Start Zeit schein stehen geblieben zu sein
Artikel von: Uwe Wolf
15.11.2016

Zeit schein stehen geblieben zu sein

Entschleunigung im Straßenverkehr. Vieles wird mit Pferdewagen transportiert. Foto: Jan Hübler
Entschleunigung im Straßenverkehr. Vieles wird mit Pferdewagen transportiert. Foto: Jan Hübler

Mittweida. Die Reisereportage Siebenbürgen/Transsilvanien gibt es am 16. November ab 17 Uhr in der Bürkel-Halle der Mittweidaer Fichte-Schule zu erleben. Es gilt tief hinab zu tauchen in eine sagenumwobene Landschaft voller deutscher Kulturgeschichte in Rumänien. Vor über 800 Jahren besiedelten unsere Vorfahren  diesen fruchtbaren Landstrich im Karpatenvorland und bauten Strukturen auf, die bis heute den Reisenden in ihrer Ursprünglichkeit faszinieren: Dörfer und Städte mit beeindruckenden Wehrkirchen.

Obwohl längst EU-Mitgliedsland, scheint besonders in SIEBENBÜRGEN die Zeit vielerorts noch stehen geblieben zu sein. Ortschaften mit Wasserversorgung  über Ziehbrunnen, in der Abenddämmerung gemütlich heimschaukelnde Kuhherden auf Dorfstraßen und auf Hofbänken schwatzende Mütterchen vermitteln eine Muße, wie wir sie bestenfalls noch aus Filmen über das 19. Jahrhundert kennen.

Neben einmaligen Trutzburgen sind insbesondere Städte wie Schäßburg, Kronstadt und Hermannstadt (Weltkulturerbe) einen Besuch wert.  Lebten vor einhundert Jahren noch mehrere hunderttausend Deutsche  in Siebenbürgen, brachte das 20. Jahrhundert Einschnitte ohne Happy End. Der Zweite Weltkrieg, die sozialistische Ära unter Diktator Ceaucescu und die politische Wende 1989 brachten ein Ausdünnen mit sich, infolgedessen heute nur noch wenige tausend Deutsche in Siebenbürgen zu hause sind.

Der Dresdner Reisejournalist Jan Hübler hat mit bestechenden Bildern eine aktuelle Bestandsaufnahme dieses Landes vorgelegt, das zwischen Pferdefuhrwerk und Porsche den Spagat zu meistern versucht, seinen Weg zwischen reichgesegneter Vergangenheit und krass hereinbrechendem Kapitalismus zu finden. jh