Start Zettelwirtschaft im Zoo der Minis
Artikel von: Sven Günther
21.01.2021

Zettelwirtschaft im Zoo der Minis

Bei den Krallenäffchen werden u.a. Zettel gefaltet in denen Leckereien versteckt sind. Foto: Bärbel Schroller

Lockdown fordert Tier-Beschäftigung-Therapie

Aue. Da in den Tiergärten derzeit die Interaktion der Tiere mit den Besuchern fehlt, liegt der Gedanke nahe, dass es für die Tiere leicht zu Langeweile im Gehege kommen könnte. Aus Dresden hört man, dass die Orang-Utans dort Fernsehen schauen und die Zebras Musik hören. Im Zoo in Kansas City haben die Pinguin-Wärter drei der kleinen Vögel einen Ausflug in eine Bildgalerie ins Museum spendiert.

Wie sieht es im Auer Tiergarten „zoo der minis“ aus?

Chefin Bärbel Schroller sagt dazu: „ Auch außerhalb des Lockdowns spielt die sogenannte ‘Verhaltensanreicherung’ für die Tiere im Tiergarten eine große Rolle. Ihr Lebensalltag wird von vielen Faktoren, wie Nahrungs- und Wassersuche, Revier- und Rangkämpfen, Sexualleben, Aufzucht von Jungtieren, Bedrohung durch Feinde und vielem mehr beeinflusst. Dies muss natürlich auch in der Zoohaltung berücksichtigt werden.”

Das Futter wird in einem Schneemann versteckt

Zur Stimulation des Geruchssinnes werden unter anderem Duftmarken von „Beutetieren“ (z.B. Pferdekot bei Katzen) im Gehege eingebracht. Bei anderen Tieren sind das aber auch Gewürze oder Parfüm. Hilfsmittel zur taktilen Stimulation sind unter anderem Bürsten, Matten und Zweige. Auch die Darbietung von Futter in verschiedenen Formen (versteckt, verstreut, oder auch im Ganzen) bereichern das Leben der Tiere. Für die soziale Komponente werden die Tiergruppen so zusammengestellt, dass sie ihr natürliches Verhalten weitestgehend ausleben können. Nicht zuletzt sorgt eine abwechslungsreiche Gestaltung der Gehege dafür, dass der Alltag im Tiergarten nicht langweilig wird.

Einige Zootiere sehen jedoch vor allem die Besucher als Bereicherung ihres Lebensraumes an und interagieren auf unterschiedliche Weise mit ihnen. Da dieser Punkt nun seit mehreren Monaten entfallen ist, werden in noch größerem Maße (soweit Zeit und Geld das zulassen) Beschäftigungsangebote offeriert. Die Tiere im Auer Tiergarten „zoo der minis“ sind fast alle sehr begeistert von Besuchern mit Hunden und es kommt dabei zu vielen Interaktionen.
Diesen Part übernimmt jetzt der Zoohund Zwergspitz Mutzel. Er geht von Zeit zu Zeit mit Mitarbeitern im Spazierschritt (die Tiere erkennen schon am schnelleren Schritt, wer Besucher und wer Tierpfleger ist) von Gehege zu Gehege und sorgt für Abwechslung.

Zwergotter, Miniponies, Miniesel, Ouessantschafe, Alpakas und Krallenaffen sind nur ein paar Arten, die dieses Angebot mit großem Interesse annehmen. Noch mehr als sonst ist Kreativität bei der Fütterung gefragt. Das Futter wird in Kartons gepackt, im Gehege versteckt oder schwer erreichbar aufgehängt. Mitunter werden z.B. den Katzen zusätzlich Felle zur Beschäftigung ins Gehege gegeben. Insekten werden in Heu oder Futterkugeln versteckt.
Bei den Krallenäffchen werden u.a. Zettel gefaltet in denen Leckereien versteckt sind. Da aber auch „Nieten“ dabei sind, beschäftigen sich die Tiere intensiv damit. Verträgliche Tierarten, die eigentlich geografisch nicht wirklich zusammen passen und ansonsten auch in getrennten Gehegen leben, werden zeitweise vergesellschaftet, auch das sorgt für Abwechslung ( z.B. Alpaka und Emu)

Manche Tiere nutzen die ruhigere Zeit auch zur Vermehrung. Die Zwergaras haben seit Jahren nicht mehr erfolgreich gebrütet, sicher auch, weil sie sich sehr viel mit den Besuchern beschäftigen und ihnen die Brut wahrscheinlich zu langwierig war.

Bärbel Schroller schließt mit einem Zitat von Heini Hediger, dem Schweizer Zoologen und Begründer der moderner Tiergartenbiologie: „ Wenn Menschen sich nur genügend Mühe geben, dann können auch die sich in einem Zoo wohl fühlen, die ihr ganzes Leben dort verbringen – die Tiere.“
Dies, so sagt sie, sei die wichtigste Grundlage der Arbeit der Mitarbeiter im Auer Tioergarten „zoo der minis“. Auch wenn sie sich sicher ist, dass sich die Tiere im Auer Tiergarten sehr wohl fühlen, hofft sie sehr, dass bald wieder Besucher kommen dürfen.

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