätigt auch Weipert’s Bürgermeisterin Jitka Gavdunová. „Wir erleben in der Zusammenarbeit mit Ihnen und auch dem Verein Denkmalspflege Weipert sehr viel Gutes“, bekennt das Stadtoberhaupt und meint damit vor allem die Zuwendungen an die Behindertenheime und Kindergärten vor Ort. „10 Prozet unserer Stadtbevölkerung sind in Heimen untergebracht. Die Einnahmen aus diesem Fest kommen vor allem ihnen zugute. Also essen und trinken Sie so viel wie möglich“, wünschte sich die Bürgermeisterin.
Christina uns Stefan Kluge aus Großrückerswalde staunten darüber, wie liebevoll und kreativ das Waldareal gepflegt ist. „Das hätten wir so nicht erwartet.“ Auch Raphael Stöckel aus Thum und der Bärensteiner Axel Schubert fühlten sich sichtlich wohl. Die beiden jungen Männer waren mit ihren Angehörigen gekommen. „Wir möchten unseren Kindern zeigen, dass auch diese Musik, die unterschiedlichen erzgebirgischen Lieder und so ein Fest richtig schön sind.“
„Deutsche und Tschechen können miteinander“, hat Bärensteins Bürgermeister Silvio Wagner beobachtet. Das sei nicht nur am guten, böhmischen Bier festzumachen. „Für mich könnte so auch Europa gehen“, sagt er und zitiert im gleichen Atemzug Anton Günther, der in einem seiner Lieder schrieb, dass der Grenzbach zwar die Länder, aber nicht die Herzen der Erzgebirger auf beiden Seiten trennt. (chbn)